Samstag, 29. April 2006
Nichts vergeht wirklich
Ich mag Friedhöfe, gehe dort auch gern spazieren. Mit meinem Vater bin ich früher manchmal auf Erkundungen gegangen. Eigentlich wollte ich heute Vormittag eine Friedhofsgeschichte schreiben, musste aber plötzlich arbeiten. Hat sich vergangene Nacht unverhofft ergeben.

Vergangene Nacht hörte ich auch einen Auszug aus "Nichts vergeht wirklich - Die Lange Nacht der Friedhöfe". Ich war schon ziemlich angetrunken, das geht bei mir schnell, ich trinke nicht oft, aber was ich hörte, gefiel mir sehr gut. Heute Nacht wird die Sendung im Deutschlandfunk wiederholt.

Die Geschichte - und dann hoffentlich auch ein paar Fotos, die habe ich nämlich heute auch nicht machen können - gibt es ein anderes Mal. Ich muss gleich los, eine meiner Patentanten feiert heute ihren Geburtstag und vermutlich werde ich erst wieder zur Langen Nacht zurücksein.

... link ... 14-faches Echo   ... comment


Mittwoch, 26. April 2006
Gewöhnlicher Beifuß
Es war ein schöner Tag, daran erinnere ich mich genau. Am Vormittag hatte es noch gar nicht so ausgesehen. Lotte und Jan hatten mich mit dem Auto abgeholt, wir fuhren zu einem See, den ich nicht kannte. Lotte hatte einen Picknickkorb gepackt, und wir fanden am See auch einen Platz ganz für uns allein. Am Ufer wuchsen Büsche und irgendwelche Kräuter, und wir lagen glücklich im Gras. Mittags wurde es so warm, dass Lotte und ich unsere Pullover auszogen. Darunter trug ich ein helltürkises T-shirt, auch daran erinnere ich mich noch genau, ich mochte es sehr. Lotte trug ein kirschrotes, es stand ihr gut zu ihren dunklen Haaren. Irgendwann sind wir beide in der Sonne eingeschlafen, während Jan ein Stück weiter oben am Hang saß und auf den See hinausschaute. Als wir später aufwachten, waren meine Arme und mein Gesicht leicht gerötet, weil ich mich nicht mit Sonnencreme eingecremt hatte, das passiert mir sonst eigentlich nie. Die Sonne war weitergewandert und uns wurde kühl im Schatten, also brachen wir auf. Erst auf dem Heimweg hörten wir im Radio, was geschehen war in jener fernen Stadt, die nach dem gewöhnlichen Beifuss benannt war.

... link ... 20-faches Echo   ... comment


Sonntag, 16. April 2006
Something the cat brought in
Vorm Eingang zum Arboretum fand ich eine tote Maus, die die Hauptstadtkatze dort abgelegt hat. Vielleicht ist es auch ein Stöckchen vom Glückskeks, aber ich finde, es sieht eher aus wie eine inzwischen nicht mehr ganz frische Mäuseleiche. Ist ja auch schon ein paar Tage alt, ich habe es aber eben erst entdeckt. Dabei war ich heute früh schon vor der Tür, um die Sonntagszeitung aus dem Briefkasten zu holen. Telefoniert habe ich auch schon, gerade eben, mit dem Freund in Berlin und dessen Freund. Von dem habe ich mir Да будеть воля твоя übersetzen lassen, was so viel heißt wie "Dein Wille geschehe". Steht oft auf Grabsteinen. Russisch-orthodoxe Christen bekreuzigen sich übrigens dreimal, wenn sie aus der Kirche gehen. Sie halten davor inne, drehen sich mit dem Gesicht zu Tür und schlagen das Kreuz von rechts nach links. Und jedesmal berühren sie dabei auch noch mit der Hand den Boden. Ich habe mich gefragt, ob sich Katholiken auch von rechts nach links bekreuzigen, wusste jedoch die Antwort nicht. Aber sie knicksen vorm Altar. Ich kann mich an einen katholischen Küster erinnern, der in der Kirche arbeitete und vorm Altar das Knie beugte, wenn er mit dem Staublappen daran vorbei kam, was andauernd der Fall war.

Der, der die Schwabenkinder über die Alpen führte, war auch katholisch. Jedenfalls in dem gleichnamigen Film, den ich als letzten im Fernsehen sah. Ich besitze ja keinen Fernseher, habe aber in der vergangenen Woche die Pflanzen in der Wohnung meiner Schwester gegossen. Im Kino sah ich zuletzt den "Ewigen Gärtner" in der Originalfassung. Fürs Gärtnern wäre ich jetzt aber nicht richtig angezogen, in dem langen Rock aus petrolfarbenem Waschleder, ecrufarbenen Pullover und knöchelhohen schwarzen Schnürstiefeln. Meinen Pflanzen hier geht’s aber trotzdem ganz gut, die Ludisia hat wieder schön geblüht. Vier Dolden waren es diesmal, im vergangenen Jahr waren es sogar acht. Bei der von meiner Mutter waren es nicht so viele, dabei hat sie einen grünen Daumen.

Mein Daumen ist auf jeden Fall nicht so beweglich wie der von Glückskeks. Stattdessen vermag ich, innerhalb kürzester Zeit Chaos auf dem Küchentisch anzurichten, zwei Tageszeitungen helfen dabei übrigens ungemein, falls das jemand nachmachen möchte. So wirklich empfehlen kann ich das aber eigentlich nicht. In der Küche läuft gerade Deutschlandradio: Kicken beim Nachbarn. Polen auf deutschen Fußballplätzen.

Ich sitze gerade nebenan, in dem Zimmer, an dessen Wänden sechs Bücherregale stehen oder hängen. Außerdem hängen dort zwei Kalender, einer zeigt Petr Alexandrovich Nilus’ Auf der Brücke (das Original befindet sich im Museum für schöne Künste in Odessa), ein Katzenkalender, ein Poster aus der Galleria Uffizi Firenze, das mir meine Schwester geschenkt hat, weil ich damals auf die Katze ihres Freundes aufgepasst hatte. An der einen Wand lehnt ein Bild, was mir einst mein russischer Freund gemalt hat, an einer anderen Wand hängt ein abstraktes Aquarell meiner Mutter, es zeigt – Überraschung! – Bäume.
Ein Fenster und zwei Türen hat es auch, das Zimmer. Neben der zur Küche habe ich zwei Postkarten an die Wand gepinnt: Max Liebermanns Regenstimmung an der Elbe (das Original hängt in der Hamburger Kunsthalle) und die Kreidefelsen von Rügen. Wenn ich meinen linken Arm zur Seite ausstrecke, greife ich ins Leere, bis zum Bücherregal reicht mein Arm nicht.

Die Karbonade war kalt, aber er hatte keine Lust, sie aufzuwärmen. (Antonio Tabucchi: Erklärt Pereira), das Buch habe ich heute Morgen im Bett ausgelesen, jetzt liegt es vor mir, damit ich daran denke, es zurückzugeben, es ist nur geliehen. Heute Morgen nach dem Aufwachen wusste ich noch, was ich geträumt habe, inzwischen habe ich es vergessen. Vor ein paar Tagen bekam ich im Traum einen regelrechten Lachkrampf, ich weiß nicht mehr, warum – nur, dass es sehr unpassend war. Deshalb ging ich im Traum zum Lachen in den Keller. Dort habe ich mir schier gekugelt, dann wachte ich mit einem Grinsen auf.

23 überfordern mich, ich lass es jetzt einmal gut sein.

... link ... 4-faches Echo   ... comment


Samstag, 1. April 2006
Keine falsche Bescheidenheit
"Wieso findet eigentlich keiner Juristinnen sexy?", fragte sich die werte Modeste im vergangenen Mai. Einige der anwesenden Herren meinten sogleich, es läge an der Streitlust, die Juristinnen nun einmal an den Tag legten, die wirke auf Männer einfach abschreckend. Doch sie irrten, keineswegs mangelt es jenen Damen aufgrund ihres Berufes an Sex Appeal - hier ist der eindeutige Beweis.

... link ... 27-faches Echo   ... comment


Samstag, 25. März 2006
Eat Man Drink Woman
Weißt Du, sagt er zu mir, das schlimme ist, dass man nicht mehr isst, worauf man Lust hat, sondern das, was billig ist. Allmählich kann ich keinen Kohl mehr sehen. Ich träume davon, einmal wieder im Supermarkt ganz viel kaufen zu können, den ganzen Wagen voll.

Ich nicke und gieße ihm einen Schluck vom mitgebrachten Wein nach.

... link ... 13-faches Echo   ... comment


Donnerstag, 23. März 2006
Verstehe das, wer will
Da schauen sie sich jeden Abend in den Fernsehnachrichten an, wie in Frankreich die Studenten gegen den "contrat première embauche", kurz CPE, demonstrieren, weil eben jener "Vertrag zur Ersteinstellung" innerhalb der ersten zwei Jahre den Kündigungsschutz für Berufsanfänger aufhebt. Dass in Deutschland die Große Koalition bereits im vergangenen Jahr die Vereinbarung getroffen hat, gemäß der die Arbeitgeber mit neu eingestellten Mitarbeitern bis zu 24 Monate Probezeit vereinbaren können, haben die, die da vor den Fernsehern sitzen, anscheinend irgendwie nicht mitbekommen. Oder einfach nicht kapiert, dass diese Vereinbarung sie sehr wohl auch betreffen könnte, womöglich viel eher als sie glauben. Noch ist diese Vereinbarung nicht in geltendes Recht umgesetzt worden. Noch nicht.

... link ... 7-faches Echo   ... comment


Dienstag, 21. März 2006
Huch
Im Pilates-Kurs waren heute Abend zum ersten Mal mehr Männer als Frauen, dabei sind solche Kurse doch sonst eher "Frauenkram".

... link ... 7-faches Echo   ... comment


Samstag, 18. März 2006
333
Leider hat der werte Herr Wuerg noch nichts über die 333 geschrieben, aber die Zahlen 3 und 33 sind ja auch nicht zu verachten.

... link ... 4-faches Echo   ... comment


Dienstag, 14. März 2006
Aufgeschnappt
Auch so ein hübsches Wort: Weltwetterorganisation.

Draußen scheint schon wieder den ganzen Tag lang die Sonne, das haben bestimmt die organisiert. Ich habe mir daran ein Beispiel genommen und mir ein bisschen Frühling für die Wohnung besorgt.

... link ... 10-faches Echo   ... comment


Montag, 13. März 2006
Kurze Pause
Zur Stärkung der Selbstdisziplin - ich muss endlich den ganzen Papierkram erledigen, sonst wird das nie etwas.

... link ... kein Echo   ... comment