Freitag, 27. Juli 2007
Von Mäusen und Lerchen
Geht die Katze auch auf Reisen,
sie springt in England wie in Sachsen nach Mäusen.
- Sprichwort -
Dienstag reise ich dann wieder ab - so die Lokführer mich lassen. Falls ich also schon nicht dem Streik entgehen sollte, dann hoffentlich wenigstens der nächsten Erkältung ... die aus Berlin bin ich nämlich immer noch nicht ganz wieder los.
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Montag, 2. Juli 2007
Vogelhochzeit
Wenn die Eisenbahner mich lassen, dann komme ich am Donnerstag nach Berlin, denn der liebe Freund feiert Hochzeit. Und da Lerche, Eule und Sperling auch kommen, wird er ihnen die meiste Zeit widmen müssen. Mit anderen Worten: Ich habe am Freitag tagsüber, und am Sonntag und Montag den ganzen Tag und Abend Zeit. Vielleicht gibt es ja Berliner Blogger, die Zeit haben für eine Tasse Tee, einen Spaziergang oder eine abendliche Vergnügung.
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Dienstag, 12. Juni 2007
Mal mir doch mal ein Bild
Und dann plötzlich, in der Vitrine, die Filzstifte.
Solche hatte ich als Kind einmal bekommen. Damals, als ich mir zu meinem elften Geburtstag Filzstifte wünschte, und fast jeder Erwachsene, der meinen Wunschzettel gesehen hatte, mir dann Filzstifte schenkte. Am Ende waren es 136.
Kein Kind braucht so viele Filzstifte, also schenkten wir einen Teil davon weiter. Meine Mutter hatte mir das vorgeschlagen, und sie packte welche ins DDR-Paket. Ob auch die Filzstifte darunter waren, die am Rand der weißen, runden Kappe ringsum eckige Kanten hatten, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich noch gut an diese Stifte. An die Kappen, die sich nur schwer abziehen ließen, wie leicht taten sich Kinderfinger an den harten Plastikkanten weh. Diese Sorte Filzstifte habe ich später nie mehr gesehen - bis ich im Mai 2002 vor der Vitrine mit den Dingen stand, die die Häftlinge herstellen mussten, dort in Bautzen II.
Solche hatte ich als Kind einmal bekommen. Damals, als ich mir zu meinem elften Geburtstag Filzstifte wünschte, und fast jeder Erwachsene, der meinen Wunschzettel gesehen hatte, mir dann Filzstifte schenkte. Am Ende waren es 136.
Kein Kind braucht so viele Filzstifte, also schenkten wir einen Teil davon weiter. Meine Mutter hatte mir das vorgeschlagen, und sie packte welche ins DDR-Paket. Ob auch die Filzstifte darunter waren, die am Rand der weißen, runden Kappe ringsum eckige Kanten hatten, weiß ich nicht mehr, aber ich erinnere mich noch gut an diese Stifte. An die Kappen, die sich nur schwer abziehen ließen, wie leicht taten sich Kinderfinger an den harten Plastikkanten weh. Diese Sorte Filzstifte habe ich später nie mehr gesehen - bis ich im Mai 2002 vor der Vitrine mit den Dingen stand, die die Häftlinge herstellen mussten, dort in Bautzen II.
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Sonntag, 6. Mai 2007
Denkmal für Pit
In Diyarbakir hat man Pit ein Denkmal gesetzt. Und ich habe es auf die Schnelle durch den Zaun
Außer auf riesige Melonen ist man in Diyarbakir auch auf seine Stadtmauer stolz. Fünfeinhalb Kilometer ist sie lang, nur die chinesische Mauer sei älter und länger, heißt es.
Und so finden sich beide Wahrzeichen, Basaltmauer und Melone, in den Restaurants auf Erfrischungstüchern und Zuckerwürfeln.
Pit fühlte sich vielleicht geschmeichelt, dort leben wollte er sicherlich nicht.
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Sonntag, 22. April 2007
Wenn einer eine Reise tut
In Istanbul sang der Muezzin am schönsten, in Ankara hat es geschneit. Die Gassen von Diyarbakir versanken im Schlamm, in Mardin marschiert das Militär. Ich aß Kekse beim Botschafter und hatte Dinner mit der PKK. Zimttee gab es beim assyrischen Metropoliten, bei den Aleviten die grausigsten Klos. Mitleid bekam ich mit den Armeniern und im Finanzministerium fast einen Lachkrampf. Überhaupt habe ich viel gelacht in der vergangenen Woche und noch viel mehr Widersprüchliches gehört. Ich muss unbedingt noch einmal nach Istanbul, jetzt aber erst einmal hier ankommen.
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Sonntag, 15. April 2007
Ich packe meinen Koffer
… nun ja, eigentlich stehe ich noch etwas unschlüssig davor, weil ich diesmal nicht so recht weiß, was ich mitnehmen soll. Fünf Flüge in sechs Tagen. Außerdem ist es dort nur halb so warm wie hier, wenn’s hochkommt. Für Mittwoch haben sie in Ankara sogar nur 8 Grad vorhergesagt, aber da bleiben wir nur einen Tag und eine Nacht. Von Istanbul und Diyarbakir werde ich auch kaum etwas sehen, ist schließlich Arbeit, kein Urlaub. Aber spannend wird’s bestimmt.
Ich werde Handschuhe einpacken.
Ich werde Handschuhe einpacken.
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Samstag, 20. Januar 2007
В ресторане
Zwei Tage später holte uns Taron wieder mit seinem Auto ab. Er und sein bester Freund wollten uns zum Essen einladen, diesmal nichts Geschäftliches, sondern zum Vergnügen. Wir fuhren eine Weile über die unendlich breiten Straßen, damals herrschte in Moskau noch wenig Verkehr. Den Namen des Restaurants weiß ich nicht mehr, aber an Maschas überraschter Reaktion merkte ich, dass das eine der besseren Adressen war.* Ich erinnere mich noch an viel Stuck und Kronleuchter, kleine Vierertische standen in einem großen Saal.
Bevor wir in den Saal hineingingen, raunte mir Mascha noch leise ins Ohr: Mach Dir nichts aus den bösen Blicken, die wir wahrscheinlich ernten werden. Man wird uns für Prostituierte halten.
Wieso?, fragte ich. Dein Lippenstift ist nicht rot, und ich trage heute sogar Hosen.
Trotzdem, sagte sie leise und traurig. Weil Taron und sein Freund Armenier sind.
Bevor wir in den Saal hineingingen, raunte mir Mascha noch leise ins Ohr: Mach Dir nichts aus den bösen Blicken, die wir wahrscheinlich ernten werden. Man wird uns für Prostituierte halten.
Wieso?, fragte ich. Dein Lippenstift ist nicht rot, und ich trage heute sogar Hosen.
Trotzdem, sagte sie leise und traurig. Weil Taron und sein Freund Armenier sind.
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Mittwoch, 17. Januar 2007
Hotel Kosmos
Nimm Deinen Pass mit, forderte mich meine Freundin Mascha auf. Vielleicht brauchen wir ihn, um hinein zu kommen. Denn falls sie etwas sagen, wedele ich mit meinem UPDK-Ausweis und Du musst dann ein wichtiges Gesicht machen. Ich erzähl’ denen, Du seiest ein wichtiger ausländischer Gast, den ich betreue.
Ich musste dann aber meinen grünen Pass doch nicht vorzeigen, Mascha selbst trat wichtig genug auf, um am Schwejzar des Hotels Kosmos vorbeizukommen. Vor jedem Hotel stand damals so ein Schwejzar, der mit sowjetischer Höflichkeit kontrollierte, wer hinein wollte. Hotelgäste bekamen ein Kärtchen mit Namen und Zimmernummer, das sie jedes Mal ausgehändigt bekamen, wenn sie die Zimmerschlüssel abgaben. Und abgeben musste man sie, dafür wurde schon gesorgt. Außerdem diente diese Karte als Passersatz, denn der wurde für die Dauer des Hotelaufenthalts von den Gästen einkassiert.
Im Hotel Kosmos waren wir mit einem guten Freund von ihr verabredet, Taron, einem sehr netten Armenier, der mich schon ins Theater geführt hatte und mir zudem Karten fürs Bolschoi Ballett geschenkt hatte, die es so nicht zu kaufen gab. An jenem Abend wollte er noch einen Geschäftsfreund mitbringen. Mascha lag viel an dem Treffen, hoffte sie doch auf geschäftliche Informationen oder Kontakte, ich würde für den Abend das schmückende Beiwerk geben, damit die Zahl aufging. Geschäfte zu machen, irgendwie zu Geld zu kommen, war wichtig in Moskau im August 1990, als die Läden leer waren und es oft nur wenig zu essen gab.
Taron und sein Begleiter waren noch nicht da, also setzten wir uns in einer der plüschigen Sitzecken im Foyer. Hinter unserem Rücken lungerten ein paar einzelne Herren in dem sonst leeren Foyer herum. Ausländische Geschäftsleute, der Kleidung nach zu urteilen aus dem Westen. Nun ja, das Hotel war nicht gerade billig. Zwei von ihnen sprachen leise miteinander, es klang skandinavisch. Oh Ptitschka, sagte Mascha leise kichernd zu mir, ich glaube, die halten uns für Prostituierte, weil wir alleine hier sind. Wahrscheinlich überlegen sie gerade, wie sie uns ansprechen sollen. Ich lachte und antworte absichtlich etwas lauter: Die sollen nur kommen, denen erzähle ich was. Es kam dann doch keiner, vielleicht hatten sie an meinem britisch gefärbtem Englisch erkannt, dass sie eine Frau aus dem Westen vor sich hatten, vielleicht war aber auch nur unsere Verabredung noch rechtzeitig genug eingetroffen.
Wir speisten in einem der Hotel Restaurants. Es war ziemlich düster, sonst ist mir nicht viel in Erinnerung geblieben. Mein Russisch war zu schlecht, um der Unterhaltung folgen zu können, aber ich gab mir alle Mühe, dekorativ auszusehen. Anschließend fuhren wir noch nach oben in den Business Club, von dem mir Mascha gesagt hatte, dass er exklusiv und teuer wäre und bei russischen Geschäftsleuten sehr beliebt. Es waren fast nur Männer dort, vereinzelt waren auch ein paar Frauen zu sehen, die an der Bar saßen. Taron sah die vielen Männer an, schaute dann zu den Frauen mit den rot geschminkten Lippen und bemerkte trocken: Oh, sie haben viel zu tun heute Nacht.
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Dienstag, 9. Januar 2007
In der Nähe so fern
In diesem Jugendstiltraum von Bahnhof, standen die beste Freundin und ich und suchten nach einem Zug nach Breslau. Doch auf dem Fahrplan gab es kein Breslau, überhaupt existierte Polen darauf nicht, ganz so, als endete die Welt da unten an der Neiße, wo direkt am gegenüberliegenden polnischen Ufer eine paar alte, bonbonfarbene Häuser standen, hinter denen Plattenbauten emporragten. Zwischen den Ufern die Altstadtbrücke stand schon lange nicht mehr, gesprengt, wie so viele kurz vor Kriegsende.
Die müssen doch von hier irgendwie mit dem Zug nach Breslau kommen, so weit ist das doch gar nicht, wunderte sich die beste Freundin.
Lass uns an der Info fragen, schlug ich vor.
Die beiden Damen waren sehr freundlich. Nein, von hier ginge kein Zug nach Breslau, aber wahrscheinlich vom Bahnhof auf der anderen Seite in Zgorzelec. Wie wir denn dahin kämen, wollten wir wissen.
Da fahren Sie über die Autobrücke, sagte die ältere der beiden, die ich auf Ende 40 schätzte.
Wir haben leider kein Auto, entgegnete ich, fährt nicht auch irgendein Bus hinüber?
Das weiß ich leider nicht, entschuldigte sie sich, ich war ja noch nie drüben. Weißt Du, ob es einen Bus dahin gibt?, wandte sie sich an ihre jüngere Kollegin.
Es könnte sein, dass einer am alten Postamt abfährt, antwortete die Enddreißigerin. Aber ganz sicher bin ich mir nicht, ich war auch noch nie dort.
Aber wir haben eine Kollegin, die war schon mal da, sagte die erste fast ehrfürchtig. Gell, die Heike, die ist doch schon einmal nach Zgorzelec rübergefahren?
Ihre Kollegin nickte. Ja, die war einmal drüben. Ist schon ein paar Jahre her.
Wir bedankten uns und machten uns auf die Suche nach der Bushaltestelle. Draußen auf dem Bahnhofsvorplatz mussten wir dann doch ein bisschen lachen.
Mein Gott, meinte die beste Freundin, so wie die das sagten, klang es mindestens wie eine Expedition in den Himalaya.
Das war im Mai 2004. Polen war wenige Tage zuvor der EU beigetreten.
Die müssen doch von hier irgendwie mit dem Zug nach Breslau kommen, so weit ist das doch gar nicht, wunderte sich die beste Freundin.
Lass uns an der Info fragen, schlug ich vor.
Die beiden Damen waren sehr freundlich. Nein, von hier ginge kein Zug nach Breslau, aber wahrscheinlich vom Bahnhof auf der anderen Seite in Zgorzelec. Wie wir denn dahin kämen, wollten wir wissen.
Da fahren Sie über die Autobrücke, sagte die ältere der beiden, die ich auf Ende 40 schätzte.
Wir haben leider kein Auto, entgegnete ich, fährt nicht auch irgendein Bus hinüber?
Das weiß ich leider nicht, entschuldigte sie sich, ich war ja noch nie drüben. Weißt Du, ob es einen Bus dahin gibt?, wandte sie sich an ihre jüngere Kollegin.
Es könnte sein, dass einer am alten Postamt abfährt, antwortete die Enddreißigerin. Aber ganz sicher bin ich mir nicht, ich war auch noch nie dort.
Aber wir haben eine Kollegin, die war schon mal da, sagte die erste fast ehrfürchtig. Gell, die Heike, die ist doch schon einmal nach Zgorzelec rübergefahren?
Ihre Kollegin nickte. Ja, die war einmal drüben. Ist schon ein paar Jahre her.
Wir bedankten uns und machten uns auf die Suche nach der Bushaltestelle. Draußen auf dem Bahnhofsvorplatz mussten wir dann doch ein bisschen lachen.
Mein Gott, meinte die beste Freundin, so wie die das sagten, klang es mindestens wie eine Expedition in den Himalaya.
Das war im Mai 2004. Polen war wenige Tage zuvor der EU beigetreten.
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Dienstag, 26. Dezember 2006
Am Weihnachtsbaume die Lichter brennen
Ich mag Weihnachten.
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