Freitag, 13. Oktober 2006
An der Saale hellem Strande
Den Strand werde ich nicht sehen. Ein paar Ruinen vielleicht, aber es wird nicht einmal Zeit für ein Erinnerungsfoto bleiben. Denn den Tag werde ich von morgens bis abends in irgendeinem Konferenzraum irgendeines Hotels verbringen. Davor und danach bin ich dann da, wo ich immer gerne bin.
Bis Dienstag bin ich also ’mal weg. Bis denne dann.

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Freitag, 1. September 2006
Jetzt ist Sommer

Egal, ob man schwitzt oder friert:
Sommer ist, was in Deinem Kopf passiert.

- Wise Guys: Jetzt ist Sommer -

Inzwischen muss man sich schon den Sommer selbst machen. Und dort, wo ich morgen für ein paar Tage hinfahre, ist es sogar noch zwei, drei Grad kühler als hier. Dann halte ich da eben nach Schneeeulen Ausschau.

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Freitag, 14. April 2006
Comes A Time

This old world keeps spinning 'round
It's a wonder tall trees ain't laying down
There comes a time...

- Neil Young: Comes A Time -

Schweren Herzens habe ich eben gerade am Telefon mit der Freundin die Reisepläne beerdigt. Vielleicht ein anderes Mal, in besseren Zeiten.

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Sonntag, 19. März 2006
America the beautiful
Mit schnellen Griffen rafft sie einen Stapel Kinder-T-shirts zusammen, die vor ihr auf einer Decke auf dem Boden ausgebreitet liegen. Das maisgelbe nimmt sie auch noch an sich. "How much?", fragt sie dann die Frau am Stand. "One dollar each", antworte die. "Ok, I’ll take them." Sie spricht alles amerikanisch-breit aus, dennoch ist sie auf den ersten Blick als Deutsche zu erkennen, mit ihrem etwas zu stark gebleichtem Haar, ihrer etwas zu üppigen Figur und dem himbeerroten Jogginganzug aus dem PX. Sie mag amerikanische Flohmärkte und besucht sie regelmäßig. "Hier gibt es immer so schöne Sachen aus den USA, die es in deutschen Geschäften nicht zu kaufen gibt", wird sie später erzählen und auf eine Lampe mit einem Fuß aus braunem Glas deuten. Jetzt zeigt sie aber erst einmal auf zwei große Tüten mit leichtem Plastikspielzeug. He-Man in der einen, grau-blaue Soldaten und Indianer in der anderen. "And how much for those?", will sie wissen. "50 Cents each." Sie nickt und greift zuerst nach den Tüten, dann nach ihrem Portemonnaie.

Den Blick der Deutschen, die sich eben mit ihrem achtjährigen Sohn über eine Kindergartentasche mit einem glotzäugigen Fisch mokierte, hat sie zum Glück nicht gesehen. Vielleicht hat sie auch einfach nur gelernt, solche Blicke zu übersehen, seitdem sie anfing, in den Club zu gehen, in dem immer viele GIs herumhingen. Die waren stets freundlich, ganz anders als die Jungs in ihrem Viertel. Im Club fühlte sie sich schön und begehrenswert, es waren genug Männer da, selbst für eine wie sie. Die jungen Männer im Club lächelten viel, sprachen sie an und luden sie zu einem Drink ein, sie selbst hatte ja nicht so viel Geld. Sie ging oft hin, auch dann noch, als mit dem einen dann Schluss war. Wohin sollte man denn auch sonst gehen? Im Club guckte außerdem keiner komisch, weil sie mit einem der Männer zusammen war. Ihren nächsten und übernächsten Freund hatte sie auch dort kennen gelernt, sie war nicht lang allein.

Die Hochzeitsreise machten sie in die USA, das war das erste Mal, dass sie dort war. Seither liebt sie dieses Land noch mehr, seine Eltern waren eigentlich auch ganz nett. Die Ehe ist dann nach einigen Jahren schief gegangen, vor kurzem ist sie mit den vier Kindern ausgezogen. In der neuen Wohnung trat das "fogging syndrome" auf, Weichmacher, die ausdünsteten und alles mit einem Schmierfilm überzogen. "Das lässt sich auch nicht mehr aus den Kleidern heraus waschen“, erzählt sie. "Die Ersatzwohnung, die wir gerade bekommen haben, ist noch total leer. Wir haben gar nichts mehr, keine Möbel, keine Kleidung, kein Spielzeug." Aber zum Glück gebe es ja den Flohmarkt, sagt sie noch. Günstig sei der auch, schließlich würden die Familien, die in die Staaten zurückgehen müssten, immer viel verkaufen, das erlaubte Gewicht bemesse sich nach dem Rang. Sie schaut sich um und lächelt. Amerika ist das Beste, das ihr je passiert ist.

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Sonntag, 12. März 2006
Steamy Windows
Gestern Abend erging es der freundlichen Barkeeperin des Café International häufig wie weiland dem Personal von HO-Gaststätten. In 95 Prozent der Fälle äußerten die Blogger Wünsche, die sie mit „Haben wir nicht“ beantworten musste. Nicht, dass es im Café an irgendetwas gemangelt hätte, schließlich gab es, passend zum Retro-Charme, nicht nur Afri Cola, Espresso und irgendein Bier mit Gold im Namen. Aus irgendwelchen Gründen verlangten die Gäste aber immer erst einmal nach Latte macchiato, Apfelsaftschorle oder diesem Bier, was auf Schiffen mit grünen Segeln und schlechter Begleitmusik über die Meere kreuzt. Keine Ahnung, warum es das tut, aber vielleicht schmeckt das ja trotzdem, ich weiß es nicht, ich mag kein Bier.

Getrunken wurde also reichlich, und die Scheiben des kleinen Cafés beschlugen bald, denn man kam dort leicht ins Gespräch. Dass es so klein war, war auch aus anderen Gründen ganz praktisch, so konnte man bei längeren Texten bequem auf die Toilette verschwinden, ohne wirklich etwas zu verpassen.
Weniger ist mehr, muss auch der Erbauer der Toiletten gedacht haben, die eher für Zwerge ausgelegt, aber sauber war. Ist ja heutzutage in Lokalen keine Selbstverständlichkeit mehr, deshalb muss das hier einmal gesagt werden. Zum Händetrocknen gab es allerdings so ein Pusteding, wie es auch Herr Bandini nicht leiden kann. Ich habe aber nicht darauf geachtet, ob er deshalb ’mal mit nassen Jeans auf der Schaufensterbühne saß. Dazu war ich zu sehr von Sunas Gefühl für Rhythmus gefesselt, die charmanterweise immer wieder lachen musste, als sie eine Geschichte über einen grau gelockten Herrn vorlesen wollte, und ein solcher auch neben ihr auf der Bühne saß. Tapfer kämpfte sie gegen den drohenden Lachanfall an, dabei hatte der neben ihr gar keine gelben Reißverschlusszähne, allenfalls ein Implantat.

Ich glaube, der Barkeeperin hat der Abend auch gefallen.

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Sonntag, 19. Februar 2006
Sieben Prozent
Dass ich mich mit einem Autoatlas bestens zu amüsieren weiß, hat der ein oder andere Besucher bereits mitbekommen. Wobei sich das nicht auf Deutschland beschränken muss, schließlich besitze ich auch den Road Atlas Britain und The North American Road Atlas United States, Canada and Mexico. So manch erstaunlichen Ort entdeckte ich schon darin.
Bei kleineren Anfällen von Fernweh ist bei mir die Online-Auskunft der Bahn ebenfalls sehr beliebt. Dann spiele ich herum und male mir aus, wohin ich mit 29 Euro reisen könnte. Und manchmal muss es auch die Website einer Billigfluglinie sein, schließlich habe ich erst 17 Länder besucht, das sind gerade einmal sieben Prozent. Meine Weltkarte hat einfach noch zu viele weiße Flecken.



create your own visited country map
via Lisa9 neulich

Morgen wird es dann aber doch nur Erfurt für einen Tag.

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Dienstag, 1. November 2005
Kein Zug nach Irgendwo
Eigentlich wäre ich Anfang Dezember schrecklich gern mit Dir nach Berlin gefahren, liebe Bahn, denn ich hatte vergangene Woche gesehen, dass es bei Dir Herbst-Spezial-Tickets gibt, deutschlandweit ab 29 Euro, vom 1. November an. Doch als ich heute Nacht um Viertel nach eins Uhr am Rechner saß und buchen wollte, da gab es leider nur die regulären Tarife. Du warst sicherlich müde, liebe Bahn, und hast einfach geschlafen.

Heute Morgen um halb acht Uhr waren die günstigen Angebote ja auch drin - aber die Enttäuschung nur umso größer. Denn weder gab es für Berlin Anfang Dezember noch für Mitte November nach Hamburg die schönen Herbst-Tickets.

Kann das sein, dass Du mit dem Kontingent günstiger Tickets arg knauserig warst, liebe Bahn?

Das ist jedenfalls mein Eindruck, denn ich habe aus Frustration noch etwas mit der schicken Verbindungsauskunft gespielt: Zittau, Bergen, Görlitz oder Baden-Baden, egal, was ich eingab, in der Regel spuckte die Software nicht einmal unter der Woche eine Strecke zum günstigen Tarif aus. Nur ein einziges Mal ist mir das geglückt, von Karlsruhe nach Höxter gab es die Hin- und Rückfahrt tatsächlich für 58 Euro. Aber ’mal ehrlich, wer will schon von Karlsruhe nach Höxter, und das morgens um sechs?

So wird das wohl nichts mit uns und Berlin im Dezember, liebe Bahn, denn für 99 Euro kann ich einige schöne Weihnachtsgeschenke kaufen. Und Geschenke mag ich noch viel lieber als verreisen. Du, jedoch, erwartest besser keines von

arboretum

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Sonntag, 2. Oktober 2005
An der Weser gewesen
Die Zeit hatte dann doch noch für die Kunsthalle gereicht, aber, ach, welch' Enttäuschung, es gab den de Vlaminck nicht zu sehen. Einer der Museumswärter konnte sich dunkel erinnern, das Bild schon einmal gesehen zu haben, die anderen wussten von nichts. Dann hätte es der Kurator auch mir schenken können, statt es missachtet im Depot herumstehen zu lassen. Dafür hätte ich ihn am liebsten in den Bleikeller gesperrt, bis er so schwarz ist wie der da.

Zu Lebzeiten war dieser Herr ein armer Tagelöhner. In seinen drei letzten Lebensjahren - er starb im Alter von 81 Jahren -, wohnte er in einer Kammer über dem Kreuzgang, Kost und Logis frei. Im Gegenzug hat er wohl eingewilligt, dass man mit seinem Leichnam das "Experiment" wagen dürfte, ihn in den Bleikeller zu legen. Man wollte herausfinden, ob die Mumifizierung noch funktionierte. Später, als es verboten war, Menschen dort beizusetzen, wiederholte man den Versuch zweimal, mit einer Katze und einem Affen. Deren Mumien habe ich aber übersehen, vor der Vitrine standen einige Besucher, und ich wusste auch gar nichts von deren Existenz. Darum leider auch keine Bilder von toten Tieren als Mitbringsel.

Bremen ist im Übrigen ganz hübsch. Ich hatte vorher gar keine Vorstellung von der Stadt, sieht man einmal davon ab, dass dort musikalisches Viehzeug herumsteht. Das heißt, wenn das nicht gerade Rad fährt, aber mit dem Fahrrad fahren ist das dort manchmal auch so eine Sache.






















Bremen hat kein Geld mehr, ist klar. Und nicht einmal Prominente finden so leicht eine Wohnung. Dabei sind sie doch ganz genügsam.





















Ich frag' mich nur, ob jedes der 44 1/2 Zimmer einen Balkon haben soll. Dass Uma sich mit nicht einmal einem Zehntel der Zimmeranzahl zufrieden gibt, ist vielleicht mit der Scheidung zu erklären. Meine Freundin wiederum ist mit ihrem Freund in ein schönes, altes Fachwerkhaus gezogen. 3 1/2 Zimmer und ein kleiner Garten.

Schließlich bleibt noch zu sagen, an der Weser und der Wörpe war ich auch.

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Donnerstag, 22. September 2005
Gewese an der Weser
Etwas Besseres als den Tod - in meinem Fall ist es ein Umzug, in den ich mitten hineingerate. Ungeplant zwar, dafür aber ohne Musikanten, sieht man davon einmal ab, dass die Freundin, die ich besuche, eigentlich Sängerin ist.

Für die Kunsthalle wird die Zeit hoffentlich dennoch reichen, ich möchte mir dort noch einmal de Vlamincks Seinelandschaft ansehen, ein großartiges Bild, das ich im vergangenen Herbst in Essen am liebsten geklaut hätte bewundert habe. Maurice de Vlaminck war Autodidakt, bevor er zu malen begann, war er Profi-Radsportler gewesen. Er stammte aus einer Musikerfamilie und verdiente zeitweise sein Geld als Geiger, später schrieb er auch Gedichte, Romane, Kritiken und schuf Theaterdekorationen. Diese Wiedergaben einiger seiner Gemälde wie auch jene vermitteln allenfalls eine Ahnung von der Dramatik in seinen Bildern.

Wenn ich mich dann an der Sammlung satt gesehen habe, bleiben noch 29 andere Museen zur Auswahl, sogar ein Krankenhausmuseum haben die da. Einst war es ein Asyl, in dem Kranke durchaus auch einmal tage- oder gar wochenlang in ein Dauerbad gesteckt wurden. Die "moderneren" Behandlungsmethoden waren dann aber auch nicht besser: "Da steht ein Bett wie alle Krankenhausbetten. Da steht ein kleines Gerät im Nachkriegsdesign und ist doch das Elektroschockgerät von Siemens", beschrieb die taz 1995 und lobte die "unspektakuläre Schau", die das Alltägliche im Irrenhausalltag zeigt.

Und sie fliegen heute noch, heißt das Drachenarchiv (Sachen gibt's), aber da tut sich anscheinend nicht so viel. Ich fliege übrigens nicht, sondern fahre wieder einmal Zug, schließlich will die Erkältung aufgefrischt werden. Montag bin ich dann wieder da, dann geht's weiter nach Meiningen.

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Sonntag, 28. August 2005
Ringel-Architektur (fast)
Zur Abwechslung auch 'mal ein bisschen Ringel-Content. Es müssen ja nicht immer Strümpfe sein.



Ich habe keine Ahnung, ob sie im VEB Buntgarnwerk jemals Strümpfe hergestellt haben, wer weiß, ob Ringel in der DDR überhaupt erlaubt waren. Womöglich wäre das viel zu subversiv gewesen, hinter Punks war das MfS damals ziemlich hinterher. Heute werden dort Strümpfe vermutlich nicht einmal gestopft, sondern gleich weggeworfen und neue gekauft, geht schließlich schneller. Soll heißen: Man kann dort jetzt wohnen (3-D Panoramen).
Ganz früher, also bevor es die DDR gab, war es einmal die Wollgarnfabrik Tittel & Krüger, Aktien haben sie auch ausgegeben, da gehörte die Sternwoll-Spinnerei noch dazu. (Das habe ich jetzt nur geschrieben, weil mir der Name so gut gefällt. Sternwolle.)
In Weimar gibt es übrigens ein richtig geringeltes Haus, leider habe ich davon kein Foto.

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