Samstag, 29. September 2007
Und geduldig tragen alle Krankheit

Laudate sia, mio Signore,
per quelli che perdonano
per lo tuo amore
e sostengono infirmitate
e tribulazione.
*
- Le Laudi. Der Sonnengesang des heiligen Franziskus -

Wenn dann das Konzert am frühen Abend zu Ende sein wird, werden meine Mutter und ich zu meinem Auto gehen. Uns beiden wird ein wenig bange sein, denn ich werde sie nicht nach Hause fahren, sondern im Krankenhaus abliefern. Am nächsten Morgen wird sie operiert.

Mitte Juli fingen die Schmerzen an, kurz bevor der Urlaub mit meiner älteren Schwester vorbei war. Meine Mutter ist hart im Nehmen, doch es gab Tage, da konnte sie sich kaum rühren. Spritzen und Schmerztabletten halfen nur bedingt, und auch der schöne Physiotherapeut konnte den Schmerz nicht lindern. Am vergangenen Donnerstag bestätigte sich der Verdacht des Orthopäden, zu dem sie schließlich gegangen war: Meine Mutter hat eine bakterielle Wirbelentzündung. Die Ursache mag eine vor langer Zeit verschleppte Grippe gewesen sein, wer weiß das schon.

Früher behandelte man das mit viel Antibiotika, Gipsbett und Ruhe - doch die Schmerzen würde sie nicht mehr los, sagte ihr der Spezialist. Es könne bis zu einem Jahr dauern, sagte ihr der Orthopäde. Und es würde immer ihre Schwachstelle bleiben. Ein Jahr lang Schmerzmittel und Antibiotika schlucken und obendrein noch immerzu im Bett liegen und nichts machen können, da bekomme ich ja einen Rappel, sagte meine Mutter. Also willigte sie ein in die Operation am kommenden Donnerstag, bei der sie ihr die entzündete Bandscheibe entfernen und mit einem Stück vom Beckenkamm die unteren Lendenwirbel versteifen werden.

Als sie an jenem Nachmittag dann allein zu Hause am Esstisch saß, hat sie geweint. Gestern am Telefon sagte sie mir dann, wie froh sie ist, dass die Ärzte sie noch mit mir in das Konzert gehen lassen. Dann werde ich von der schönen Musik erfüllt in die Klinik gehen. Es wird schon alles gut werden, sagt sie, und macht schon bald darauf wieder Pläne.

Ich bewundere ihre Tapferkeit. Und hoffe im Stillen, dass auch ihr Herz stark genug ist für diese große Operation.


* Dich preisen alle, hoher Meister, / die deine treuen Jünger sind / in verzeihender Liebe /
und geduldig tragen alle Krankheit und / ungemessene Qualen.

... comment

 
Hmm. Meine Mutter hatte im August - ebenfalls im Urlaub - einen weiteren Bandscheibenvorfall. Trotz heftiger Schmerzmittel hatte/hat sie unglaubliche Schmerzen.

Ich wünsche Ihrer Mutter baldige Genesung. Und ein wunderschönes Konzert!

... link  

 
Danke. Es sind noch ein paar Tage hin.

Meine Mutter ist nur ganz selten krank gewesen, mit Wirbelsäulenbeschwerden und Bandscheibenvorfällen war bislang immer nur die Familie väterlicherseits geplagt. Allerdings muss sie jetzt seit einiger Zeit Herztabletten nehmen, wie ihre Mutter. Die hatte - was lange Zeit keiner ahnte, geschweige denn wusste -, das schwache Herz ihres Vaters, er ist an seinem Herzleiden früh gestorben.

Ich hoffe, Ihrer Mutter verschafft man bald Linderung.

... link  

 
Ich hoffe es auch. Sie war nach ihrem ersten Bandscheibenvorfall in einer Fachklinik. Dort hat man sie über die Chancen und Risiken einer OP aufgeklärt, und sie hat sich dann letztendlich dagegen entschieden. Nun will sie ihr behandelnder Arzt zu einer Kur verdonnern (wobei ich ja bezweifel, dass das hilft), aber sie weigert sich beharrlich. Zum einen, weil sie mit Kuren nur Abschreckendes verbindet, zum anderen, weil sie nicht so lange im Job ausfallen möchte.

Ich bin gerade mal halb so alt wie meine Mutter und habe schon seit Jahren Probleme mit dem Rücken. Trotz regelmäßiger Kranken- und Wirbelsäulengymnastik. Ich will nicht wissen, was mir da in zehn oder zwanzig Jahren blüht...

... link  

 
Wem sagen Sie das. Ich hätte nichts dagegen, wenn man mich deshalb 'mal zur Kur schicken würde.

Meine Mutter hatte anfangs auch gehofft, dass sie um eine OP herumkäme, da hatte ihr Orthopäde schon gesagt, dass bakterielle Wirbelentzündungen sehr langwierig seien. Allerdings schreckte sie da schon die Vorstellung, sich monatelang mit Antibiotika vollzustopfen, vom Gipsbett ganz zu schweigen. Dieser Orthopäde gehört nicht zu denen, die immer gleich operieren wollen, aber selbst er hat ihr dazu geraten. Acht bis zehn Tage wird sie wohl im Krankenhaus bleiben müssen, anschließend kommt sie gleich in die Reha. Jetzt hofft sie, dass das in derselben Stadt sein wird und nicht weit weg. Außerdem stellt sie sich vor, dass sie dort nur drei Wochen bleiben muss, aber ich bin mir da noch nicht so sicher.

Was verbindet denn Ihre Mutter mit Kur? Übelschmeckende Wässerchen trinken und einen Kurschatten haben? Meine Tante väterlicherseits fährt wegen ihrer Bandscheiben jedes Jahr freiwillig zu Kur nach Bad Füssing, obwohl sie das komplett selbst zahlen muss. Aber es lindert ihre Beschwerden.

Würde es denn helfen, wenn Sie Ihrer Mutter mal im Internet Bilder von solchen Kliniken zeigen? Denn lieber einmal drei Wochen zur Kur, als nach weiteren Bandscheibenvorfällen womöglich berufsunfähig zu sein. Da fällt sie erst recht lange im Job aus. Wenn sie sich ein Bein brechen würde, würde sie doch auch länger fehlen müssen.

... link  

 
Solche Kliniken sind ihr nicht unbekannt. Aber das ist wohl genau das Problem. Beim Stichwort "Kur" denkt sie an tüddelige Senioren, anhaltende Langeweile, alberne Kurse, schlechtes Essen und strenge Tagespläne, an die sie sich halten muss wie ein kleines Kind an seine Zubettgeh-Zeiten.

Dieses Bild hat sich leider bestätigt, als mein Vater nach seinem Herzinfarkt zur Kur musste. Er war gottfroh, als er nach drei Wochen wieder nachhause durfte. Als aktiver Sportler war er dort völlig fehl am Platz und die Programme überhaupt nicht auf ihn (Alter/Leistungsfähigkeit) abgestimmt. Er hat dann seine Zeit damit verbracht, Ausflüge in die nähere Umgebung zu machen. Dafür hätte er echt nicht zur Kur müssen.

Mit ein paar Wochen zusätzlichem Urlaub, die sie gestalten kann, wie sie möchte, würde man meiner Mutter einen wesentlich größeren Gefallen tun. Wobei sie auch in diesem Fall mit größter Sorge an die Arbeit denken und täglich dort anrufen würde. ;)

... link  


... comment
 
Ja - - - mensch

... link  


... comment
 
Ich habe damals nicht erzählt, wie es mit meiner Mutter weitergegangen ist. Ihre Schmerzen ertrug sie tapfer, klagte nie, sondern versuchte, es allen in ihrer Umgebung leicht mit ihr zu machen. Aus den angekündigten acht bis zehn Tagen im Krankenhaus wurden siebzehn, daran schlossen sich drei Wochen in der Reha-Klinik an. Kurz bevor diese Zeit um war, wurde sie etwas übermütig und versuchte, ohne Rollator oder Krücken herumzuspazieren und bekam prompt wieder einen Rückfall (wieder drückte ein Bluterguss an der Hüfte, der hatte ihr schon nach der OP solche Probleme bereitete, sie konnte das linke Bein kaum heben).

Hart kamen sie dann die beiden folgenden Monate an: Die starken Schmerzmittel und Antibiotika schlugen ihr nicht nur auf den Magen und raubten ihr den Appetit, sondern nahmen ihr - verständlicherweise - auch sämtlichen Schwung. Sie war nicht sie selbst und litt darunter. Was sich aber wieder änderte, als sie Anfang Januar die Medikamente absetzen konnte. Inzwischen ist alles gut verheilt, die Ärzte sind selbst erstaunt, wie gut es ihr geht. Sie platzt auch schon fast wieder vor Tatendrang. Morgen kommt sie zu mir und bringt ihre Bohrmaschine mit.

... link  


... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.