Samstag, 8. November 2008
Komplimentkomplikationen
Weil mir früher jeder Mann, der mich küsste oder küssen wollte, sagte, ich hätte schöne Augen, keimte in mir irgendwann der Verdacht, dies sei nur so ein Spruch, den Männer halt so sagen. Ein Kompliment, das sie standardmäßig jeder Frau machen, und sei sie auch ein noch so triefäugiges Mondkalb. Es sollte Jahre dauern, bis mich einer überzeugte, dass dem doch nicht so ist.

Dem Mann, der mir damals sagte, ich hätte kluge Augen, habe ich übrigens sofort geglaubt. Und noch lange davon gezehrt. Er war 19. Ich glaube, er war sehr klug.

Heutzutage muss man sich hingegen die Komplimente schon fast selbst machen.

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Die Begegnung mit den klugen Augen war bestimmt im letzten Jahrhundert. Eine Schande.

Sie sehen einfach zu gut aus. Das verschlägt den Männern in Ihrem Umfeld die sonst so flüssige Sprache. Ganz neue Erklärung: da wir es überwiegend mit äußerst eloquenten Herren zu tun haben, besteht die Befürchtung, sich mit Herumgestottere zum Deppen zu machen. Also alles halb so schlimm! Äh äh kommt halt nicht so gut rüber. Bei den triefäugigen Mondkälbern bleiben die Blutdruckwerte im regulären Bereich und das Sprachzentrum wird ausreichend mit Sauerstoff versorgt.

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Erraten. Sie begab sich 1984 in Moskau, es war bislang der einzige Mann, in den ich mich zweimal verliebt habe. Sechs Jahre später trafen wir uns wieder ... er fand es immer noch.

Vielleicht sind die ausbleibenden Komplimente auch auf die stillschweigende Annahme zurückzuführen, man sei nicht mehr allein, mithin also eh nicht mehr zu haben und daher lohne sich dann die vermeintliche Mühe nicht. Männer verfügen bekanntlich über eine sehr pragmatische Seite.

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