Freitag, 7. Oktober 2011
Das war es also schon

Feinslieb, das war es also schon,
Der Sommer ist vertrieben,
Die Vögel sind auf und davon,
Und wir sind hiergeblieben.

- Wenzel: Herbstlied -

Der Sommer ist vertrieben. Zurück bleibt das Gefühl, vielleicht nicht genug bekommen zu haben, um davon zu zehren, wenn die Kälte in die Knochen kriecht, das Bleigrau des Himmels sich auf das Gemüt legt und die Dunkelheit nicht enden will.

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Mittwoch, 5. Oktober 2011
Der Sommer ist fast vorbei

Summer's almost gone
Summer's almost gone
Almost gone
Yeah, it's almost gone
Where will we be
When the summer's gone?

- The Doors: Summer's almost gone -

Heute war wahrscheinlich der letzte Tag in diesem Jahr, an dem man morgens ohne Jacke aus dem Haus gehen konnte. Vielleicht aus unbewusster Angst, diesen Morgen zu verpassen, bin ich schon um halb fünf Uhr aufgewacht. Um dann früh ohne Jacke aus dem Haus zu gehen und Cola gegen die Müdigkeit zu kaufen.

Wo wir sein werden, wenn der Sommer vorüber ist?
In einigem vielleicht weiter, in anderem vielleicht nicht, aber immer noch da.

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Donnerstag, 29. September 2011
Allnächtlich im Traume seh ich dich
Geistere ich eigentlich nachts auch durch Deine Träume? Und wenn ja, erinnerst Du Dich dann am nächsten Morgen noch daran?

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Donnerstag, 18. August 2011
Abflug verpasst
Ich weiß gar nicht, wann es am Himmel still wurde. Vor zehn Tagen noch hörte ich das Sriiii sriiii der Mauersegler, doch nun dröhnt mir ihr Schweigen in den Ohren. Sie sind fort. Wer kann es ihnen verdenken bei dem Sommer.

Ich finde, der Sommer sollte zur Strafe nachsitzen.

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Donnerstag, 18. August 2011
An einem Dienstag
Früh am Morgen blättere ich in der Zeitschrift für Schneekugelmacher, während ich mein Müsli löffele. Es steht nichts darin, was ich um diese Uhrzeit lesen mag, und so bin ich rasch bei den Rubriken angelangt. Die interessieren mich eigentlich nicht, künden sie doch nur davon, wer schusselig war oder beklaut wurde, wer umgezogen ist oder nun anders heißt. Doch diesmal bleibt mein Blick an Deinem Nachnamen hängen, eine Frau trägt ihn jetzt ebenfalls und sie wohnt in Deiner Stadt. Für einen Moment bleibt die Zeit stehen, setzt mein Herzschlag aus. Es schnürt mir die Kehle zu.

Zitternd und mit einem flauen Gefühl schalte ich meinen Rechner ein. Sie ist leicht zu finden, und die wenigen Fakten aus ihrem Leben, die ich lese, könnten passen. Ich stoße auf einige ihrer Schneekugeln: routinierte Massenware mit Hilfe vorgefertigter Schablonen. Kein Glitter, kein Glanz. Keine Intensität. Zwei Preise gab’s trotzdem, nun denn. Auch ein Foto entdecke ich von ihr. Sie ist brünett.

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Samstag, 13. August 2011

aber ich liebe dich doch tiefer
und bedingungsloser
als irgend jemand auf der welt
nur glaube ich nicht immer dran

- Manfred Hausmann -

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Mittwoch, 10. August 2011
Die dreizehnte Fee
Die Landschaft, durch die ich fahre, kenne ich nicht, aber im Traum weiß ich, dass ich unterwegs bin in die Niederlausitz. An einem Landgasthof halte ich an, trete ein in den weißgekalkten Gastraum mit schwarzbraunen Deckenbalken und schweren Türen. Es stehen viele Leute im Sonntagsstaat herum, offenbar eine Feier, darum gehe ich schnell wieder hinaus. Draußen treffe ich inmitten der Gäste überraschend Deinen Freund Moritz, er freut sich sehr, mich zu sehen und umarmt mich. Hey, Arboretum, Du bist ja auch hier, schön.
Ich bin nur zufällig vorbeigekommen, sage ich. Wollte eigentlich bloß eine kurze Pause machen und etwas trinken. Aber hier scheint eine Feier zu sein.
Ja, wir feiern hier Hochzeit, sagt Moritz. Oh, wer ist denn die Glückliche, frage ich höflichkeitshalber und blicke unauffällig umher, ob Du etwa auch da bist.
Ich, sagt eine Brünette, die plötzlich neben uns steht, strahlend vor Freude. Meine Augen finden Dich in der Menge. Du siehst nicht glücklich aus, bemerkst mich aber nicht. Herzlichen Glückwunsch, sage ich zu ihr. Ich bin übrigens Arboretum.
Und das ist mein Mann, sagt sie und zieht Dich am Arm herbei.
Wir stehen uns gegenüber, schauen uns an in peinlicher Verlegenheit. Keiner von uns beiden weiß etwas zu sagen. Du, weil Du es mir nicht vorher erzählt hast. Ich, weil ich uneingeladen hereinplatzte wie die dreizehnte Fee.

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Montag, 13. Juni 2011
In einem anderen Leben

that other life
deep underground
you and I
side by side
we are the next time ‘round

- Vienna Teng: In Another Life -

Es ist ein schwülwarmer Tag, Du feierst im Garten Deiner Eltern. Auch dort hängt der Himmel voller grauer Wolken. Hoffentlich hält das Wetter, sagst Du zu mir am Telefon. Ja, wäre schade, wenn es Dir heute auf den Erdbeerkuchen regnet.
Torte, entgegnest Du, es gibt Schwarzwälderkirschtorte.
Ist das denn Dein Lieblingskuchen, will ich daraufhin wissen.
Man buk sie mir, lautet Deine knappe Antwort.
Mit 'man' meinst Du vermutlich Deine Freundin. Mir gegenüber nennst Du nie die Namen der Frauen, mit denen Du zusammen bist, sprichst immer nur von 'man' oder 'jemandem'. Aber das denke ich nur. Stattdessen sage ich: Ich dachte immer, der Vorteil von uns Juni-Geborenen ist, dass es die besten Erdbeeren für den Geburtstagkuchen gibt. Und dann lachen wir beide wieder.

In dem anderen Leben bekommst Du Erdbeerkuchen.

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Freitag, 18. Februar 2011
Nachwachsende Rohstoffe

I'm a tree that grows hearts
One for each that you take

- Björk: Bachelorette -

Ob ich das will oder nicht, sie wachsen immer wieder nach. Verdammt nochmal. Was musst Du mir auch immer so in die Augen schauen.

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Dienstag, 28. September 2010
Russische Strafpsychiatrie
In einem anderen Jahrhundert begegnete ich in Moskau einem Russen, wir verliebten uns ineinander. Wie etliche jungen Männer, die nicht in den Afghanhistankrieg ziehen wollten, hatte er sich für verrückt erklären lassen. Gerade so viele Neurosen, dass er nicht zur Armee eingezogen werden konnte. Für gewöhnlich gab es dann bei jenen jungen Männern eine Wunderheilung, war die Zeit, in der sie ihre Einberufung erhalten konnten, erst einmal vorbei.

Bei ihm aber ging die Rechnung nicht auf. Sie erwischten ihn bei etwas Verbotenem und brachten ihn für zwei Jahre in die Strafpsychiatrie ins russische Kasan. Dorthin, wo eben auch die Dissidenten landeten. Stalin ließ von 1935 an Kasan zum geheimen Zentrum der sowjetischen Strafpsychiatrie ausgebauen. 1956 nahm auf der Klosterinsel Svijazhsk die als Straf- und Erziehungskolonie Nr. 5 gefürchtete Sonderklinik ihren Betrieb auf.

Der Deutschlandfunk sendet heute Abend um 19.15 Uhr das Feature Dissident, also geisteskrank. Die Strafpsychiatrie im russischen Kasan von Elena Knipp und Heike Tauch. Ich werde es mir über Livestream anhören.

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