Samstag, 24. Dezember 2011
Meine Tage sind wie Rauch geschwunden
Meine Tage sind vergangen wie ein Rauch und meine Gebeine sind verbrannt wie von Feuer. Men Herz ist geschlagen und verdorrt wie Gras, dass ich sogar vergesse, mein Brot zu essen. Mein Gebein klebt an meiner Haut vor Heulen und Seufzen. Ich bin wie die Eule in der Einöde, wie das Käuzchen in den Trümmern. Ich wache und klage wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.

- Psalm 102, 4-8

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Freitag, 23. Dezember 2011
Give me the words

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Donnerstag, 22. Dezember 2011

Two pale figures
ache in silence

- The Cure -

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Mittwoch, 21. Dezember 2011
Nun will die Sonne so hell aufgehn

Nun will die Sonne so hell aufgehn,
Als sei kein Unglück die Nacht geschehn.
Das Unglück geschah auch mir allein,
Die Sonne, sie scheinet allgemein.

Du mußt die Nacht nicht in dir verschrenken,
Mußt sie ins ewige Licht versenken.

Ein Lämpchen verlosch in meinem Zelt,
Heil sei dein Freudenlichte der Welt!


- Friedrich Rückert: Kindertotenlieder -










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Dienstag, 20. Dezember 2011
Let me freeze again

What power art thou,
Who from below,
Hast made me rise,
Unwillingly and slow,
From beds of everlasting snow!
See'st thou not how stiff,
And wondrous old,
Far unfit to bear the bitter cold.
I can scarcely move,
Or draw my breath,
I can scarcely move,
Or draw my breath.
Let me, let me,
Let me, let me,
Freeze again...
Let me, let me,
Freeze again to death!


- Cold Song aus Henry Purcells Semi-Oper King Arthur (1691) -


Die Arie des Cold Genius hörte ich in den vergangenen zwei Wochen beinahe in Endlosschleife. Klaus Nomi nahm 1981 seine ganz eigene Version auf.



Nomi hatte das Pech, zwei Jahrzehnte zu früh auf die Welt zu kommen. Er, der sich schon als Teenager für Opern begeisterte und Talent als Sänger besaß, arbeitete lange Zeit als Konditor. Kein deutsches Theater mochte ihn engagieren, niemand interessierte sich damals für Barockopern, geschweige denn für Countertenöre. Zwanzig Jahre später hätte man sich um ihn gerissen.

Wenige Monate vor seinem Tod sang Klaus Nomi diese Arie live vor größerem Publikum, begleitet von einem Orchester. Er wusste damals bereits, dass er unheilbar krank war und bald sterben würde.



Heute Nacht hat es hier zum ersten Mal in diesem Winter geschneit.

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Montag, 19. Dezember 2011
Automat
Mir ist kalt bis auf die Knochen und ich bin unendlich müde. Am liebsten möchte ich mich in meinem Bett verkriechen und die Decke über den Kopf ziehen. Doch ich muss mich in die Manufaktur schleppen, sonst wäre die andere Tagelöhnerin ganz alleine, die dritte ist eh schon krank.

Nur von halb zwei bis halb vier lag ich nicht wach. Die Dusche wärmt mich nicht. Ich würge mein Müsli hinunter, der Geschmack ist mir heute zuwider. In der Manufaktur bricht das Chaos über uns herein, es könnte mir nicht gleichgültiger sein. Wie betäubt sitze ich an der Werkbank, erledige die Arbeit wie ein Automat. Immer wieder rutscht mir das Werkzeug aus, weil ich kaum etwas sehe.

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Freitag, 9. Dezember 2011
No sweet sixteen
Nach der Ausstellung schlendern mein Vater und ich über den Weihnachtsmarkt und setzen uns dann in ein Café. Wir plaudern über dies und das, irgendwann geht es um Gesundheit. Beiläufig erwähnt er, dass er Schmerzen hat, seitdem er 16 ist. Da hat man Zeit sich daran zu gewöhnen, sagt er lächelnd. Ich nicke und sage nichts. Ich weiß, was geschah, als er 16 war.

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Dienstag, 8. November 2011
Das Scharren an der Tür

Here it comes again, when I'm in the rain
In the wind and the rain, well the sun don't shine.

- Van Morrison: Melancholia -

Auf leisen Sohlen kam sie die Treppe hochgeschlichen, ohne dass ich sie kommen sah. Seit heute Morgen scharrt sie an der Tür und begehrt Einlass. Weil ich nicht öffnen will, hat sie sich auf der Fußmatte niedergelassen und bläst jetzt unter der Tür durch. Ein Hauch Melancholie weht mich an. Zeit, sich in Sicherheit zu bringen. Ich seile mich vom Balkon ab. It's only melancholia. It's only melancholia.

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Freitag, 14. Oktober 2011
Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß
Ihr Lachen klingt frivol. Wenn sie lacht, schauen Männer mitunter auf eine ganz bestimmte Weise. Sie lacht gern.

Aus den Zahlen auf Autokennzeichen bildet sie gerne Quersummen. Die auf dem ihres Autos ergeben ihre Lieblingszahl.

Sie liebt die Nacht, zugleich fürchtet sie sich häufiger einmal im Dunkeln. Noch heute erschrickt sie mitunter in ihrem eigenen Bett vor den Schatten im Zimmer. In einem stockfinsteren Raum könnte sie gar nicht schlafen.

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Donnerstag, 13. Oktober 2011
Irrlicht
Aus der Ferne sehe ich, wie er irrlichtert durch die Nacht. Ich habe Angst, dass er die Balance verliert. Doch Worte sind alles, was ich ihm als Halt geben kann.

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