Sonntag, 2. Juli 2006
Fußball-Weltmeister 2011

Football, baseball, basket-ball games
Drinkin bear, kickin’ ass and takin’ down names
With the top down, get-a-round, shootin’ the line
Summer is here and Johnny’s feelin’ fine


- Don Henley: Johnny can’t read -

In der Hand hält sie nur zwei Packungen Milchschnitten, außerdem ist sie sehr hübsch und ihr Blick intelligent. Darum sage ich ihr, dass sie sich in der Kassenschlange ruhig vor mir einreihen kann. Zwölf Jahre alt mag sie etwa sein, ihre langen Haare fallen ihr glatt über die Schultern. Sie trägt ein deutsches Fußballtrikot, auf dem eine Widmung steht. Für Fairouz*, die Unterschrift kann ich aber nicht entziffern.

Wer hat denn da unterschrieben, will ich wissen. Sie hält mir das Hemd an einem Zipfel entgegen.
Luk*s P*dolski, antwortet sie.
Oh, wo bist Du denn dem begegnet?
Ich habe ’mal einen Werbespot mit dem gedreht.
Spielst Du auch Fußball?
Ja, antwortet sie und nickt.
Bist Du gut?, frage ich ganz direkt, denn ich weiß, sie wird mir ehrlich antworten.
Ich spiele schon seit acht Jahren.

Wir plaudern ein bisschen über ihren Verein und in welchen Stadteil sie wohnt. Die Kassenschlange rückt allmählich vorwärts.

Erzähl’ ’mal, wie kam’s denn, dass Du diesen Werbespot gedreht hast.
Das war fürs Internet, sagt sie dann. Die haben ein Mädchen gesucht, dass gut Fußball spielen kann. Ich bin in der DFB-Auswahl, und da ich ziemlich gut bin, haben sie halt mich gefragt.
Stimmt ja, denke ich, das ist ein DFB-Logo auf ihren weißen Shorts.

Wir sind dann nach Köln gefahren, erzählt sie weiter, da wurde gedreht. Drei Tage lang. Der Luk*s P*dolski hat für jeden Satz eine halbe Stunde gebraucht. Dabei war das so einfach, er hätte es nur ablesen müssen, es stand ja auf einer Tafel neben der Kamera. Aber der kann nicht so gut lesen, er hat immer alles verdreht. Wenn da stand „ich spiele Fußball“, dann hat er gesagt „Fußball spiele ich“. So hat das jedes Mal eine halbe Stunde gedauert.
Auf ihrem Gesicht liegt eine Mischung aus Belustigung und Verwunderung. Lesen ist doch kinderleicht.

Wie viele Sätze musste er denn sagen?, frage ich.
Acht, kommt es prompt und mit dem leichten Aufstöhnen in der Stimme, wie es so vollendet nur Mädchen in diesem Alter beherrschen.
Und Du, musstest Du auch etwas sagen?
Nein, wir mussten im Hintergrund nur immerzu Fußball spielen.
Andersherum wäre es bestimmt schneller gegangen, sage ich, und wir grinsen uns an.

Nachdem sie bezahlt hat, verabschiedet sie sich mit einem fröhlichen Tschüss und dreht sich beim Hinausgehen nochmals nach mir um und winkt. Vielleicht hätte ich mir jetzt schon einmal ein Autogramm geben lassen sollen, so für alle Fälle.

* Name geändert. Nachdem hier dauernd nach seiner Frau, Freundin und seinem Wohnort gesucht wird, habe ich seinen Namen lieber einmal verfremdet.

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Agammemnon, Achilles und Hektor konnten ja auch nicht schreiben.

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Zum Glück konnten das andere, sonst wüsste keiner mehr etwas von diesen Herren.

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...mit dem leichten Aufstöhnen in der Stimme, wie es so vollendet nur Mädchen in diesem Alter beherrschen.

Sehr schöne kleine Geschichte, ich muss immer noch grinsen.

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Den dazugehörigen Augenaufschlag hatte sie natürlich auch drauf.

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ja, der satz ist ganz besonders schön.

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Was für eine herrliche Geschichte!

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sehr schön. wunderbar.

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Dankeschön.

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Oh, der deutsche Fußball wird zukünftig also intelligenter.

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Und allemal hübscher. Akzentfreies Hochdeutsch spricht er dann auch.

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Damenfußball wird leider immer noch unterschätzt, obwohl er spannender ist

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Ich kenne mich damit leider herzlich wenig aus. Aber ich weiß ein paar Namen von den Nationalspielerinnen.

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sugar podolski
where bourbon is the?
the where bourbon is?
bourbon is the where?
the is where bourbon?
where is the bourbon?

das muss nicht jeder hier verstehn
doch jeder hat´s schon mal gesehn

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Vielleicht war Luk*s traurig
Seine Freundin hat ihn verlassen / Migräne / der Ball will schon seit Wochen nicht rein / die Journalisten stellen doofe Fragen / Zahnschmerzen / schlecht zu Mittag gegessen / Stress mit den Nachbarn / geblitzt worden / Der Luk*s ist halt auch nur ein Mensch.

Oder war das Mädchen traurig? Es machte beim Lesen den Eindruck auf mich...

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Nee, das Mädchen machte einen ganz vergnügten, aufgeweckten Eindruck auf mich.

Wie man so hört, spricht P*dolski privat überwiegend Polnisch, hat nach wie vor seine polnische Freundin und gibt auf Polnisch auch längere Interviews. Vielleicht fühlt er sich in der Sprache einfach mehr zu Hause.

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