Donnerstag, 11. November 2010
Die dreizehnte Rippe
Ich habe auf beiden Seiten eine Rippe zuviel, sagt Dima2 plötzlich, als ich mit der Hand langsam über seinen Brustkorb streiche. Es ist August 1990. Wir liegen auf seinem Bett. Sascha, mit dem er im Sternenstädtchen arbeitet und das Zimmer im Wohnheim teilt, ist mit unseren anderen Freunden spazieren gegangen. Die Nacht wird Sascha woanders verbringen, hat mir Dima2 inzwischen gesagt.

Wie kommt es, dass Du eine Rippe zuviel hast, frage ich Dima2. Du weißt doch, ich stamme aus Krasnojarsk, antwortet er und zeichnet mit seinem Finger meine Lippen nach. Soll das heißen, alle Sibirier haben ein Paar Rippen mehr, entgegne ich scherzhaft. Er lacht leise. Nein, aber Krasnojarsk-26 ist nicht weit weg. Hast Du schon einmal davon gehört?

Ich schüttele den Kopf. Nur von Tscheljabinsk-65*, sage ich. Ist sowas Ähnliches, sagt Dima2, bevor er mich an sich zieht und wieder küsst.

* Heute heißt es Majak.

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Dienstag, 9. November 2010
Grüne Ernte
Eben pflückte ich die letzten Kirschtomaten auf dem Balkon.

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Sonntag, 3. Oktober 2010
Frau Arboretum ist ein Klassiker
Meine treuen Leser haben es wahrscheinlich schon immer geahnt, dass es sich bei meinem Blog um hohe Literatur handelt. ;-)

Meine wirren Träume klingen wie:

Johann Wolfgang von Goethe


Selbstverständlich kann ich aber auch anders:

Friedrich Schiller


Wenn es um Liebe geht, ist das mitunter auch wie bei:

Heinrich Heine


Dass auch jene Herren auftauchen, verwundert da wahrscheinlich schon nicht mehr:

Theodor Fontane


Hermann Hesse


Bei DDR oder Mauerseglern liegt aber ein anderer ganz nah:

Rainer Maria Rilke



Schreibe ich über die deutsche Einheit, gerät es mir gleich zu:

Peter Handke


Und Erinnerungen an einen schizophrenen Liebhaber gemahnen an:

Georg Trakl


Der Witz an der Sache ist, dass ich von all denen nicht allzu viel gelesen habe. Und anscheinend kann ich überhaupt nicht schreiben wie eine Frau. :-)

Nun denn, dann arbeite ich mich halt zu Kafka und Luther vor. ;-)

Entdeckt habe ich den FAZ-Test übrigens bei Herrn Mark, der es wiederum bei Frau Damenwahl fand.

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Der Wald
Max Ernst hat sich in den 1920er Jahren oft mit dem Thema Wald auseinandergesetzt. Der Wald in seiner unergründlichen Dunkelheit und den abweisend rätselhaften Formen steht für Geheimnisvolles, Unergründliches und Verborgenes. Er bildet die Szenerie von Märchen, aber auch von Albträumen, wird zur Gegenwelt und zum Freiraum und nicht zuletzt zur Metapher für die Psyche, für ihre dunkle, animalisch-ungezähmte Seite.

- Kalenderblatt für den 1. Oktober 2010 zu Max Ernsts Gemälde Der Wald (1927) im Harenberg Kunstkalender* -

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Dienstag, 28. September 2010
Russische Strafpsychiatrie
In einem anderen Jahrhundert begegnete ich in Moskau einem Russen, wir verliebten uns ineinander. Wie etliche jungen Männer, die nicht in den Afghanhistankrieg ziehen wollten, hatte er sich für verrückt erklären lassen. Gerade so viele Neurosen, dass er nicht zur Armee eingezogen werden konnte. Für gewöhnlich gab es dann bei jenen jungen Männern eine Wunderheilung, war die Zeit, in der sie ihre Einberufung erhalten konnten, erst einmal vorbei.

Bei ihm aber ging die Rechnung nicht auf. Sie erwischten ihn bei etwas Verbotenem und brachten ihn für zwei Jahre in die Strafpsychiatrie ins russische Kasan. Dorthin, wo eben auch die Dissidenten landeten. Stalin ließ von 1935 an Kasan zum geheimen Zentrum der sowjetischen Strafpsychiatrie ausgebauen. 1956 nahm auf der Klosterinsel Svijazhsk die als Straf- und Erziehungskolonie Nr. 5 gefürchtete Sonderklinik ihren Betrieb auf.

Der Deutschlandfunk sendet heute Abend um 19.15 Uhr das Feature Dissident, also geisteskrank. Die Strafpsychiatrie im russischen Kasan von Elena Knipp und Heike Tauch. Ich werde es mir über Livestream anhören.

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Freitag, 24. September 2010
Abendlied
Der Mond ist aufgegangen,
Die goldnen Sternlein prangen
Am Himmel hell und klar;
Der Wald steht schwarz und schweiget,
Und aus den Wiesen steiget
Der weiße Nebel wunderbar.

Wie ist die Welt so stille,
Und in der Dämmrung Hülle
So traulich und so hold!
Als eine stille Kammer,
Wo ihr des Tages Jammer
Verschlafen und vergessen sollt.

Seht ihr den Mond dort stehen?
Er ist nur halb zu sehen,
Und ist doch rund und schön!
So sind wohl manche Sachen,
Die wir getrost belachen,
Weil unsre Augen sie nicht sehn.

Wir stolze Menschenkinder
Sind eitel arme Sünder
Und wissen gar nicht viel;
Wir spinnen Luftgespinste
Und suchen viele Künste
Und kommen weiter von dem Ziel.

Gott, laß uns Dein Heil uns schauen,
Auf nichts Vergänglichs trauen,
Nicht Eitelkeit uns freun!
Laß uns einfältig werden
Und vor Dir hier auf Erden
Wie Kinder fromm und fröhlich sein!

Wollst endlich sonder Grämen
Aus dieser Welt uns nehmen
Durch einen sanften Tod!
Und, wenn Du uns genommen,
Laß uns in Himmel kommen,
Du unser Herr und unser Gott!

So legt euch denn, ihr Brüder,
In Gottes Namen nieder;
Kalt ist der Abendhauch.
Verschon uns, Gott! mit Strafen,
Und laß uns ruhig schlafen!
Und unsern kranken Nachbar auch!

– Matthias Claudius –

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Donnerstag, 16. September 2010
O du Falada


Vom Hafen fahren wir zum ehemaligen Schlachthof. Bis 1990 endete dort für unzählige Tiere das Leben. Die Stadt Offenbach ließ den Schlachthof zwischen 1902 und 1904 bauen, zwei Millionen Goldmark kostete er damals.



Nicht ganz so teuer ist hoffentlich die Übernachtung in dem Vier-Sterne-Hotel, das sich da heute neben etlichen Büros, "Fashion Show Rooms" und Wohnungen befindet. Die Führung konnten wir leider nicht mitmachen, sie überschnitt sich zeitlich mit der im Hafen. Und so großzügig, zwei Besichtigungstermine anzubieten, ist man in Offenbach eben nicht. Wir laufen daher einfach so herum.

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