Mittwoch, 22. August 2007
Brandstifter und Biedermänner
15 Jahre ist es nun her, dass das Wohnheim in Rostock-Lichtenhagen brannte. Im Nachhinein habe ich mich manchmal gefragt, warum wir im Westen uns das haben gefallen lassen. Warum wir uns nur angewidert die Bilder im Fernsehen ansahen, anstatt umgehend selbst dorthin zu fahren und unseren neuen Mitbürgern die Meinung zu geigen. Ich meine jetzt gar nicht einmal die randalierenden rechten Dumpfbacken - dafür gibt es Polizei und Justiz -, sondern die 3.000 Schaulustigen, die tagelang dabei standen, ohne einzugreifen, die teilweise sogar noch den Tätern zujubelten und ausländerfeindliche Parolen brüllten. Aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind gleich am nächsten Tag viele Neonazis angereist, wir aber, die Zivilgesellschaft, blieben daheim vor den Fernsehern sitzen. Und wundern uns heute, dass immer wieder Menschen vom Pöbel durch die Straßen gejagt und geprügelt werden, während andere tatenlos zusehen.

Als es darauf ankam, handelten auch wir nicht. Allzu viel hatten wir aus den Fehlern unserer Großeltern eben nicht gelernt, wir Biedermänner.


Zwischenbericht des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu den Ereignissen um die ZAST
(Chronologie der Ereignisse und Aussagen von Polizeibeamten ab Seite 40)

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Mittwoch, 8. August 2007
Suffer little children

But fresh lilaced moorland fields
Cannot hide the stolid stench of death
Fresh lilaced moorland fields
Cannot hide the stolid stench of death

- The Smiths: Suffer little children -

Eines Nachts dann erzählte er mir am Telefon von den Männern und den Mädchen. Von dem, der die Mädchen besorgt, aus Ländern, wo keiner Fragen stellt, und von dem, der sie gebraucht wie Taschentücher. Immer zwei identische Mädchen, für den besonderen Kick.

Over the moor, take me to the moor.

Als er mir das erzählte, bebte seine Stimme vor unterdrücktem Zorn, weil er das, was er wusste, nicht beweisen konnte. Und er nannte Namen. Namen, die mir nichts sagten, ein Geschäftsmann, ein Politiker. Namen, die ich mir in jener Nacht nicht merken konnte, weil das Grauen keinen Platz dafür ließ.

Over the moor, take me to the moor.

Fünf Jahre später erzählen mir Moritz und sein Freund dann des Nachts wieder von Männern und anderen Mädchen. Und ihre Stimmen beben manchmal vor Grauen. Auch von kleinen Jungen aus Ländern, wo keiner Fragen stellt, sprechen sie. Von schmutzigen Geschäften, von Verschwundenen und von Toten. Von Staatsanwälten und Richtern, denn das ist der Sumpf. Und immer noch reichen die Beweise nicht, denn im Moor ist alles weich. So weich.

Not only in Manchester, so much to answer for.

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Mittwoch, 25. Juli 2007
Talk to the lawyer
Nachdem die Luftschloss Immobilien GmbH mir keinen Nachweis erbringen wollte, was sie mit meiner Kaution und den Zinsen gemacht hat, bin ich heute dann zu einem Fachanwalt für Mietrecht. Die Mitteilung, sie hätten es dem Mietverwalter überwiesen, war mir doch etwas zu dürftig, zumal sie nicht schrieben, wie viel Geld es war und wer der Mietverwalter denn überhaupt sein soll. Mein Vermieter sagt nämlich, er habe keinen Vertrag mehr mit der Nixtun-Hausverwaltung.
Auf meinen jüngsten Brief haben sie gar nicht mehr reagiert, die Frist einfach verstreichen lassen, und als ich sie telefonisch daran erinnerte, wurden sie pampig. Dann gibt es eben Post vom Anwalt. Sie wollten es so.

Ich lege mir jetzt meine alte David Lindley-Platte auf. Der Song passt ganz prima zum schönen Wetter.

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Montag, 16. Juli 2007
Wahlverwandtschaften
Und niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten. Gell, Herr Schäuble?

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Freitag, 29. Juni 2007
Thanks, but no
Zu den Dingen, auf die man nach einem enervierenden Tag in der Schneekugelmanufaktur verzichten kann, gehören Briefe vom Vermieter mit unsinnig kurzen Fristen und weiteren Ärger mit der Luftschloss-Immobiliengesellschaft (diesmal geht es um die Kaution. Die die haben, und er jetzt von mir nochmals will). Never-ending story.

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Samstag, 14. April 2007
Missverständnis
In Deutschland hat es überhaupt gar keine Nationalsozialisten gegeben, gell, Herr Oettinger? Die, die da in braunen und schwarzen Hemden herumliefen, der NSD#P beigetreten und Si*g H*il gebrüllt haben, waren bestimmt alles nur Österreicher oder irgendsoetwas. Der Rest der Welt hat das halt nur falsch verstanden.

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Montag, 29. Januar 2007
Hühnchen rupfen
Seit heute habe ich Cindy aus Dresden endgültig gefressen.

Cindy arbeitet für die Nixtun-Hausverwaltung. Sie ist diejenige, die auf freundliche Bitten erst einmal gar nicht reagiert und grundsätzlich alle Fristen verstreichen lässt. Egal, ob es wie in meiner alten Wohnung immer wieder hereinregnet oder ob ein Mietvertrag für die neue Wohnung geschlossen werden muss (ich bekam ihn eine Stunde vor dem Umzug). Nicht anders lief es mit den Übergabeprotokollen für die beiden Wohnungen und einem Teil der Kaution, den sie mir zurückzahlen musste. Dass ich noch keine Nebenkostenabrechnung für 2005 erhalten habe, passt da genau ins Bild ... 'mal sehen, wie lange es da dauern wird, bis sie mir mein Gutachten zurückerstattet.
Die Liste ließe sich noch endlos fortsetzen.

Heute hatte ich also wieder einmal das Vergnügen, mich mit ihr auseinandersetzen zu müssen. Die Freunde von Pünktchen und Anton hatten hier die Toilette nicht richtig befestigt, es fehlten ein paar entscheidende Schienen. Ende Oktober traten die ersten Schäden auf, bis heute hat es gedauert, bis endlich einer der Freunde kam, um das zu reparieren. Seit heute früh um zehn Uhr ist mein Badezimmer also wieder eine Baustelle, und nein, es gibt hier keine zweite Toilette. Es gibt hier gerade gar keine Toilette, bis morgen Abend nicht.

Als ich deshalb heute Vormittag Cindy aus Dresden am Telefon sagte, dass ich wie bereits schriftlich angekündigt, für diese zwei Tage die Miete kürzen würde, wurde die blöde Gans auch noch frech.

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Donnerstag, 21. Dezember 2006
Sicherheitswahn
Nach dem digitalen Passfoto auf dem Chip sollen jetzt auch noch zwei Fingerabdrücke in den Reisepass. Warum nicht gleich auch noch ein paar Geruchs- und Stimmproben? Nicht zu vergessen die Schriftproben.
Wisst Ihr was? Wenn Ihr noch mehr Daten von uns wollt, solltet Ihr 'mal die von der Firma fragen. Die kennen sich bestens mit sowas aus, und der ein oder andere hat eh nichts zu tun.

Die haben sie doch nicht mehr alle.

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Samstag, 16. Dezember 2006
Das rechte Maß
Manchmal muss man sich beim Zeitungslesen doch etwas verwundert die Augen reiben. Mir ging das gestern so, als ich von zwei Gerichtsurteilen las. Nicht, dass ich vor Mitleid mit diesem betrügerischen Schiedsrichter zerfließen würde, der fortan aufgrund der zwei Jahre und fünf Monate als vorbestraft gelten wird. Auf mich wirkte er stets wie ein arroganter Großkotz, dem leider keiner einmal rechtzeitig die Grenzen gesetzt hatte. Unethisch war's auch. Den will ich also später einmal ganz bestimmt nicht im Sportjournalismus sehen.
Nein, es war nicht diese überall großaufgemachte Geschichte, über die ich mich sehr wunderte, es war eine kleine Meldung über eine nunmehr 33-jährige Lehrerin, die einem ihrer damals 13-jährigen Schüler Alkohol zu trinken gab und ihn dann im Ehebett "verführte". In der Berufungsverhandlung hat das Landgericht Regensburg die Strafe jetzt auf eine zweijährige Bewährungsstrafe gesenkt, das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig.

Ja ja, Frauen sind ja immer so sanft und zärtlich. Als würde dadurch bei sexuellen Übergriffen weniger seelischer Schaden angerichtet.

P.S. Lieber Stern, liebe dpa, "Fälle sexuellen Missbrauchs durch Frauen" sind nicht so selten wie Ihr glaubt. Sie werden nur selten angezeigt und verurteilt.

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Freitag, 10. November 2006
What next?
Irgendwann im Frühsommer fing es an. Ich lebte so vor mich hin, dachte und tat nichts Böses, da ging der Ärger los. Ärger, der von außen kam und mich viel Energie kostete. Erst war es meine Wohnung, dann das Auto. Es folgte die Arbeit, das ist immer noch nicht ganz ausgestanden, ganz im Gegenteil, da kommt noch einiges nach, und jetzt ist es halt die Gesundheit. In elf Tagen werde ich operiert.
Allmählich reicht es, denke ich mitunter, weil ich manchmal einfach keine Kraft mehr habe.

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