Mittwoch, 22. August 2007
Brandstifter und Biedermänner
15 Jahre ist es nun her, dass das Wohnheim in Rostock-Lichtenhagen brannte. Im Nachhinein habe ich mich manchmal gefragt, warum wir im Westen uns das haben gefallen lassen. Warum wir uns nur angewidert die Bilder im Fernsehen ansahen, anstatt umgehend selbst dorthin zu fahren und unseren neuen Mitbürgern die Meinung zu geigen. Ich meine jetzt gar nicht einmal die randalierenden rechten Dumpfbacken - dafür gibt es Polizei und Justiz -, sondern die 3.000 Schaulustigen, die tagelang dabei standen, ohne einzugreifen, die teilweise sogar noch den Tätern zujubelten und ausländerfeindliche Parolen brüllten. Aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen sind gleich am nächsten Tag viele Neonazis angereist, wir aber, die Zivilgesellschaft, blieben daheim vor den Fernsehern sitzen. Und wundern uns heute, dass immer wieder Menschen vom Pöbel durch die Straßen gejagt und geprügelt werden, während andere tatenlos zusehen.

Als es darauf ankam, handelten auch wir nicht. Allzu viel hatten wir aus den Fehlern unserer Großeltern eben nicht gelernt, wir Biedermänner.


Zwischenbericht des Parlamentarischen Untersuchungsausschusses zu den Ereignissen um die ZAST
(Chronologie der Ereignisse und Aussagen von Polizeibeamten ab Seite 40)

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nee, blieben wir nicht, wir sind in auto und zug gestiegen und hingefahren, auf eine große demo, die ganze autobahn war voll von uns! ich weiß aber nicht mehr, wieviel später nach den überfällendas war. 16 jahre ist das her? unglaublich. ich weiß noch, wie tot lichtenhagen schien, es war niemand auf der strasse außer den demonstranten. und auf der autobahn gab es polizeikontrollen, und ich weiß noch, dass ein paar autos hinter unserem eine autonome frau auch eine insulinpumpe hatte, mit neonfarbenen kathederschläuchen, das fand ich ziemlich cool.

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Das wird die Demo am 29. August 1992 gewesen sein. Das war ehrenwert und gut, aber hat halt genauso wenig genügt wie irgendwelche Lichterketten später. Man hätte sich die Zuschauer damals direkt schnappen sollen. Die Rechten waren da schneller, haben sich sofort verbündet, während die paar aufrechten Einheimischen ziemlich alleine da standen. (Irgendwo las ich einmal, dass einige Jugendliche sich schützend vor das Heim stellten, sie sollen dann aber verhaftet worden sein.)

Dass die Straßen wie ausgestorben waren, verwundert nicht, als alles vorbei war, haben die Schaulustigen schön die Köpfe eingezogen. Und die Regierung das Asylrecht geändert (Drittstaatenregelung).

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Geschichte
wiederholt sich, weil beim ersten Mal nie jemand zuhört.

Das einzige was wir wir von der braunen Bande lernen können, ist deren Zusammenhalt und deren "Wir - Gefühl", welches dieser unsrigen Gesellschaft abgeht. Allzuoft ist die Bequemlichkeit des Sofas eines der schlagendsten Argumente gegen das Aufstehen, Hingehen, Wachrütteln. Hauptsache ich, Hauptsache jeder gegen jeden, Hauptsache es knallt und die Medien verdienen auch noch Geld damit. Traurig.

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Sie sind zumindest reaktionsschneller, dadurch gelingt es ihnen oft, uns andere vorzuführen.

Ihrer Aussage Hauptsache ich, Hauptsache jeder gegen jeden wie auch der Medienschelte mag und kann ich so pauschal nicht zustimmen.

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Wir sind damals hingefahren und haben dem entmenschten Mob (einen anderen Begriff habe ich nicht für die Rostocker Normalbürger damals) unseren Hass ins Gesicht geschrien, und 10 Jahre lang musste sich die Polizei bei jeder Demo, auf der sie sich nicht benahm, neben "Ich bin nichts, ich kann nichts, gebt mir eine Uniform" und "Die absolute Härte sind Oberlippenbärte" "Wo wart ihr in Rostock?" anhören. Und für die Naziglatzen hatten wir 70 cm Teak dabei.

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