Montag, 2. Mai 2005
Phosphorus
Den Kopf an die kühlen Kacheln gelehnt sehe ich zu, wie das Blut zu Boden tropft. Dunkelrote Spuren meiner Erschöpfung. Tut nicht weh und hört nicht auf. Ein Handgriff nur nach dem Mittel, um es zu stoppen, aber selbst dafür fehlt mir die Energie. Wenigstens weiß ich diesmal, was mich so aussaugt. Besser gesagt, wer. Das hier ist nur die erste Warnung. Dass es höchste Zeit ist, etwas zu ändern.

So schaue ich zu, wie sich die Tropfen auf den weißen Fließen von rubinrot ins bräunliche verfärben. Auf der Zunge den leicht metallischen Geschmack, im Herzen Bedauern.

... link ... 13-faches Echo   ... comment


Samstag, 30. April 2005
Bloggerträume
Nach dem Aufwachen durchziehen Traumfetzen die Erinnerung. Verschwommen, wie Gestalten im Nebel, sehe ich noch die drei Blogger von vergangener Nacht. Ein Mann, zwei Frauen, es gab Eifersüchteleien wegen eines Geschenks. Das ich nicht gemacht habe, ich beobachtete das alles nur. Hörte ihm zu, als er mir anschließend von dem Ärger erzählte. Ich weiß nicht mehr, was ich ihm antwortete.

Irgendjemand klopft um zwanzig vor vier Uhr ans Fenster meines Nachbarn im Erdgeschoss und reißt mich aus dem Schlaf. Dann höre ich, wie sich da unten im Hof jemand übergibt.

Ich hätte schon gern gewusst, wie die Geschichte ausging.

... link ... kein Echo   ... comment


Dienstag, 26. April 2005
Long time no see

Oh how do you remember
Me the one that made
You laugh until you cried
I hope you’re feeling happy now.

- Skunk Anansie: Hedonism -

Nachdem Du nicht mit mir glücklich werden wolltest, hatte ich irgendwann gehofft, Du würdest es wenigstens ohne mich.

... link ... 6-faches Echo   ... comment


Freitag, 22. April 2005
La voix humaine
In vielen Nächten hörte ich ihm zu. Mit schönen Worten erzählte er oft Schreckliches. Wie gebannt hörte ich ihm zu, obwohl ich es manchmal nur schwer ertragen konnte
Beinahe immer gab es einen Satz, der mich nicht losließ. Der mich in den nächsten Tag begleitete, mich manchmal geradezu verfolgte. Frühmorgens ging ich dann an den Fluss hinunter, versuchte ihm zu entkommen, diesem Satz, den doch weder der Gesang der Nachtigall noch der Ruf der Graugänse übertönen konnte. Der mir oft genug die Tränen in die Augen trieb. Manchmal hätte ich mir am liebsten die Ohren zugehalten und gerufen: „Hör auf!“ und „ich habe das nicht wissen wollen.“

Stattdessen gab ich mich in der nächsten Nacht wieder dem Klang seiner Stimme hin, stets fürchtend, er könnte plötzlich verstummen.

... link ... 2-faches Echo   ... comment


Mittwoch, 20. April 2005
Ring, ring
When life is a loop, you’re in a room without a door.

- The Notwist: Pick up the phone -

Als ich ein Teenager war, bekamen wir immer diese Anrufe. Wenn man ans Telefon ging, hörte man nur jemanden atmen. Nie sagte die Person am anderen Ende etwas. Einmal bin ich eine Stunde lang dran geblieben, habe zurückgeschwiegen, nur um zu sehen, wie lange der andere es aushält.
Jahrelang ging das so. Jahrelang. Selbst dann noch, als wir längst wussten, wer es ist. Und warum.

Geblieben ist mir aus dieser Zeit ein mittelprächtiges Unwohlsein, wenn ich meinen Anrufbeantworter abhöre und der nur ein Klicken aufgezeichnet hat. Heute zeigte er sieben Anrufe an. Fünfmal aufgelegt.

Trouble that we’ve come to know will stay with us.

... link ... 3-faches Echo   ... comment