Mittwoch, 21. September 2005
Time is not on my side
Er ist wirklich nett, wie die anderen auch. Absurderweise klingen ihre Einladungen ja immer leicht drohend und machen einem unmissverständlich klar, dass man sie nicht ablehnen kann. Ich sehe ihn heute zum ersten Mal, darum erkundige ich mich nach seinem Kollegen. „Doch, der ist noch da“, sagt er, der sei nur im Urlaub gewesen, deshalb habe er ihm ein bisschen ausgeholfen. „Ach so“, sage ich, „ich dachte schon. Die Kollegin, bei der ich das erste Mal war, war ja beim nächsten Mal schon nicht mehr da“. „Wie so viele“, antwortet er, „sie hat aber wieder einen Job. Schon den zweiten. Erst war sie in einem Hotel, jetzt ist sie in der Sprachenschule da und da, wir haben immer noch Kontakt.“
Später wird er mir dann erzählen, dass sie alle gar nicht wissen, wie es weitergeht. „Die FDP“, wird er sagen, „hat sich ja sehr für die Zerschlagung eingesetzt.“ Die Unsicherheit wird sich in seinem Gesicht und seiner Stimme zeigen, schließlich ist er gut und gerne über 50, und ich werde leise etwas Mitfühlendes erwidern.
Jetzt aber spielen wir erst einmal mit der Software, das heißt, er spielt, weil ich ihm erzähle, an welcher Stelle die Datenbank mit unsinnigen Inhalten gefüttert worden ist. „Da haben Sie recht“, sagt er und versucht, die Datenbank auszutricksen, aber es geht nicht, was ihn ein bisschen erheitert. Wir plaudern ein bisschen, fehlt eigentlich nur noch, dass er mir eine Tasse Tee anbietet. Dann spielt er wieder am Computer. „26 Euro am Tag, das Programm rechnet alles aus“, sagt er und stößt einen Laut aus, der zugleich sein Staunen über die Software und sein Mitgefühl ausdrückt. „Mit dem, was Sie in der Schneekugelmanufaktur dazuverdienen, reicht das vielleicht gerade einmal so. Oder auch nicht.“ - „Eher nicht“, entgegne ich und lächele entschuldigend. „Anspruch: noch 159 Tage“, liest er vor. Ich nicke wissend. Die Zeit ist nicht auf meiner Seite. Morgen werden es dann nur noch 158 Tage sein.
Später wird er mir dann erzählen, dass sie alle gar nicht wissen, wie es weitergeht. „Die FDP“, wird er sagen, „hat sich ja sehr für die Zerschlagung eingesetzt.“ Die Unsicherheit wird sich in seinem Gesicht und seiner Stimme zeigen, schließlich ist er gut und gerne über 50, und ich werde leise etwas Mitfühlendes erwidern.
Jetzt aber spielen wir erst einmal mit der Software, das heißt, er spielt, weil ich ihm erzähle, an welcher Stelle die Datenbank mit unsinnigen Inhalten gefüttert worden ist. „Da haben Sie recht“, sagt er und versucht, die Datenbank auszutricksen, aber es geht nicht, was ihn ein bisschen erheitert. Wir plaudern ein bisschen, fehlt eigentlich nur noch, dass er mir eine Tasse Tee anbietet. Dann spielt er wieder am Computer. „26 Euro am Tag, das Programm rechnet alles aus“, sagt er und stößt einen Laut aus, der zugleich sein Staunen über die Software und sein Mitgefühl ausdrückt. „Mit dem, was Sie in der Schneekugelmanufaktur dazuverdienen, reicht das vielleicht gerade einmal so. Oder auch nicht.“ - „Eher nicht“, entgegne ich und lächele entschuldigend. „Anspruch: noch 159 Tage“, liest er vor. Ich nicke wissend. Die Zeit ist nicht auf meiner Seite. Morgen werden es dann nur noch 158 Tage sein.
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Montag, 19. September 2005
Ab in die Tonne
Im Morgenrot mache ich mich auf den Weg. Die Nachbarin im Erdgeschoss hat vergangene Nacht unverhofft ihren Geburtstag gefeiert, lang und laut. Drei Stunden Schlaf sind mir zu wenig, ich bin nicht mehr 18. In der Straße zum Wahllokal hole ich zwei weitere müde Gestalten ein, die eine dreht sich zu mir um: "Auch Wahlhelferin?". Sie wisse gar nicht, wo das sei, sagt sie mir dann. Der dickliche Mann eilt uns weiter voraus, wir gehen ihm einfach hinterher.
Schlaftrunken stolpere ich über eine Stufe am Eingang und humpele dann auf Anhieb in den richtigen Raum. Der Wahlvorsteher hat sich in Schale geworfen, als sei er von der FDP. Quietschwach und fröhlich begrüßt er uns, er mache das schon zum elften Mal. Ich schätze ihn auf Anfang 30. Seine Stellvertreterin ist ungefähr so alt wie ich, sie spricht Dialekt, dafür aber ununterbrochen.
Stolz zeigt sie dem Wahlvorsteher die Argumentationshilfen der FDP, die sie sich für einen Schulbesuch vor drei Tagen ausgeliehen hat. "Sieht gut aus", findet er. "Sowas haben wir nicht. Ich sollte die Partei wechseln."
Gemeinsam bauen wir die Wahlkabinen auf, es gibt keine Kordeln, um die Stifte festzubinden, aber irgendein anderer Wahlhelfer im Nebenraum hat giftgrünes Geschenkband, das tut’s auch. Wir teilen schnell die Schichten ein, der ältere Herr lässt sich zum stellvertretenden Schriftführer bestimmen. Die Frau von der Straße und ich sollen uns an den Tisch am Eingang setzen, uns die Wahlkarten zeigen lassen und die Stimmzettel austeilen.
Dann erklärt der Wahlvorsteher uns noch, dass nur sehr kleine Kinder mit in die Wahlkabine dürfen. Anschließend sollen wir alle in die Wahlurne - eine hellgraue Plastikmülltonne - hineinschauen, dass sie auch leer ist, bevor er sie abschließt. Liebes Wahlamt, schon einmal etwas von Psychologie gehört? Selbst wenn da jetzt "Wahlamt" unter dem Schlitz im Deckel eingeprägt ist, es sieht trotzdem aus wie eine Mülltonne. Ich wette, sowas haben sie in Afghanistan nicht.
Es ist acht Minuten vor acht Uhr, auf dem Flur scharren schon die ersten Wähler mit den Hufen. "Wir alle sind natürlich zur Neutralität verpflichtet", sagt der Wahlvorsteher noch, dann erklärt er die Wahlhandlung für eröffnet und verabschiedet sich bis zum Nachmittag.
Anfangs kommen hauptsächlich Senioren und Frühsportler. Gegen halb neun Uhr verschenke ich meine Erststimme, gebe sie einem Direktkandidaten, der keine Chance haben wird. Zweimal hatte ich sie ausgeliehen, aber nach dieser Farce von Vertrauensfrage, habe ich dazu keine Lust mehr. Die Beisitzerin neben mir trägt 13 Ringe an acht Fingern und hat schon fünf besserwisserische Bemerkungen gemacht. Ich schalte mein Gehirn auf stand-by.
Gruppentische gemeinsam und leise zusammenstellen, steht auf einem selbst gemalten Plakat an der Wand: Regeln der Gruppenarbeit. Siebtes Schuljahr, also. Am Fenster kleben handgroße Aufkleber von zwei Kreditkartenunternehmen, im Raum die Trostlosigkeit einer Haupt- und Realschule.
Die Stimmzettel sind ungeschickt gefaltet, wir müssen allen Leuten erklären, dass sie sie anders falten sollen, bevor sie sie in die Urne stecken, damit man es nicht sieht, falls sie SPD oder CDU angekreuzt haben. Umschläge gibt es keine mehr, es spart Papier und Zeit beim Auszählen. Viele kapieren das aber nicht, also fangen wir an, die Stimmzettel umzufalten. Nun klappt’s.
"Nehmen Sie ein Tempo mit", rät die stellvertretende Wahlvorsteherin, als die andere Beisitzerin zur Toilette geht. "Wahrscheinlich gibt es kein Toilettenpapier, weil die Kinder die Rollen immer ins Klo werfen und das dann verstopft. In der Schule meiner Tochter ist das auch so." Wir gucken uns etwas entgeistert an. "So kann man das Einsparen natürlich auch begründen", murmele ich.
Dann kommen die, die in den Gottesdienst wollen. Die stellvertretende Wahlvorsteherin rechnet fest mit einer schwarz-gelben Mehrheit. Mein Fuß tut immer noch weh. Zur Feier des Tages gibt es auf der Toilette doch Papier, Seife oder Handtücher jedoch nicht. Noch mehr Kirchgänger kommen, es ist halb elf Uhr. Noch zweieinhalb Stunden. Die Beisitzerin erzählt, dass sie verwitwet ist, dann erwähnt sie Bad Doberan. Ich beschließe, sie doch ein bisschen sympathisch zu finden und frage sie, ob sie dort aufgewachsen sei. Sie bejaht, und ich lasse mir ihr Leben erzählen.
Noch mehr Wähler kommen. Einer beschwert sich, dass wir seinen Ausweis nicht kontrollieren, einige motzen einfach so, wussten wohl nicht, wohin mit ihrer schlechten Sonntagslaune. Eine Jungwählerin ruft nach ihrem Onkel, der in der Kabine nebenan ist. "Ich weiß nicht, wie das geht", jammert sie. Als der Onkel zu ihr hinübergehen will, wirft sich die Stellvertreterin dazwischen. "Dazu bin ich da." Die Mutter stöhnt: "Das habe ich ihr doch alles heute früh nochmals erklärt".
Die Ablösung kommt schon um halb eins Uhr, ich darf gehen. Eigentlich wollte ich nach dem Essen bloggen, aber ich schlafe ein.
Ein Wähler kommt zu spät, just nachdem die Wahlhandlung für beendet erklärt worden ist. 669 Wahlbenachrichtigungskarten haben unsere beiden Wahlvorsteher gezählt, wir haben aber 670 Stimmzettel. Kurze Hektik, dann fällt ihnen ein, dass einer ja mit einem Wahlschein kam. Alles in Ordnung. Wir sortieren ordentliche Haufen: Stimmzettel, auf denen beide Stimmen für eine Partei abgegeben wurden, ungültige und wilde Stimmen, das sind die gesplitteten Stimmen. Die Ergebnisse werden an die Tafel geschrieben - es geht nicht auf. Jetzt fehlen neun Stimmen. Der Wahlvorsteher seufzt verzweifelt, draußen auf dem Flur gehen die Wahlhelfer von nebenan vorbei. Sie verabschieden sich grinsend und wünschen noch einen schönen Abend. "Die sind immer so schnell", sagt die Stellvertreterin beruhigend. Es ist 18.30 Uhr. "Hier sind doch noch die Ungültigen", ruft sie kurz darauf, "die haben wir doch noch nicht gezählt". Es sind acht, fehlt also immer noch eine. Alles Verbrecher steht auf einem Stimmzettel. Wo ist dieser verflixte Stimmzettel, der noch fehlt? Wir zählen noch einmal, schließlich taucht er bei der SPD auf. Jetzt stimmt’s endlich, wir können alles einpacken und versiegeln.
"Ich hoffe nur, dass es ein eindeutiges Ergebnis wird", sagt der Wahlvorsteher zu seiner Stellvertreterin. "Egal, wie. Auch wenn Euch das dann ärgert".
Es ist 19.05 Uhr. In den beiden anderen Räumen wird noch gezählt, als wir gehen. Die Wahlbeteiligung lag in unserem Wahlbezirk bei 73 Prozent. Rot-grün hat hier eine satte Mehrheit. Fünf Stimmen bekam die Tierschutzpartei, mehr als die N*D, R*P und B*SO. Auf dem Heimweg kaufe ich mir ein Eis.
Schlaftrunken stolpere ich über eine Stufe am Eingang und humpele dann auf Anhieb in den richtigen Raum. Der Wahlvorsteher hat sich in Schale geworfen, als sei er von der FDP. Quietschwach und fröhlich begrüßt er uns, er mache das schon zum elften Mal. Ich schätze ihn auf Anfang 30. Seine Stellvertreterin ist ungefähr so alt wie ich, sie spricht Dialekt, dafür aber ununterbrochen.
Stolz zeigt sie dem Wahlvorsteher die Argumentationshilfen der FDP, die sie sich für einen Schulbesuch vor drei Tagen ausgeliehen hat. "Sieht gut aus", findet er. "Sowas haben wir nicht. Ich sollte die Partei wechseln."
Gemeinsam bauen wir die Wahlkabinen auf, es gibt keine Kordeln, um die Stifte festzubinden, aber irgendein anderer Wahlhelfer im Nebenraum hat giftgrünes Geschenkband, das tut’s auch. Wir teilen schnell die Schichten ein, der ältere Herr lässt sich zum stellvertretenden Schriftführer bestimmen. Die Frau von der Straße und ich sollen uns an den Tisch am Eingang setzen, uns die Wahlkarten zeigen lassen und die Stimmzettel austeilen.
Dann erklärt der Wahlvorsteher uns noch, dass nur sehr kleine Kinder mit in die Wahlkabine dürfen. Anschließend sollen wir alle in die Wahlurne - eine hellgraue Plastikmülltonne - hineinschauen, dass sie auch leer ist, bevor er sie abschließt. Liebes Wahlamt, schon einmal etwas von Psychologie gehört? Selbst wenn da jetzt "Wahlamt" unter dem Schlitz im Deckel eingeprägt ist, es sieht trotzdem aus wie eine Mülltonne. Ich wette, sowas haben sie in Afghanistan nicht.
Es ist acht Minuten vor acht Uhr, auf dem Flur scharren schon die ersten Wähler mit den Hufen. "Wir alle sind natürlich zur Neutralität verpflichtet", sagt der Wahlvorsteher noch, dann erklärt er die Wahlhandlung für eröffnet und verabschiedet sich bis zum Nachmittag.
Anfangs kommen hauptsächlich Senioren und Frühsportler. Gegen halb neun Uhr verschenke ich meine Erststimme, gebe sie einem Direktkandidaten, der keine Chance haben wird. Zweimal hatte ich sie ausgeliehen, aber nach dieser Farce von Vertrauensfrage, habe ich dazu keine Lust mehr. Die Beisitzerin neben mir trägt 13 Ringe an acht Fingern und hat schon fünf besserwisserische Bemerkungen gemacht. Ich schalte mein Gehirn auf stand-by.
Gruppentische gemeinsam und leise zusammenstellen, steht auf einem selbst gemalten Plakat an der Wand: Regeln der Gruppenarbeit. Siebtes Schuljahr, also. Am Fenster kleben handgroße Aufkleber von zwei Kreditkartenunternehmen, im Raum die Trostlosigkeit einer Haupt- und Realschule.
Die Stimmzettel sind ungeschickt gefaltet, wir müssen allen Leuten erklären, dass sie sie anders falten sollen, bevor sie sie in die Urne stecken, damit man es nicht sieht, falls sie SPD oder CDU angekreuzt haben. Umschläge gibt es keine mehr, es spart Papier und Zeit beim Auszählen. Viele kapieren das aber nicht, also fangen wir an, die Stimmzettel umzufalten. Nun klappt’s.
"Nehmen Sie ein Tempo mit", rät die stellvertretende Wahlvorsteherin, als die andere Beisitzerin zur Toilette geht. "Wahrscheinlich gibt es kein Toilettenpapier, weil die Kinder die Rollen immer ins Klo werfen und das dann verstopft. In der Schule meiner Tochter ist das auch so." Wir gucken uns etwas entgeistert an. "So kann man das Einsparen natürlich auch begründen", murmele ich.
Dann kommen die, die in den Gottesdienst wollen. Die stellvertretende Wahlvorsteherin rechnet fest mit einer schwarz-gelben Mehrheit. Mein Fuß tut immer noch weh. Zur Feier des Tages gibt es auf der Toilette doch Papier, Seife oder Handtücher jedoch nicht. Noch mehr Kirchgänger kommen, es ist halb elf Uhr. Noch zweieinhalb Stunden. Die Beisitzerin erzählt, dass sie verwitwet ist, dann erwähnt sie Bad Doberan. Ich beschließe, sie doch ein bisschen sympathisch zu finden und frage sie, ob sie dort aufgewachsen sei. Sie bejaht, und ich lasse mir ihr Leben erzählen.
Noch mehr Wähler kommen. Einer beschwert sich, dass wir seinen Ausweis nicht kontrollieren, einige motzen einfach so, wussten wohl nicht, wohin mit ihrer schlechten Sonntagslaune. Eine Jungwählerin ruft nach ihrem Onkel, der in der Kabine nebenan ist. "Ich weiß nicht, wie das geht", jammert sie. Als der Onkel zu ihr hinübergehen will, wirft sich die Stellvertreterin dazwischen. "Dazu bin ich da." Die Mutter stöhnt: "Das habe ich ihr doch alles heute früh nochmals erklärt".
Die Ablösung kommt schon um halb eins Uhr, ich darf gehen. Eigentlich wollte ich nach dem Essen bloggen, aber ich schlafe ein.
Ein Wähler kommt zu spät, just nachdem die Wahlhandlung für beendet erklärt worden ist. 669 Wahlbenachrichtigungskarten haben unsere beiden Wahlvorsteher gezählt, wir haben aber 670 Stimmzettel. Kurze Hektik, dann fällt ihnen ein, dass einer ja mit einem Wahlschein kam. Alles in Ordnung. Wir sortieren ordentliche Haufen: Stimmzettel, auf denen beide Stimmen für eine Partei abgegeben wurden, ungültige und wilde Stimmen, das sind die gesplitteten Stimmen. Die Ergebnisse werden an die Tafel geschrieben - es geht nicht auf. Jetzt fehlen neun Stimmen. Der Wahlvorsteher seufzt verzweifelt, draußen auf dem Flur gehen die Wahlhelfer von nebenan vorbei. Sie verabschieden sich grinsend und wünschen noch einen schönen Abend. "Die sind immer so schnell", sagt die Stellvertreterin beruhigend. Es ist 18.30 Uhr. "Hier sind doch noch die Ungültigen", ruft sie kurz darauf, "die haben wir doch noch nicht gezählt". Es sind acht, fehlt also immer noch eine. Alles Verbrecher steht auf einem Stimmzettel. Wo ist dieser verflixte Stimmzettel, der noch fehlt? Wir zählen noch einmal, schließlich taucht er bei der SPD auf. Jetzt stimmt’s endlich, wir können alles einpacken und versiegeln.
"Ich hoffe nur, dass es ein eindeutiges Ergebnis wird", sagt der Wahlvorsteher zu seiner Stellvertreterin. "Egal, wie. Auch wenn Euch das dann ärgert".
Es ist 19.05 Uhr. In den beiden anderen Räumen wird noch gezählt, als wir gehen. Die Wahlbeteiligung lag in unserem Wahlbezirk bei 73 Prozent. Rot-grün hat hier eine satte Mehrheit. Fünf Stimmen bekam die Tierschutzpartei, mehr als die N*D, R*P und B*SO. Auf dem Heimweg kaufe ich mir ein Eis.
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Montag, 12. September 2005
Runaway train
Am Freitagabend, als ich mir am Automaten die Platzkarten für die Zugfahrt nach Bremen ziehe, flimmert das Europa-Spezialangebot permanent über den Bildschirm, weckt Sehnsucht nach Prag oder Budapest, und wie wäre es mit Wien? Ich war noch nie in Wien. Meine Finger schweben einen Moment lang über den Tasten, dabei bin ich doch jetzt schon viel zu müde, um später noch auszugehen. Mit den Platzkarten in der Tasche, fahre ich schließlich nur nach Hause.
Eigentlich möchte ich ans Meer.
Eigentlich möchte ich ans Meer.
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Freitag, 2. September 2005
Les misérables
Bislang habe ich in Herzensdingen keinen ökonomischen Sachverstand walten lassen. Nachdem ich aber heute wieder einmal Post von der BfA bekommen habe, sollte ich das wohl besser schleunigst ändern. Vielleicht so:
Ansehnliche Akademikerin ohne vernünftiges Einkommen, aber vergnügter als ihr Blog, sucht wohlhabenden Mann zwischen 35 und 45 zwecks Heirat. Bei gegenseitigem Gefallen späteres Zusammenleben nicht ausgeschlossen. Ernstgemeinte Zuschriften mit Bild und Kopie des Rentenbescheids an ...
Und darauf jetzt noch einen Martini.
Ansehnliche Akademikerin ohne vernünftiges Einkommen, aber vergnügter als ihr Blog, sucht wohlhabenden Mann zwischen 35 und 45 zwecks Heirat. Bei gegenseitigem Gefallen späteres Zusammenleben nicht ausgeschlossen. Ernstgemeinte Zuschriften mit Bild und Kopie des Rentenbescheids an ...
Und darauf jetzt noch einen Martini.
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Freitag, 26. August 2005
Habe die Ehre
Nun ist es also amtlich. Der Brief, der mir dieses Ehrenamt antrug, kam schon vor einigen Wochen. So ganz sicher waren die sich ja nicht, was meine demokratische Gesinnung anbelangt, deshalb haben sie mir gleich vorsorglich tausend Euro Geldbuße angedroht, falls ich auf die Idee kommen sollte, diese ehrenvolle Aufgabe ohne triftigen Grund abzulehnen. Immerhin, im zweiten Brief, der Ende des vergangenen Monats kam, reduzierten sie die Strafe für diese Ordnungswidrigkeit schon auf 500 Euro - fast ein Sonderangebot. Der Preis dieser Ehre hingegen beträgt 35 Euro. Aufwandsentschädigung fürs frühe Aufstehen, schließlich muss ich um 7.30 Uhr dort sein, und das an einem Sonntag. Ja, so ist das, wenn man zur Beisitzerin für die Bundestagswahl bestimmt wurde. Während andere sich Kaffee und Kuchen munden lassen, sitze ich im Wahllokal herum und werde mich bemühen, genauso gelangweilt dreinzuschauen, wie die das dort immer machen, wenn dann einmal jemand zum Wählen kommt.
Ob man dabei eigentlich lesen darf?
Wenn am Abend im Fernsehen die ersten Hochrechnungen verkündet werden, sitze ich da und zähle Stimmzettel aus. Mein eigener sowie die von meiner jüngeren Schwester und meinem Schwager werden darunter sein. Mal sehen, ob ich die Kreuzchen wiedererkenne.
Und falls Sie nicht wissen, was Sie wählen sollen, machen Sie Ihren Stimmzettel halt ungültig. Dann schlage ich mir wenigstens nicht umsonst den halben Abend um die Ohren.
Ob man dabei eigentlich lesen darf?
Wenn am Abend im Fernsehen die ersten Hochrechnungen verkündet werden, sitze ich da und zähle Stimmzettel aus. Mein eigener sowie die von meiner jüngeren Schwester und meinem Schwager werden darunter sein. Mal sehen, ob ich die Kreuzchen wiedererkenne.
Und falls Sie nicht wissen, was Sie wählen sollen, machen Sie Ihren Stimmzettel halt ungültig. Dann schlage ich mir wenigstens nicht umsonst den halben Abend um die Ohren.
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Montag, 22. August 2005
Traumzeit
Der Preis für die wirrsten Träume geht diese Woche an mich.
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Samstag, 20. August 2005
Allerlei
Die Verantwortlichen sächsischer Privatradios kommen alle in die Hölle, soviel steht fest. Obwohl ich das schon lange weiß, schaffen sie es immer wieder, mich unangenehm zu überraschen. Heute morgen lief im Badezimmer tatsächlich ein Song mit dem Refrain Mandy, geh' an Dein Handy - und ich stand unter der Dusche und konnte mich nicht wehren. Als Gast bin ich zu wohlerzogen, um einfach den Sender zu verstellen, ab morgen wird also selbst gesungen.
Ach ja, für die Gag-Schreiber sächsischer Privatradios gibt's im Jenseits dann eine Runde extra Heulen und Zähneklappern. Und zwar für jeden "Witz", den sie zu Lebzeiten verbrochen haben.
Ach ja, für die Gag-Schreiber sächsischer Privatradios gibt's im Jenseits dann eine Runde extra Heulen und Zähneklappern. Und zwar für jeden "Witz", den sie zu Lebzeiten verbrochen haben.
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Montag, 15. August 2005
Dürfen es ein paar Gramm mehr sein?
Es tut mir Leid, aber Torheit gibt es genau wie Narreteien bei mir nicht abgepackt, sondern nur lose. Dafür aber immer wieder frisch, das ist doch auch was. Bedienen Sie sich nur, es ist reichlich da. Außerdem sorge ich in einer guten Woche für Nachschub.
P.S. Sehr schön finde ich auch den Alternativvorschlag - damit kann ich aber genauso wenig dienen wie die Suchmaschine. Falls jemand eine Bezugsquelle dafür weiß, bitte Bescheid geben. Womöglich werde ich die bald ganz dringend brauchen.
P.S. Sehr schön finde ich auch den Alternativvorschlag - damit kann ich aber genauso wenig dienen wie die Suchmaschine. Falls jemand eine Bezugsquelle dafür weiß, bitte Bescheid geben. Womöglich werde ich die bald ganz dringend brauchen.
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Samstag, 13. August 2005
Fox on the run
Er war eben zum Glück schneller als mein Auto - und ich sehr froh.
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Montag, 8. August 2005
Ich kauf mir was
Sonnabends sieht man sie in der Stadt, die unglücklichen Männer, die mit ihren Frauen und Freundinnen einkaufen gehen müssen. Wenn sie Glück haben, hat irgendeine mitleidige Seele irgendwo ein kleines Sofa aufgestellt, davor ein Tisch mit Coffee Table Book darauf. Über Südseefische oder so. Meist stehen sie aber mit Tüten bepackt und erschöpftem Blick vor den Umkleidekabinen, bis Frau oder Freundin herauskommt und fragt Schaahaatz, wie findest Du das? Dann murmeln sie meistens etwas Unverständliches, manchmal auch, Das andere hat mir besser gefallen, was aber häufig nur Diskussionen nach sich zieht, denn sie findet, das andere sei doch gar nicht so gut gewesen. Ich muss mich dann manchmal beherrschen, nicht zu fragen, warum sie ihn überhaupt um seine Meinung fragt, wenn sie sie doch nicht hören will, oder ihr nicht zu sagen, dass sie doch mittlerweile eigentlich wissen müsste, dass ihr diese Farbe oder jener Schnitt überhaupt nicht steht. Doch ich halte meinen Mund und frage mich nur im Stillen, wieso so viele Frauen Männer auf Einkaufstouren schleifen, wenn die doch so offenkundig keinen Spaß daran haben. Warum gehen die Frauen nicht mit ihren Freundinnen? Haben sie keine eigene Kreditkarte? Oder soll gerade die geschont werden? Sollte vielleicht etwas daran sein an dem bösen Satz von den zwei Füchsen aus demselben Bau? Und wieso gehen all diese Männer so schicksalsergeben mit? Leiden still, bis auf die Wenigen, die sich frustriert zu einem plötzlichen Gefühlsausbruch hinreißen lassen.
Es gibt sicherlich auch ein paar Männer, denen der gemeinsame Einkaufstrip Freude macht. Nur sieht man sie relativ selten. Am ehesten trifft man sie noch in der Dessous-Abteilung. Aber auch dort droht Ungemach, wenn er begeistert einen BH mit D-Cup anschleppt, wo es doch die dazugehörige Dame maximal auf B bringt. Dann hört man ein böses Zischen aus den Umkleidekabinen, das umschlägt in wütende Empörung, wenn der Gute sich auch noch in der Unterhosengröße vertut.
In irgendeiner Großstadt, ich glaube, es war Hamburg, soll vor längerer Zeit eine dänische Idee kopiert worden sein: ein Männerland. So eine Art Kindergarten für Erwachsene, in dem Frauen während des Shoppens ihre Männer abgeben (!) können. In sämtlichen Medienberichten äußerten sich die Befragten beiderlei Geschlechts enthusiastisch, während ich mich fast vor dem Radio übergab. Sollen die doch ihre Männer in Ruhe und zu Hause lassen.
Anscheinend bin ich auch die einzige, die sich solche Fragen stellt.
Beim Kauf dieser Dinge wurde jedenfalls kein Mann gequält.

Es gibt sicherlich auch ein paar Männer, denen der gemeinsame Einkaufstrip Freude macht. Nur sieht man sie relativ selten. Am ehesten trifft man sie noch in der Dessous-Abteilung. Aber auch dort droht Ungemach, wenn er begeistert einen BH mit D-Cup anschleppt, wo es doch die dazugehörige Dame maximal auf B bringt. Dann hört man ein böses Zischen aus den Umkleidekabinen, das umschlägt in wütende Empörung, wenn der Gute sich auch noch in der Unterhosengröße vertut.
In irgendeiner Großstadt, ich glaube, es war Hamburg, soll vor längerer Zeit eine dänische Idee kopiert worden sein: ein Männerland. So eine Art Kindergarten für Erwachsene, in dem Frauen während des Shoppens ihre Männer abgeben (!) können. In sämtlichen Medienberichten äußerten sich die Befragten beiderlei Geschlechts enthusiastisch, während ich mich fast vor dem Radio übergab. Sollen die doch ihre Männer in Ruhe und zu Hause lassen.
Anscheinend bin ich auch die einzige, die sich solche Fragen stellt.
Beim Kauf dieser Dinge wurde jedenfalls kein Mann gequält.

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