Dienstag, 28. Juni 2005
Mondschein im Käse oder Käse im Mondschein
Wolkenohrenpilze ist eines jener Wörter, die mich beim Besuch im bevorzugten Supermarkt jedesmal aufs Neue erfreuen. Getrocknet sehen sie auch tatsächlich ein bisschen so aus, wie profan klingt dagegen die Bezeichnung Mu Err Pilze. Darin liegt für mich keinerlei geschmackliche Verheißung, während der Name Wolkenohrenpilze fast schon Poesie in meinen Ohren ist. Fast jedes Mal zieht es mich zu dem Regal, wahrscheinlich landen sie eines Tages doch noch in meinem Einkaufskorb, obwohl ich die Dinger gar nicht brauche. Schließlich habe ich heute ja schon Mondscheinkäse gekauft. Um des schönen Namens willen.

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Montag, 27. Juni 2005
Lasso
Immer dann, wenn man sich so weit entfernt hat, stolpernd erst, weil tränenblind und mit wundem Herzen, dann aber zunehmend sicheren Schrittes - nachdem man seine Fingernägel oft genug in die Handfläche gekrallt hat, bloß nicht anrufen oder schreiben, schließlich hatte man sich doch geschworen, fürderhin zu schweigen, nachdem man die nächtlichen Träume gebannt hat und nicht mehr im Schlaf heimgesucht wird und auch tagsüber immer seltener daran denkt, und man es schließlich sogar vor aller Augen preisgegeben hat, um zu sehen, ob man nun auch das fertig bringt -, immer dann also, wenn man das Gefühl hat, bald habe man es endlich geschafft, dann kommt eine Short Message, eine E-Mail, ein Anruf. Zielgenau und treffsicher.

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Sonntag, 26. Juni 2005
Sela
Der sonntägliche Kirchgang war mir früher eine Selbstverständlichkeit, heute schaffe ich das nur noch eher selten. Denn dort, wo ich aufwuchs, begann der Gottesdienst erst um halb elf Uhr. Er dauerte eine Stunde, die Predigt nie länger als zehn bis zwölf Minuten, was vollkommen ausreichte, um Wichtiges zu sagen, es sollte sich ja niemand langweilen, außerdem waren ja noch vier bis fünf Lieder und allerlei Liturgisches zu singen.
Dass andernorts der Gottesdienst meistens bereits um zehn Uhr beginnt, daran habe ich mich später irgendwie nie gewöhnen können, mein sonntäglicher Rhythmus ist immer noch ein anderer. Nicht, dass ich nicht früh genug wach würde, auch heute weckten mich gegen sechs Uhr die Vögel, zwei Stunden später stand ich auf, in der Kirche war ich trotzdem nicht. Aber es gibt ja auch Sonntagsgottesdienste im Radio, und selbst im Web lässt sich so manche Predigt nachlesen. So fand ich eben wieder manches wahre Wort: Man muß sich eine Niederlage auch einmal eingestehen können, las ich beispielsweise, und:
Für irgendwas ist alles irgendwie gut. So gesehen, muß man im Leben nicht darauf achten, keine Fehler zu begehen, sondern darauf achten, daß die Fehler nicht zu lange dauern.

Das bewege ich dann heute 'mal in meinem Herzen.

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Samstag, 25. Juni 2005
Stelldichein
Wolken, verzieht Euch! Venus, Merkur und Saturn treffen sich heute Abend eine halbe bis dreiviertel Stunde nach Sonnenuntergang, tief am West-Nordwesthorizont, und das möchte ich gern sehen.

Venus ist der helle Planet, den man derzeit sieht. Merkur wird dann rechts unterhalb dicht an der Venus sein, Saturn links unterhalb, etwas weiter entfernt. Beide sehen viel blasser aus; alle drei zusammen bilden ein Dreieck.

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Pausenhoferinnerung
Als ich an ihm vorbeigehe, stößt der Schwan ein Schnauben aus, das so klingt wie früher, wenn die Jungs aus der neunten Hauptschulklasse den Rotz hochzogen, bevor sie, um sich gegenseitig zu beeindrucken, in hohem Bogen auf den Schulhof spuckten. Einer von ihnen, es war der, der von den Mädchen aus seiner Klasse am meisten umschwärmt wurde, machte das bisweilen auch, bevor er seine jeweils aktuelle Freundin küsste.

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Peng
Wenn ich mit meinem Auto durch die warme Nacht nach Hause fahre, über mir nur der Sternenhimmel, dann bin ich manchmal so glücklich, dass ich schier platzen könnte.

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Freitag, 24. Juni 2005
Liebes Schaf,
wie verliebt man sich? Verirrt man sich? Verliert man das Gleichgewicht und stolpert und fällt hin, schürft sich das Knie auf und das Herz? Knallt man auf den steinigen Boden? Gibt es einen Abgrund, in den man versinkt, über die Kante und weg, auf Nimmerwiedersehen?

- Cathleen Schine: Der Liebesbrief -

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Freitag, 24. Juni 2005
Auf der Parkbank
Lustvoll leckt der ältere Herr an seinem Eis und beißt in die Waffel. In seinen Augen das Vergnügen eines Fünfjährigen.

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