Mittwoch, 23. Januar 2008
Von Fröschen und Prinzen
Die beste Freundin kommt abends zum Essen, sie bringt eine große Tüte Weihnachtsgeschenke für mich mit, denn wir haben uns zuletzt Anfang Dezember gesehen. Das hier ist aus der Abteilung unnütze und überflüssige Geschenke, sagt sie, aber ich fand, den sollten wir uns ’mal gönnen. Magic. The Frog To Prince steht auf der Packung, die sie mir grinsend überreicht.

Nach dem Essen gehen wir kichernd vor Vorfreude in die Küche. Ich habe immer noch keine gescheite Küchenlampe, entschuldige ich mich bei ihr, als wir die Gebrauchsanweisung auf der Rückseite studieren. Füllen mit Wasser. Temperature unter 35 Grad, lese ich vor. Es schäumt, liest sie weiter.



Froschkönig heißt auf Niederländisch anscheinend Kikker Prins, verkünde ich, als sie den Hahn aufdreht und den Frosch unter Wasser setzt.



Gespannt stehen wir vor dem Glas und warten. Da schäumt aber nix, sage ich, vielleicht war das Wasser doch zu warm. Nee, das waren keine 35 Grad, antwortet die beste Freundin. Sie kennt sich damit aus, schließlich legt sie sich jeden Abend in die Badewanne. Dennoch kein Schaum. Gebannt schauen wir auf den Frosch, aber der Frosch rührt sich nicht.

Etliche Minuten vergehen. Langsam bildet sich ein Riss.



Doch weiter passiert nichts. Die beste Freundin nimmt wieder die Gebrauchsanweisung zur Hand. Nach einigen Minuten kommt der Prinz heraus, liest sie vor. Der will irgendwie nicht, sagt sie. Leicht ungeduldig schüttele ich das Glas ein wenig. Vielleicht sollten wir doch ’mal das Wasser wechseln, damit das schneller geht, schlage ich irgendwann vor. Was ist da eigentlich für ein Zeugs drin, frage ich, als ich die gelbe Suppe aus dem Glas in die Spüle kippe. Steht nicht auf der Packung, antwortet sie. Ist aber aus China.

They grow, grow, grow! liest sie dann vor. 72 Stunden lang! Wieder stehen wir vor dem Glas und gucken. Allmählich lässt der Prinz sich doch blicken.



Der muss aber wirklich noch ein bisschen wachsen, stellt die Freundin fest.

Heute habe ich ihr endlich das Foto geschickt, das ich vorgestern vom Prinzen gemacht habe. 72 Stunden lang ist der nicht mehr gewachsen, schreibe ich ihr, überhaupt sieht er leicht rachitisch aus. Vielleicht sollten wir uns doch lieber einen freundlichen Frosch zum Manne suchen.




Ich bitte, die schlechte Qualität der Fotos zu entschuldigen. Die Küchenlampe, Sie wissen schon.

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Sonntag, 13. Januar 2008
999
Das letzte Mal dreistellig. Besäße mein Gehirn eine USB-Schnittstelle, gäbe es hier mehr zu lesen. So bleibt es bei vielen unfertigen Geschichten, die hier herumliegen. Manchmal ist das aber auch ganz gut so, glaube ich.

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Montag, 7. Januar 2008
Emotionales Obst
Der Supermarkt bietet israelische Avocados feil. Auf dem Schild steht:
"Sorte: Hass". Unwillkürlich muss ich lachen.

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Montag, 7. Januar 2008
Ich will auch 'mal
Wann gibt es eigentlich endlich einen Tatort, in dem Schneekugelmacher die Bösen sind?

Ich habe zwar keinen Fernseher, aber ich will mich hinterher auch 'mal öffentlich beschweren können.

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Abschiede
Zwei Abschiede innerhalb von zwei Tagen: Bluesky auf ungewisse Zeit, die Nordlichter womöglich endgültig. Beide werden mir fehlen.

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Deutliche Worte
Heute ist zwar Sonntag, dennoch möchte ich den Freitag empfehlen, genauer gesagt, diesen Artikel: Das Internet als Ausrede.

Martin Böttger schreibt darin, die Sorge deutscher Verlage vor der Konkurrenz durch Fernsehen und Internet bemäntele Ideenlosigkeit. Recht hat er.

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Dienstag, 1. Januar 2008
Vollmundiges Versprechen
Das Jahr war noch das alte, als mir das neue ein vollmundiges Versprechen gab: 2008 wird mein Jahr! verkündigte es mir in goldene Lettern auf tintenblauen Glanzkarton, den ich in meinem Zeitungsfach fand.

OK, 2008, dann sieh’ bloß zu, dass Du dieses Versprechen auch hältst. Deine Vorgänger 2005, 2006 und 2007 waren nämlich nicht allzu dolle.

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Sonntag, 16. Dezember 2007
Adieu bye-bye paka


Sie begrüßten mehrsprachig die Gäste und lobten stets die Stadt. Sie gaben vielen ein Zuhause und nützten auch der Staatssicherheit. Später dann, da standen sie schon eine Weile leer, dienten sie noch als Filmkulisse.
Nu sind sie weg. Nach 39 Jahren.
Fotos vom Abriss der Häuser am Brühl zeigen das abvmoblog und Frank Eritt.

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Freitag, 30. November 2007
A Passage from India
Im dünnen Sari stand sie vor der Tür, mitten im November. Es war Buß- und Bettag, wir wollten gerade aufbrechen, meine Großmutter hatte uns zu ihrem Geburtstag eingeladen. Im Flur kramte meine Mutter schon nach ihren Handschuhen, als es klingelte. Ich öffnete die Tür. Draußen stand die fremde Frau im hellgrünen Sari, ohne Jacke, ohne Mantel.

Ich weiß nicht, wie sie den Weg zu uns gefunden hatte, eigentlich wollte sie eine Messe besuchen. Hier gäbe es keine katholische Kirche, sagte ich ihr auf Englisch, was sie sehr bekümmerte. Die nächste fände sich erst im Nachbarort, drei Kilometer entfernt.

Wie sich später herausstellte, stammte sie aus New Delhi. Mit 16 Jahren hatte sie geheiratet, ihr Mann, nur wenige Jahre älter als sie, starb jung, mit 19 war sie schon Witwe. Jetzt war sie 27, arbeitete als Telefonistin und träumte von einer eigenen Familie. Doch selbst als Katholikin hatte sie in Indien keine Chance, jemals wieder zu heiraten.

Über eine Heiratsanzeige hatte sie den Deutschen kennen gelernt, der ihr das Flugticket schickte. Als sie im September hier ankam, sagte er ihr jedoch, er könnte sie nicht heiraten: Sie wäre ihm zu schwarz.

Seine Ehefrau hatte ihn erst kurz zuvor verlassen, jeden Tag stritt die mit ihm und forderte Geld. Die beiden Söhne, zehn und zwölf Jahre alt, lebten weiter beim Vater. Um die musste sich Mrs. Davis nun kümmern und um den Haushalt auch. Niemand sprach es vor uns drei Mädchen laut aus, aber wir beiden älteren ahnten, dass ihre Hautfarbe nachts keine Rolle spielte. Ein Rückflugticket besaß sie nicht, genug Geld, sich eins zu kaufen, auch nicht. Der Kerl hat ihr noch nicht einmal eine Briefmarke gegeben, damit sie ihrem Bruder schreiben kann, sollte meine Mutter später jedes Mal sagen, wenn die Rede auf den Mann kam, für den Mrs. Davis in New Delhi alles aufgegeben hatte.

An ihrem ersten freien Tag hatte sie in die Messe gehen wollen. Zwei Tage später zog sie bei uns ein.

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Sonntag, 18. November 2007
Augenschmaus
Dorthin, wo sie Kupfer essen, nimmt La Chouette nun mit.

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