Samstag, 1. September 2007
September Song

Oh, it's a long, long while from May to December
But the days grow short when you reach September
When the autumn weather turns the leaves to flame
One hasn't got time for the waiting game

- Kurt Weill/Maxwell Anderson: September Song -

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Dienstag, 24. April 2007
Balkonlektüre
Wenn man es schon nicht selbst erlebt, kann man wenigstens ein schlaues Buch darüber lesen. Also setzte ich mich heute am Welttag des Buches auf meinen Balkon und las Die Liebe und wie sich Leidenschaft erklärt von Bas Kast.
Wie es sich für Bücher für heiße Balkontage gehört, liest es sich nett und locker. Das meiste darin kannte ich zwar schon, aber eines wusste ich noch nicht: Es gibt Spermien - Kast nennt sie „Killerspermien“ -, die den wenigen fruchtbaren Gameten Geleitschutz geben und mit ihnen vorneweg schwimmen. Stößt einer dieser „Killer“ auf ein anderes Spermium, überprüft er, ob dessen Oberflächenstruktur mit seiner eigenen übereinstimmt. Ist das nicht der Fall, weil es das fremde Spermium eines Nebenbuhlers ist, erfolgt der Angriff. Das „Killerspermium“ sticht mit dem Kopf ein ätzendes Gegengift in seinen Konkurrenten, bis der tot ist.

Männer und ihre Körper sind einfach erstaunlich.

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Montag, 9. April 2007
Der Letzte, der bei uns bleibt
Schon schade, dass ich keine Patenkinder habe, geschweige denn eigene. Zu gern hätte ich ihnen die Geschichte von Ente, Tod und Tulpe vorgelesen und gemeinsam die anrührenden Bilder von Wolf Erlbruch betrachtet.

»Wer bist du – und was schleichst du hinter mir her?«
»Schön, dass du mich endlich bemerkst«, sagte der Tod. »Ich bin der Tod.«
Die Ente erschrak. Das konnte man ihr nicht übel nehmen.
»Und jetzt kommst du mich holen?«
»Ich bin schon in deiner Nähe, so lange du lebst – nur für den Fall.«
»Für den Fall?« fragte die Ente.
»Na, falls dir etwas zustößt. Ein schlimmer Schnupfen, ein Unfall, man weiß nie.«

Der Tod trägt ein kariertes Kittelkleidchen und hält eine schwarze Tulpe in der Hand. Er sieht nicht aus wie jemand, den man fürchten muss. Die beiden kommen miteinander ins Gespräch. Die Ente zeigt ihm das Gründeln und nimmt ihn des Nachts sogar unter ihre Fittiche, damit er nicht friert. Sehr ungewohnt für den Tod, stocksteif liegt er neben ihr. »Ein solches Angebot hatte ihm noch nie jemand gemacht.« So verbringen sie Tage und Nächte zusammen.

Am Ende ist er es, der sie wärmt. Und eine schwarze Tulpe auf sie legt.

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Sonntag, 1. April 2007
Perla
1. August. Einmal. Eine Haarspange und ein Kamm.

6. August. Dreimal. Ein Spazierstock. Ein Damenregenschirm. Ein Füllfederhalter und ein Glas mit blauer Tinte.

11. August. Sechsmal. Ein Glas verwässerte Milch für Säuglinge. Ein Rucksack und ein Paar Herrengaloschen. Ein Damenhandkoffer aus Vulkanfieber. Ein Achtel Roggenbrot. Zulagenscheine für Schwerarbeiter.

Schon seit elf Tagen schlafe ich auf einem Speicher neben dem Feuerwehrhaus in der L-Straße. Herr L. ließ für mich die Mansarde herrichten. Von hier aus kann ich durch die Dachluke die Berge und die Hamburger Kaserne sehen - dort fahren die Transporte ab, und neue kommen dort an. Auf der nördlichen Bastei wachsen Erlen und Linden. Die Blätter werden langsam gelb. Zuerst werden sie gelb, und dann fallen sie ab.

- Arnošt Lustig: Die Ungeliebte. Aus dem Tagebuch einer Siebzehnjährigen -

So beginnt das Buch, das mich so zum Weinen brachte. Es gibt nicht viele davon. Ich will jetzt auch nicht viele Worte darum machen, lesen Sie es selbst.

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Freitag, 30. März 2007
Hausaufgaben
Madame Modeste wollte es neulich wissen, da möchte ich ihre Geduld nicht länger strapazieren.

Gebunden oder Taschenbuch?
Ich mag gebundene Bücher sehr, besitze aber weitaus mehr Taschenbücher. Die lassen sich im Bett bequemer lesen, leichter mitnehmen und nehmen auch im Regal nicht so viel Platz weg.

Amazon oder Buchhandel?
Wenn überhaupt, dann Buchhandel. Ich schätze, ich habe es bislang erst auf vier Amazon-Bestellungen gebracht, das waren alles englische Bücher.

Lesezeichen oder Eselsohr?
Auf meinem Nachttisch liegen haufenweise Lesezeichen, die brauche ich auch, da ich meist mehrere Bücher parallel lese.

Ordnen nach Autor, nach Titel oder ungeordnet?
Ein Regal ist alphabetisch nach Autorennamen geordnet, andere nach Themen, und in einem Fall spielt sogar die Größe der Bücher eine Rolle, weil sie sonst nicht hineingepasst hätten.

Behalten, wegwerfen oder verkaufen?
Das einzige Buch, das ich jemals weggeworfen habe, war Die Klavierspielerin von Elfriede Jelinek. Das mochte ich nicht einmal mehr der Stadtbibliothek schenken. Bücher, die ich mag und von denen ich glaube, dass ich sie später nochmals lese, behalte ich. Alle anderen werden weggetauscht, schon allein aus Platzgründen, oder eben der Stadtbibliothek vermacht.

Schutzumschlag behalten oder wegwerfen?
Behalten.

Mit Schutzumschlag lesen oder ohne?
Paradoxerweise mache ich den Schutzumschlag zum Lesen ab, damit ihm nichts passiert.

Kurzgeschichten oder Roman?
Eher Romane, aber ab und an auch Kurzgeschichten.

Sammlung (Kurzgeschichten von einem Autor) oder Anthologie (Kurzgeschichten von verschiedenen Autoren)?
Sowohl als auch. Seltsam wie die Liebe von Barbara Gowdy ist beispielsweise ein ganz fabelhafter Band mit Kurzgeschichten.

Harry Potter oder Lemony Snicket?
Da muss mich als Ignorantin outen.

Aufhören, wenn man müde ist oder wenn das Kapitel endet?
Normalerweise versuche ich, noch das Kapitel zu schaffen, klappt aber nicht immer.

„Die Nacht war dunkel und stürmisch“ oder „Es war einmal“?
Es ist lange her, dass ich Märchen gelesen habe. Früher konnte ich Krimis nicht leiden, heute lese ich die ganz gern – allerdings nicht die von deutschen oder schwedischen Autoren, die langweilen mich immer halb zu Tode. Und schon gar nicht lese ich solche Krimis, die mit Die Nacht war dunkel und stürmisch anfangen.

Kaufen oder Leihen?
Leihen, tauschen und kaufen. In der Reihenfolge.
Die beste Freundin und ich leihen uns seit über 20 Jahren gegenseitig Bücher aus. Sie kauft sich viele neue Bücher, die ich dann nach der Lektüre fast alle wegtauschen darf, sie hat nämlich in ihrer Wohnung noch weniger Platz als ich. Früher habe ich tütenweise Bücher aus der Stadtbibliothek weggeschleppt, heute ist mir das aber zu unbequem. Ich kaufe gerne Bücher, Buchläden haben an mir schon mehr verdient als Schuhgeschäfte, aber in jüngster Zeit halte ich mich da etwas zurück. Bis Ende des Jahres nahm ich auf dem Weg zur Schneekugelmanufaktur immer eine Abkürzung, die durch einen Buchladen führte, den gibt es nun nicht mehr. An mir lag das aber nicht, dass der eingegangen ist.

Neu oder gebraucht?
Ich bin Mitglied einer Buchtauschbörse, seither kaufe ich seltener neue Bücher.

Kaufentscheidung: Bestsellerliste, Rezension, Empfehlung oder Stöbern?
Beststellerlisten? Wer liest denn so was?

Geschlossenes Ende oder Cliffhanger?
Wie auch immer, ich habe es eh schon vorher gelesen. Offene Enden finde ich aber unbefriedigend.

Morgens, mittags oder nachts lesen?
Jederzeit.

Einzelband oder Serie?
Einzeln. Ich glaube, die letzte Serie im engeren Sinne, also mit Nummern auf dem Einband, las ich als Kind, das müssten die Bücher von Liselotte Welskopf-Henrich gewesen sein, falls die noch jemand kennt.

Lieblingsserie?
Die Bücher von Anthony Price oder Tony Hillerman fasse ich nicht als Serie auf, auch wenn darin immer wieder dasselbe Ensemble auftritt, aber unter den Thrillern und Krimis zählen sie gewiss zu meinen Favoriten. Die habe ich alle mehrmals gelesen.

Lieblingsbuch, von dem noch nie jemand gehört hat?
Lieblingsbuch wäre übertrieben, aber ich habe immer wieder P.S. Your cat is dead! von James Kirkwood mit dem größten Vergnügen gelesen und stets aufs Neue herzlich gelacht. Irgendwie kennt dieses Buch aber niemand.

Welches Buch lesen Sie gegenwärtig?
Auf meinem Nachttisch und neben dem Bett liegen derzeit mit einem Lesezeichen versehen:

Arnošt Lustig Die Ungeliebte, das fiktive Tagebuch einer 17-Jährigen, die sich in Theresienstadt prostituiert, um zu überleben, es ist so traurig, dass ich immer wieder unterbrechen muss. Zum Beispiel, um meine Nase in

Dagewesen und aufgeschrieben. Reportagen über eine deutsche Revolution zu stecken. Dass ich gerne Reportagen lese, ist unschwer auch an dem nächsten Buch zu erkennen

Kerstin und Gunnar Decker: Gefühlsausbrüche oder Ewig pubertiert der Ostdeutsche. Reportagen, Portraits und Polemiken. Kann man ebenfalls wunderbar zwischendurch lesen und problemlos unterbrechen. Das gilt auch für

Christine Lambrecht: Männerbekanntschaften. Freimütige Protokolle, das Original erschien 1986 im Mitteldeutschen Verlag Halle, ich habe aber nur die Lizenzausgabe für den Westen aus demselben Jahr. Aus jener Buchtauschbörse, übrigens. Wie auch den Lustig und die Reportage-Bücher sowie

Yann Apperry: Das zufällige Leben des Homer Idlewilde, da habe ich gleich die ersten zwanzig Seiten aus Neugier gelesen, als ich es aus dem Briefkasten fischte. Das muss jetzt aber erst einmal warten, denn schließlich liegt da auch noch

Antal Szerb: In der Bibliothek, das hatte ich mir für die vorletzte Bahnfahrt gekauft, dann hatte ich aber vor Müdigkeit nur drei der Erzählungen geschafft.

Absolutes Lieblingsbuch aller Zeiten?
Ich soll mich für ein einziges entscheiden? Geht nicht, tut mir leid.

Da es Menschen gibt, die ihr Blog noch häufiger und vor allem länger vernachlässigen als ich, reiche ich das nun einmal an die werte Frau Gingerbox, Herrn Bunbury und Herrn Talakallea Thymon weiter, ich finde, die könnten nämlich endlich wieder einmal etwas schreiben. Das haben sie nun davon.

P.S. Und wenn Glückskeks und die Hauptstadtkatze auch einmal ein Lebenszeichen von sich geben würden, wäre ich sehr froh. So muss man sich dauernd sorgen, ob etwas Schlimmes passiert ist, und das ist nicht sehr schön.

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Montag, 15. Januar 2007
"Abteilung Freude"
In den Anfangstagen dieses Blogs schrieb ich einmal über das, was sich mancher Wissenschaftler nicht vorstellen konnte: sexuelle Zwangsprostitution in KZs.
In der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück eröffnete heute die Ausstellung Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern. Dazu gibt es auch ein Interview des Deutschlandradios. Die Ausstellung dauert bis zum 30. September 2007.

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Montag, 1. Januar 2007
Haftnotiz

Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallen lassen.
- Viktor Frankl -

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Donnerstag, 28. Dezember 2006
Sachensucher
Die ganze Welt ist voll von Sachen, und es ist wirklich nötig, dass jemand sie findet.

- Pippi Langstrumpf -

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Freitag, 22. Dezember 2006
Wunsch
Immer wenn ich abends allein unterwegs bin und ein Liebespaar sehe in enger Umarmung, wünsche ich mir, daß du bei mir wärst. Denn dann könnte ich dich packen und schütteln und mit dem Finger auf die beiden zeigen dir ins Gesicht schreien: "Siehst du? Siehst du? So glücklich hätten wir sein können!"

- Peter Müller: Wunsch -

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Donnerstag, 16. November 2006
Was Waldheim sagte
Du aber hast noch immer nicht gelernt, daß das Geld ... daß es einfach nicht zählt. Es zählt dort nicht, wo die wesentlichen Dinge zählen. Geld braucht es immer, und wenn man sich nicht darum kümmert, gibt es auch immer welches. Wieviel und woher und wie lange, das ist völlig belanglos. So wie alles belanglos ist, was mit dem Geld zusammenhängt. Für Geld bekommt man nichts, das wichtig ist. Was man für Geld bekommt, ist vielleicht lebensnotwendig, aber nicht wichtig.

Die Dinge, für die es sich wirklich zu leben lohnt, kosten nie etwas.

- Antal Szerb: Reise im Mondlicht -

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