Samstag, 27. August 2005
Was wäre, wenn …
Die Materialien wählen mich aus, sie kommen zu mir, sind dann da, wenn ich sie brauche und wie ich sie brauche, es ist teilweise mein eigener Müll oder geschenkter Müll. Homeless müllness, Internetimpressionen. Die Parfumflaschen sammeln sich ja an über die Jahre, ich kann es selber nicht glauben, was ein Mensch so glaubt, an Lippenstiften zu brauchen!

- Anna Meyer -

So etwas Ähnliches hatte ich auch gedacht, als ich im Juni freiwillig für ein paar Tage offline ging und meinen Badezimmerschrank ausmistete. Eine riesige Tüte voller Parfums, Kajal- und Lippenstifte, Rouge und allerlei anderen Kram warf ich weg. Die Malerin Anna Meyer war mutiger als ich, sie baute Modelle daraus. Ginza heißt dieses, ich sah es vergangenen Dienstag in der Ausstellung Was wäre, wenn … in der Galerie für Zeitgenössische Kunst.

Vielleicht, dachte ich, kommt Kunst eben nicht nur von Können, sondern genauso sehr auch vom Mut, solche Dinge einfach zu tun. Was wäre, wenn …



Eines meiner Lieblingsparfums ist übrigens auch dabei, da rechts steht es. Und in meinem Badezimmerschrank.

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Sehr! Ganz toll. Solche Sachen waren auch fast das einzig Gescheite auf der letzten Documenta. Kunst kommt vom Können - das "Können" bedeutet aber schon lange nicht (mehr) nur handwerkliche Expertise, sondern die Kunst des Auswählens oder Weglassens. Aus dem Material (für das es keine Einschränkungen gibt) etwas Formen, Gestalten. Die Ente hätte sie aber draußen lassen können...

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Ich schrieb ja nicht nur. ;-) Die Ente hat mich auch etwas gestört. Und abstauben wollte ich die Modelle auch nicht müssen. Warten Sie einen Moment, ich habe noch eins für Sie.

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Anna Meyer: Astronaut

Wenn ich groß bin, lerne ich, die Kamera gerade zu halten.
(Ich habe kein räumliches Sehen, vielleicht liegt es daran.)

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Laura Kikauka wohnt ja in sowas. Das ist schon eine Kunst für sich.

(Ist doch alles gerade, was wollen Sie denn.)

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Allerdings. (Dort wollte ich aber erst recht nicht Putzfrau sein. Lieber nur zu Besuch und gucken.) Der Brite Jim Whiting feiert in seiner Kunst Parties. Ein sehr sympathischer Typ, übrigens. Ich habe ihn 2001 auf der achten 24 Stunden-Ausstellung der GalerieRieRiemann kurz kennen gelernt. Wir hatten gerade begonnen, uns nett auf Englisch zu unterhalten, da platzte ein Fan dazwischen. Sie stand dann aber nur da und glotzte - und ich war einfach nur wieder einmal zu höflich. Dann wollten die Herren, mit denen ich dort war, weiterziehen, was Whiting bedauerte, aber ich bin meist zu schüchtern, um in solchen Situationen einfach meine Telefonnummer zu verteilen. Neulich war ich sogar kurz in seinem Atelier (das war an dem Tag geöffnet, nicht, dass jemand denkt, ich latsche da einfach so hinein). Er hatte mich aber nicht kommen hören und schien ganz in seine Arbeit versunken, da wollte ich ihn auch nicht stören.

Noch etwas zu Whitings Unnatural Bodies.

Finden Sie wirklich? Die Tischkante war vorne schief, da habe ich abgeschnippelt. Mich ärgert häufiger, dass das nicht so wird, wie ich es sehe und/oder mir vorstelle. In dem Fall fehlt's halt am Können. Leider.

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Mit Höflichkeit kommt man in diesem Leben weit, aber nicht sehr weit. Das habe ich mittlerweile gelernt (und wer mich kennt, weiß auch, wie unhöflich ich sein kann). Diese Tiki Tiki Bamboos dürfen auch gerne mal bei mir spielen, die sehen lustig aus. Der Herr Whiting sieht wirklich sympathisch aus, entspannt irgendwie, den müssen Sie mal ansprechen. Sie können ja Ihre Verbindungen ins Feld führen, und sozusagen aus sachlichen Gründen Ihre Telefonnummer hinterlassen.

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Genau, beim nächsten Mal klingele ich einfach und sag' ihm dann, dass wir unser Gespräch über Brixton damals noch nicht beendet hatten.

Nachtrag: Hier noch etwas zu ihm.

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Mich erinnert das Ensemble
an den Kunstunterricht in der Mittelstufe, als uns der Lehrer auf den Sperrmüll schickte, um Ausgangsmaterialien für selbstgemachte Artefakte zu sammeln. Der Auftrag war, ein Kunstwerk aus Sperrmüll-Kram zu fertigen und dazu ein Statement zu verfassen. Alle zogen los, sammelten tonnenweise Zeug, bastelten wie die Verrückten und hatten dann kaum noch Zeit, um ihr Statement abzufassen. Ich hingegen hatte nur die Hauptplatine aus nem alten Fernseher herausgebrochen und genug Zeit, ein medien-apokalyptisches Pamphlet dazu zu verfassen. Damit räumte ich dann die Bestnote ab - und die lieben Mitschüler, die so fleißig gebastelt, geklebt und geschraubt hatten (um Ensembles in der Art wie das oben abgebildete zusammenzustellen) fühlten sich etwas ungerecht behandelt vom Kunstlehrer. Tja...

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Weniger ist manchmal mehr. Es geht ja auch um "bewußtes" Gestalten (außer, wenn das "Besinnungslose" zum Konzept gehört). Nicht nur Paraphrasieren, wie es viele tun. Und Fleißkärtchen gab es zuletzt vielleicht noch in der DDR, aber hier doch schon lange nicht mehr.

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Eine meiner Bekannten baut ja seit Monaten in ihrer Küche einen Müllmann zusammen, der inzwischen sogar ziemlich eindrucksvoll aussieht.

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Stimmt, Sie erzählten vor kurzem davon. Gibt es etwas Neues?

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Ich baue rund um meinen Mülleimer immer wieder mal ein dadaistisches Flaschen-Ensemble. Da sollte als Ready-Made (Ich nenne sowas "Leer-Gemacht") zum Gegenstück von Duchamps Flaschenständer werden. Aber dann raffe ich mich doch Woche um Woche auf und entsorge das Zeug.

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Bei mir steht das immer länger kunstvoll arrangiert hinter der Tür herum. Allerdings trinke ich auch nicht so viel.

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Es sind natürlich nur Milchflaschen.

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AUch in Villa Kunterbunt leben will. Weil richtiger Minimalismus (so ohne Staub und so) ist unerschwinglich.

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