Freitag, 13. Mai 2005
Eine ganz normale Familie
Morgen fahre ich in die Eifel. Alle zwei Jahre treffen sich zu Pfingsten die Nachkommen meiner Urgroßmutter, irgendwo in Deutschland. Meistens sind es 80 bis 100 Leute, dabei sind nie alle da. Den einen habe ich seit seinem Umzug nach Hongkong vor acht Jahren nicht mehr gesehen, aber diesmal liegt es nicht am weiten Weg, dass er fehlen wird. Und auch die beiden, die das letzte Fest organisierten, werden nie mehr mitfeiern.

Die letzten Ausläufer des Tsunami erreichen am Sonnabend die Eifel.

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Ich gehe zu solchen Treffen recht gern. Da ich eine riesige Familie habe, kenne ich weiss Gott nicht jedes Mitglied dieser Freak Show. Dann nehme ich meine Mini DV und erfreue die Familie mit Home Videos der anderen Art;
"Onkel Frank, erzähl doch noch mal von Deinem große Traum, nach Australien auszuwandern, der platzte weil Tante Katja "versehentlich" schwanger wurde..."

Mittlerweile ist es ein beliebtes Familienspiel und hat schon die eine oder andere unbekannte Geschichte zutage gebracht.
Trotzdem viel Kraft. Und viel Alkohol.

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Ja, diese Treffen sind zwar immer sehr anstrengend (zuwenig Schlaf, zuviel Alkohol, zuviele Leute), sind aber immer ganz unterhaltsam. Ich kenne die auch nicht alle (beliebte Frage: Und wer bist Du nochmal?), ich habe es auch noch nie geschafft, mit allen zu reden. Einige mag ich auch schlichtweg nicht oder finde sie etwas zu brav und langweilig.
Diesmal kommt einer aus einem Zweig, der schon seit Jahrzehnten nicht mehr dabei ist, weil sich zwei Schwestern völlig verkracht haben (eine von denen ist die Mutter eines der Toten, die hat sich anlässlich der Trauerfeier nur mit Mühe wieder soweit mit ihrer Tochter vertragen, dass beide dorthin kamen).
Ich bin mal gespannt, fürchte aber, ich werde wieder nicht herausfinden, was da eigentlich los war. Das scheint so lange her zu sein, dass es keiner mehr so recht weiß. Wie bei Asterix auf Korsika.

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Heh, Ihr zwei! Ja, Euch beide meine ich. Die zwei jungen ausländischen Touristen, die das schwerverletzte kleine Mädchen, das auch auf die im Meer treibende Tür wollte, heruntergestoßen haben. Ich will nicht sterben, ich will nicht sterben, hat sie in ihrer Not gerufen, aber Ihr kanntet kein Mitleid.

Ich hoffe, ihre Rufe suchen Euch heim in Eurem Schlaf.

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Ich erinnere mich noch sehr gut an diesen Beitrag, aber nicht, wer noch in diesem Kommentarstrang zu finden war.

Ich habe keinen Text gelöscht.

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Ja, das weiß ich. Ihrer stand wahrscheinlich direkt unter dem verschwundenen und wurde auf diese Weise gleich mit in den Orkus befördert.

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Brittbee, ich habe ihn eben zufällig gefunden, Ihr Kommentar stand in einem anderen Strang.

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@ Frau Brittbee: Der Großcousin, der in Hongkong lebte, ist mit seiner Schwiegermutter durch den Tsunami umgekommen. Seine Frau will mit den beiden kleinen Kindern die Stadt nicht verlassen, er könnte doch jeden Moment zur Tür hereinkommen.
Zwei der anderen drei Vollwaisen waren einen Tag beim Fest dabei, damit sie zu dieser Seite ihrer Familie nicht völlig den Kontakt verlieren.

[Nachtrag: Mittlerweile fehlt davor offenkundig ein Kommentar, auf den ich geantwortet hatte.]

[Noch ein Nachtrag: Nee, ist noch da, stand damals nur woanders.]

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Wie schrecklich muss es sein, den Geliebten zu verlieren, ohne je die Gewissheit zu haben, dass er tot ist und wie die letzten Momente waren. Das lässt meine Gedanken über den Sinn von Grabstätten gleich wieder in einem anderen Licht erscheinen. Wie traurig.

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Es ist alles noch viel trauriger: Ihr Bruder hatte ihn zum Strand gehen sehen, zudem ist er sehr bald anhand seines Rings und der DNA identifiziert worden. Sie hat jenen Satz zu seinen Eltern gesagt, als sie sie fragten, ob sie nicht lieber wieder nach Deutschland zurückkehren wollte.

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Wie traurig. Wie bedrückend. Wie läßt es sich so nur weiterleben?

Der Bruder meines ehemaligen Mitbewohners ist vom Schwimmen im Meer nicht zurückgekehrt. Ich weiss noch, dass die Eltern immer diese Hoffnung hatten, dass er doch noch leben könnte. Wenn sie das Haus verließen, haben sie immer den Schlüssel dort versteckt, wo es schon zu Schulzeiten der Brüder üblich war. Damit er dann ins Haus könne, falls keiner da sein.

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Hab mal einen Film gesehen, der genau dies inszeniert hatte. Sous le sable hiess der glaub ich.

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Sie irritieren mich wirklich wenn ich immer wieder meinen Kommentar von damals auftauchen sehe...

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Das bringen Querverweise manchmal so mit sich. ;-)
Da dieses Posting zu den meistgelesenen Beiträgen gehört, wollte ich nur richtig stellen, dass doch gar nichts gelöscht wurde.

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