Montag, 30. Mai 2005
Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen

But I know what a prince and lover ought to be,
I know what a prince and lover ought to be...

- Spin Doctors: Two Princes -

Ich gestehe, bislang habe ich noch nie Erbsen gezählt. Ohnehin lässt sich der Wert der Geschenke, die ich von meinen Prinzen bekam, materiell kaum bemessen - habe ich doch seit eh und je mehr ein Herz für Männer, die arm an Geld, aber reich an schönen Worten sind. Ich glaube, das teuerste Geschenk, das mir jemals einer von ihnen machte, kostete 200 Rubel.

Meine einstige Freundin - ihr Lieblingsmärchen war „Aschenputtel“ -, besaß in der Hinsicht mehr ökonomischen Verstand, sie liebte immer nur Männer mit Geld. Die führten sie in teure Restaurants aus und legten ihr allerlei zu Füßen: Diamantringe, armlange Baccararosen und... Stofftiere. Von denen besaß sie eine beachtliche Sammlung.

Ich hingegen bekam meist Bücher geschenkt und Briefe geschrieben, erhielt Gedichte und ein Gemälde. Man spielte Klavier für mich oder sang und schmierte Marmeladenbrote. Der Russe, der mir das Bild malte, verwendete außerdem einmal sein komplettes Monatsgehalt darauf, mir ein französisches Parfum zu schenken. Für diese Geste muss er einen Monat lang nur von Brot und Tee gelebt haben.

Nichts davon hätte ich gegen ihre Klunker tauschen wollen, schon gar nicht gegen die Stofftiere. Denn nicht einer ihrer Prinzen blieb die ganze Nacht auf, um ihr einen Brief oder ein Gedicht zu schreiben. Keiner ihrer Prinzen hat je für sie gehungert.

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