Dienstag, 17. Mai 2005
Alice doesn't live here anymore

You say we're not responsible
But we are, we are

- Ana Johnsson: We are -

Ich kann nicht sagen, dass ich sie gut gekannt habe, die Frau, deren Tod ich nicht verhindern konnte.

Nie erwiderte sie meinen Gruß, wenn wir uns im Hof begegneten. Das Wenige, was ich von ihr weiß, hat mir die Nachbarin von gegenüber erzählt, nachdem die beobachtet hatte, wie ich das Spielzeug der beiden Kinder vom Weg aufhob, damit es niemand im Dunkeln zertritt. Der Ex-Mann wäre ein Tyrann gewesen. Hat sie eingesperrt, war immer wie Gefängnis. Älter wäre er auch gewesen, aber sie hätte sich schließlich scheiden lassen und ein Studium begonnen. Früher hätte sie öfter mit ihr, der Nachbarin, gesprochen, aber jetzt sie redet mit niemand mehr. Wahrscheinlich hatte sie es nicht leicht, trotzdem ärgerte ich mich im Stillen etwas, als sie bei unserer letzten Begegnung wenige Tage vorher mich einmal mehr nur stumm anstarrte.

In jenem Jahr verlief mein Leben mittwochs sehr regelmäßig, stets kam ich abends um kurz vor sieben Uhr nach Hause, nur ausgerechnet an jenem Abend nicht. Ich hatte alle Verpflichtungen sausen lassen, war einfach für ein paar Tage fortgefahren. So sah ihn keiner vor der Tür stehen, bemerkte niemand ihre Angst, als sie um kurz vor sieben Uhr nach Hause kam, wo er schon mit dem Messer auf sie wartete. Ich hörte erst das Weinen ihrer Schwester, drei Tage später, unten im Hof.

Assassino, assassino.

Ihre Rufe, ihr Schluchzen hallten lange Zeit nach in meinem Kopf.
In dem Zimmer, in dem sie starb, schläft heute ein kleiner Junge. Nachts brennt dort oft eine kleine Lampe, wahrscheinlich fürchtet er sich im Dunkeln.

Ihr Name war Elisa. Sie wurde 25 Jahre alt.

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