Sonntag, 19. Januar 2014
Im Garten des toten Prinzen (III)
Wochenlang spähten die beiden Schweizer Brüder Peter und Ferdinand F. und ihr italienischer Kompagnon Georgi C. im Frühjahr 1978 Gut Panker aus. Ihr Plan: Moritz Prinz von Hessen entführen. Zwischen 600.000 und einer Million DM sollten als Lösegeld dabei herausspringen. Vielleicht träumten die 39 und 37 Jahre alten Brüder - der eine war Zahntechniker, der andere Bürokaufmann -, und der 26-jährige Georgi, der nur eine abgebrochene Dolmetscherausbildung vorzuweisen hatte, von einem süßeren Leben. Ferdinand hatte jedenfalls eigens sein Haus verkauft, um das Vorhaben zu finanzieren.



Weiter geht es in den Kommentaren. Zurück zum Teil I und Teil II.

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Der deutsche Herbst lag erst ein halbes Jahr zurück. Die Scheidung von Moritz und Tatjana Prinzessin zu Sayn-Wittgenstein-Berleburg schon etwas länger. Als die beiden 1964 heirateten, war er bereits 37 Jahre alt und sie eine 23-jährige Architekturstudentin. Auf der Hochzeitsfeier im Schloss Friedrichshof in Kronberg im Taunus lernte übrigens die 26-jährige Prinzessin Beatrix der Niederlande ihren späteren Mann kennen.



Im darauffolgenden Jahr bekamen Moritz und Tatjana von Hessen ihre erste Tochter: Mafalda. Es folgten Heinrich Donatus, Elena und Philipp - sowie die Scheidung 1974.



Moritz wohnte weiterhin auf Gut Panker, das der schwedische König Friedrich I., der aus dem Hause Hessen-Kassel stammte, 1739 gekauft hatte, um seine zwei Söhne Fredrik Vilhelm (1735-1808) und Carl Edvard (1737-1769) aus seiner nicht standesgemäßen Verbindung mit Hedvig Ulrika Taube zu versorgen. Er brachte 1741 auch den Reichsvikar dazu, die beiden Söhne und deren Mutter zu Grafen und Gräfin von Hessenstein zu erheben. Friedrich Wilhelm starb unverheiratet und vermachte Panker und die Herrschaft Hessenstein als Fideikommiss dem Hause Hessen-Kassel.



Das Gut liegt direkt an der Ostseeküste, nach Oldenburg in Holstein fährt man nicht weit und die Insel Fehmarn befindet sich in Sichtweite. Die Trakehnerzucht gibt es dort erst seit Ende des Zweiten Weltkriegs. Das Herrenhaus macht etwas her, es diente 1967 bei der Verfilmung von „Rheinsberg“ mit Conny Froboess als das gleichnamige Schloss. Für das echte gab es keine Filmerlaubnis von der DDR, da es sich nicht in einem „filmbrauchbaren“ Zustand befand.

Nahezu filmreif war hingegen die Entführung. Am 17. April 1978 überfielen die Brüder Ferdinand und Peter F. mit Georgi C. morgens um 5.15 Uhr Moritz von Hessen in seinem Schlafzimmer. Sie zwangen den 51-jährigen, mit hoch erhobenen Händen in dessen eigenen Geländewagen einzusteigen. Die Autotür ließen sie dabei laut zuknallen – und weckten damit die 70-jährige Haushälterin Käthe Bünz. Der genügte ein Blick aus dem Fenster, um zu erkennen, was sich draußen abspielte. Sie alarmierte den Gutsverwalter und er wiederum die Polizei. Die löste sofort eine Ringfahndung aus: Gesucht wurden ein Peugeot mit Schweizer Kennzeichen und das auffällige Jagdauto - damals gab es in Norddeutschland kein halbes Dutzend solcher Wagen der Marke Chevrolet. Statt über Nebenstraßen und Feldwege zu flüchten, fuhren die Täter auf der Bundesstraße 430. Sie kamen nicht weit: Rund 60 Kilometer von Gut Panker entfernt endete ihre Flucht um 6.39 Uhr bei Neumünster, wo zwei Streifenwagen eine Sperre errichtet hatten. Die Entführung dauerte nur 84 Minuten – die Haftstrafen für die drei Kidnapper jedoch wesentlich länger.



Moritz von Hessen lebte danach noch bis 1997 überwiegend auf Gut Panker. Erst als seine Tante und Adoptivmutter Margarete von Hessen und bei Rhein - die übrigens auch eine Tante des englischen Prinzen Charles war -, starb, zog er ins Schloss Wolfsgarten.



Wie viele seiner Vorfahren förderte auch Moritz die Kunst in Hessen. Dafür ehrte ihn das Land Hessen 1999 mit seiner höchsten Auszeichnung, der Georg-August-Zinn-Medaille. Außerdem engagierte sich Moritz von Hessen für das Institut für Neue Technische Form in Darmstadt, das 1952 von Ludwig Prinz von Hessen und bei Rhein und der Stadt Darmstadt als erstes deutsches Designinstitut gegründet worden ist. Moritz von Hessen unterstützte ferner die Kronberg Academy, die junge, hochbegabte Geiger, Bratschisten und Cellisten ausbildet und fördert.



Am 23. Mai 2013 erlag er in einem Frankfurter Krankenhaus im Alter von 86 Jahren einem Lungenleiden. Zwölf Tage später wurde er auf dem Schlossfriedhof in Kronberg beigesetzt.

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Das Beitragsbild mag ich besonders gern - ich hab deswegen heute schon mehrfach reingeklickt.

Sehr informationsreiche Geschichte des Prinzen - danke.

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Danke. Das Vogelhäuschen steht in dem Gärtchen, das im zweiten Teil zu sehen ist (erstes Foto in den Kommentaren). Das schiefergedeckte Häuschen oben gehört auch dazu.

Welch bewegte Geschichte sich mit Schloss Wolfsgarten und der Familie verbindet, war mir auch nicht klar, als ich vorigen Mai dort war, das habe ich erst hinterher herausgefunden.

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Rhododendronblütenfest 2014
Wer sich nun dieses Jahr selbst einmal die Blütenpracht im Park von Schloss Wolfsgarten anschauen möchte, dem sei gesagt, dass der Park am 17. und 18. sowie am 24. und 25. Mai jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet ist. Der Eintritt kostet pro Nase vier Euro, wer jünger ist als zwölf Jahre zahlt nix. Das Schloss liegt an einer waldbesäumten Straße, dort gibt es nicht genug Parkplätze. Im Stadtgebiet Langen werden aber drei Parkplätze ausgeschildert, von denen alle zehn Minuten kostenfreie Shuttle-Busse abfahren.

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Fürstliche Gartenfeste 2014
Der Vorverkauf für das fürstliche Gartenfest im Schloss Fasanerie bei Fulda vom 22. bis 25. Mai 2014 läuft schon. Das Thema lautet "Gartenland Frankreich". Das fürstliche Gartenfest im Park von Schloss Wolfsgarten vom 19. bis 21. September 2014 macht "Gärten für Gourmets" zum Thema. Die Karten kosten jeweils 14 Euro (Dauerkarten 28 Euro), Kinder unter 14 Jahren kommen kostenlos rein.

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Sehr toll und sehr spannend. Eine Reise wert.

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Danke. Freut mich, dass es Ihnen gefallen hat.

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'rhododendron situation'
Im Killarney National Park ist die 'rhododendron situation' so schlimm, dass vielleicht die Armee zur Hilfe gerufen werden muss. Aber hören und sehen Sie selbst. Unbedingt.

Und hier noch ein Artikel dazu: Rhododendron threat raised in Dáil

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