Donnerstag, 15. September 2011
Krabat Country
Es ist Freitag, er schleppt einen schweren Rucksack mit sich herum. Tschüss, bis Montag, sagt er zu mir, ich muss los. Fährst Du übers Wochenende nach Hause, frage ich. Ja, sagt er. Wohin denn, will ich wissen. Ach, das wirst Du nicht kennen, meint er. Na, sag’ doch mal.
Hoyerswerda, sagt er etwas verschämt.
Klar, kenne ich Hoyerswerda, entgegne ich. Ich habe doch Krabat gelesen.
Er schaut mich ratlos an. Na, das spielt doch dort in der Gegend. Die Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm, sage ich, kennst Du das Buch etwa nicht?
Nee, die Geschichte kenne ich nicht, erwidert er, froh, dass ich nicht erwähne, wofür Hoyerswerda noch bekannt ist.

Es ist nun 20 Jahre her, dass der Mob dort tobte. Sieht so aus, als hätte sich seither nicht viel geändert.

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Montag, 12. September 2011
Hysteria
Ich habe daran zwar kein Interesse, aber an Rupert Everett schon, deshalb werde ich mir diesen Film auch anschauen. Im Original natürlich, wegen seiner Stimme.

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Dienstag, 30. August 2011
Bad As Me
Ich habe 'mal wieder unter einem Stein gelebt und jetzt erst mitbekommen, dass am 25. Oktober ein neues Album von Tom Waits herauskommt. Bin gespannt.

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Donnerstag, 18. August 2011
Abflug verpasst
Ich weiß gar nicht, wann es am Himmel still wurde. Vor zehn Tagen noch hörte ich das Sriiii sriiii der Mauersegler, doch nun dröhnt mir ihr Schweigen in den Ohren. Sie sind fort. Wer kann es ihnen verdenken bei dem Sommer.

Ich finde, der Sommer sollte zur Strafe nachsitzen.

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Donnerstag, 18. August 2011
Seid bloß froh
Die Menschheit kann von Glück reden, dass ich nicht die Weltregierung bin und an einem der roten Knöpfe sitze. Ich hätte nämlich gerade nicht übel Lust, da drauf zu drücken.

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An einem Dienstag
Früh am Morgen blättere ich in der Zeitschrift für Schneekugelmacher, während ich mein Müsli löffele. Es steht nichts darin, was ich um diese Uhrzeit lesen mag, und so bin ich rasch bei den Rubriken angelangt. Die interessieren mich eigentlich nicht, künden sie doch nur davon, wer schusselig war oder beklaut wurde, wer umgezogen ist oder nun anders heißt. Doch diesmal bleibt mein Blick an Deinem Nachnamen hängen, eine Frau trägt ihn jetzt ebenfalls und sie wohnt in Deiner Stadt. Für einen Moment bleibt die Zeit stehen, setzt mein Herzschlag aus. Es schnürt mir die Kehle zu.

Zitternd und mit einem flauen Gefühl schalte ich meinen Rechner ein. Sie ist leicht zu finden, und die wenigen Fakten aus ihrem Leben, die ich lese, könnten passen. Ich stoße auf einige ihrer Schneekugeln: routinierte Massenware mit Hilfe vorgefertigter Schablonen. Kein Glitter, kein Glanz. Keine Intensität. Zwei Preise gab’s trotzdem, nun denn. Auch ein Foto entdecke ich von ihr. Sie ist brünett.

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Samstag, 13. August 2011

aber ich liebe dich doch tiefer
und bedingungsloser
als irgend jemand auf der welt
nur glaube ich nicht immer dran

- Manfred Hausmann -

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Hochzeit mit Hindernissen
Der erste Tag des Hochzeitsfests beginnt damit, dass ich Kaktus die Heckklappe seines Autos an den Kopf knalle. Aus Versehen aber mit Schwung. Er bekommt eine Beule, muss aber zum Glück nicht zum Arzt.

Auf dem Standesamt wartet eine andere Beamtin als die, bei der sich Amaryllis und Safran angemeldet haben. Verstehen Sie Deutsch, fragt sie Safran. Ja, klar, antwortet er. Dummerweise versteht sie aber nichts von ausländischen Namen. Genaugenommen auch nicht so viel von deutschen, jedenfalls ist der einzige Name, den sie während der ganzen Zeremonie korrekt ausspricht, der Geburtsname meiner Schwester. Alle anderen sagt sie andauernd so falsch, dass es mir geradezu in den Ohren schmerzt.

Die Standesbeamtin ist so irritiert, dass Amaryllis und Safran die Ringe nicht auf dem Amt, sondern erst in der Kirche tauschen wollen, dass schließlich die beiden auch etwas irritiert sind und glatt vergessen, sich zu küssen. Was die Standesbeamtin noch mehr irritiert. Wenn Safran keinen deutschen Pass hätte, würde sie womöglich eine Scheinehe vermuten. Jedenfalls guckt sie so.

Der zweite Tag des Hochzeitsfests beginnt damit, dass ich mir nun selbst kräftig den Kopf ramme. Ich gehe fast zu Boden, sehe vor Schmerzen Sternchen und fluche leise. Als ich vorsichtig die Beule auf meiner Stirn betaste, habe ich Blut an den Fingern. Es hilft nichts, es muss so gehen, in anderthalb Stunden beginnt der Traugottesdienst.

Die Führung durch den Park, in dem wir die Hochzeit feiern, verzögert sich. Erst ist unser Vater plötzlich verschwunden, dann sein Bruder und schließlich beider Schwester. Alle anderen stehen herum und warten, und kaum ist es endlich losgegangen, gibt es einen Platzregen, sie müssen umdrehen. Dann machen wir den Sektempfang eben früher. Den Gästen gefällt es trotzdem. Nur verabschieden kann sich meine Schwester später nicht mehr von ihnen, ab Mitternacht ist ihr speiübel. Sie hat sich einen Magen-Darm-Virus eingefangen und verbringt die Hochzeitsnacht im Badezimmer.

Aber sonst war es ein sehr schönes Fest.

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