Sonntag, 28. August 2005
Sing for absolution

Our wrongs remain unrectified
and our souls won't be exhumed.

- Muse: Sing for absolution -

Immer dann, wenn eine Liebe zu Ende und wir auseinander gegangen waren, sammelte ich Briefe, Geschenke, Fotos und all die kleinen sentimental nothings ein und legte sie in einen bunten Karton, damit mein Blick nicht dauernd daran hängen bliebe. Warum sich noch mehr quälen, es war eh schon traurig genug. Ganz davon trennen konnte ich mich aber auch nicht. Den Karton stellte ich dann auf den Schrank neben die anderen. Anfangs holte ich noch ab und an etwas heraus, um es zu betrachten, aber auch das ging vorbei, und so standen die Schachteln unbeachtet herum, fingen Staub.
In jüngster Zeit jedoch wanderte mein Blick häufiger nach oben, mehr und mehr störte mich ihr Dasein. Heute habe ich sie heruntergeholt und nach all den Jahren wieder hineingeschaut. Es gab Briefe, die haben mich auch jetzt noch berührt und gefreut, einige mich - erneut - traurig gemacht. Manche ließen mich kalt, manche mochte ich gar nicht mehr lesen, egal, ob sie von dem Mann oder mir stammten. Our wrongs remain unrectified.
Dann nahm ich die Briefe und ging hinaus.

Als die Flammen höher schlugen, habe ich leise gesungen.

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Was wäre, wenn …
Die Materialien wählen mich aus, sie kommen zu mir, sind dann da, wenn ich sie brauche und wie ich sie brauche, es ist teilweise mein eigener Müll oder geschenkter Müll. Homeless müllness, Internetimpressionen. Die Parfumflaschen sammeln sich ja an über die Jahre, ich kann es selber nicht glauben, was ein Mensch so glaubt, an Lippenstiften zu brauchen!

- Anna Meyer -

So etwas Ähnliches hatte ich auch gedacht, als ich im Juni freiwillig für ein paar Tage offline ging und meinen Badezimmerschrank ausmistete. Eine riesige Tüte voller Parfums, Kajal- und Lippenstifte, Rouge und allerlei anderen Kram warf ich weg. Die Malerin Anna Meyer war mutiger als ich, sie baute Modelle daraus. Ginza heißt dieses, ich sah es vergangenen Dienstag in der Ausstellung Was wäre, wenn … in der Galerie für Zeitgenössische Kunst.

Vielleicht, dachte ich, kommt Kunst eben nicht nur von Können, sondern genauso sehr auch vom Mut, solche Dinge einfach zu tun. Was wäre, wenn …



Eines meiner Lieblingsparfums ist übrigens auch dabei, da rechts steht es. Und in meinem Badezimmerschrank.

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Freitag, 26. August 2005
Habe die Ehre
Nun ist es also amtlich. Der Brief, der mir dieses Ehrenamt antrug, kam schon vor einigen Wochen. So ganz sicher waren die sich ja nicht, was meine demokratische Gesinnung anbelangt, deshalb haben sie mir gleich vorsorglich tausend Euro Geldbuße angedroht, falls ich auf die Idee kommen sollte, diese ehrenvolle Aufgabe ohne triftigen Grund abzulehnen. Immerhin, im zweiten Brief, der Ende des vergangenen Monats kam, reduzierten sie die Strafe für diese Ordnungswidrigkeit schon auf 500 Euro - fast ein Sonderangebot. Der Preis dieser Ehre hingegen beträgt 35 Euro. Aufwandsentschädigung fürs frühe Aufstehen, schließlich muss ich um 7.30 Uhr dort sein, und das an einem Sonntag. Ja, so ist das, wenn man zur Beisitzerin für die Bundestagswahl bestimmt wurde. Während andere sich Kaffee und Kuchen munden lassen, sitze ich im Wahllokal herum und werde mich bemühen, genauso gelangweilt dreinzuschauen, wie die das dort immer machen, wenn dann einmal jemand zum Wählen kommt.
Ob man dabei eigentlich lesen darf?
Wenn am Abend im Fernsehen die ersten Hochrechnungen verkündet werden, sitze ich da und zähle Stimmzettel aus. Mein eigener sowie die von meiner jüngeren Schwester und meinem Schwager werden darunter sein. Mal sehen, ob ich die Kreuzchen wiedererkenne.
Und falls Sie nicht wissen, was Sie wählen sollen, machen Sie Ihren Stimmzettel halt ungültig. Dann schlage ich mir wenigstens nicht umsonst den halben Abend um die Ohren.

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Donnerstag, 25. August 2005
Nein, meine Suppe ess ich nicht
Eine kleine Fliege hat sich in Herrn mazens Kaffeetasse das Leben genommen, und mir fiel beim Lesen eben eine kleine Moskau-Episode wieder ein.

Es war im März 1990, dem Jahr, in dem die Lebensmittel knapp werden sollten. Selbst in den Hotels war das schon ein bisschen zu bemerken, das Essen war insgesamt schlechter als sechs Jahre zuvor. Wegen meiner russischen Liebe war ich zu spät zum Mittagessen gekommen, die anderen waren bereits beim Hauptgang. In der Nähe meines Tellers stand eine Suppenterrine. Als ich einen Blick hinein warf, sagte Freund U. nur lapidar: Diese Suppe empfehlen wir guten Freunden nicht. Auf meinen fragendes Hm? hin erzählte er mir, wie sie hungrig Suppe gegessen hätten, bis ihnen auffiel, dass C. regungslos den Löffel in der Luft hielt und stumm darauf schaute. Auf dem Löffel lag eine Kakerlake. Der C., so wurde mir berichtet, habe dann die Kakerlake sanft neben seinem Teller abgelegt und ungerührt weitergegessen.

Ich hab' dann gleich den Nachtisch genommen: eine leicht verschrumpelte Apfelsine aus Kuba. Gab es in keinem Geschäft zu kaufen.

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Dienstag, 23. August 2005
Die schönen Rosen
Na, dann eben nicht.

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Montag, 22. August 2005
The Passenger
Ich frage mich gerade, wie Hamburg im November ist. Vor zwei Jahren verbrachte ich ein Wochenende im Oktober dort, das Wetter war sehr ungemütlich. Irgendwie fürchte ich, dass es Mitte November nicht besser ist.

Kann mir übrigens jemand ein/e günstige/s Pension/Hotel empfehlen?

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Traumzeit
Der Preis für die wirrsten Träume geht diese Woche an mich.

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Samstag, 20. August 2005
Allerlei
Die Verantwortlichen sächsischer Privatradios kommen alle in die Hölle, soviel steht fest. Obwohl ich das schon lange weiß, schaffen sie es immer wieder, mich unangenehm zu überraschen. Heute morgen lief im Badezimmer tatsächlich ein Song mit dem Refrain Mandy, geh' an Dein Handy - und ich stand unter der Dusche und konnte mich nicht wehren. Als Gast bin ich zu wohlerzogen, um einfach den Sender zu verstellen, ab morgen wird also selbst gesungen.
Ach ja, für die Gag-Schreiber sächsischer Privatradios gibt's im Jenseits dann eine Runde extra Heulen und Zähneklappern. Und zwar für jeden "Witz", den sie zu Lebzeiten verbrochen haben.

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