Montag, 9. April 2007
Der Letzte, der bei uns bleibt
Schon schade, dass ich keine Patenkinder habe, geschweige denn eigene. Zu gern hätte ich ihnen die Geschichte von Ente, Tod und Tulpe vorgelesen und gemeinsam die anrührenden Bilder von Wolf Erlbruch betrachtet.

»Wer bist du – und was schleichst du hinter mir her?«
»Schön, dass du mich endlich bemerkst«, sagte der Tod. »Ich bin der Tod.«
Die Ente erschrak. Das konnte man ihr nicht übel nehmen.
»Und jetzt kommst du mich holen?«
»Ich bin schon in deiner Nähe, so lange du lebst – nur für den Fall.«
»Für den Fall?« fragte die Ente.
»Na, falls dir etwas zustößt. Ein schlimmer Schnupfen, ein Unfall, man weiß nie.«

Der Tod trägt ein kariertes Kittelkleidchen und hält eine schwarze Tulpe in der Hand. Er sieht nicht aus wie jemand, den man fürchten muss. Die beiden kommen miteinander ins Gespräch. Die Ente zeigt ihm das Gründeln und nimmt ihn des Nachts sogar unter ihre Fittiche, damit er nicht friert. Sehr ungewohnt für den Tod, stocksteif liegt er neben ihr. »Ein solches Angebot hatte ihm noch nie jemand gemacht.« So verbringen sie Tage und Nächte zusammen.

Am Ende ist er es, der sie wärmt. Und eine schwarze Tulpe auf sie legt.

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