Montag, 15. Januar 2007
"Abteilung Freude"
In den Anfangstagen dieses Blogs schrieb ich einmal über das, was sich mancher Wissenschaftler nicht vorstellen konnte: sexuelle Zwangsprostitution in KZs.
In der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück eröffnete heute die Ausstellung Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern. Dazu gibt es auch ein Interview des Deutschlandradios. Die Ausstellung dauert bis zum 30. September 2007.

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Danke dafür, äußerst interessant!

Es herrscht ja auch immer noch verbreitet das Gerücht (ich weiß, dass das eine andere Thematik ist, liegt aber zumindest nicht so ganz weit davon entfernt), Pasolinis "120 Tage von Sodom" sei ein reiner Porno ohne historische Grundlage.

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Mir war nicht bewußt, daß es Menschen gibt, die das für unwahrscheinlich halten. Vor einigen Jahren habe ich mal eine Autobiographie einer KZ-Insassin gelesen, in der dieses Thema auch Raum fand. Leider kann ich mich an den Titel nicht mehr erinnern.

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Darüber wurde halt sehr lange kaum gesprochen. Die betroffenen Frauen waren entweder tot oder schwiegen aus Scham, und die Männer ... nun ja - im Zweifelsfall waren es halt immer die anderen, die hingegangen sind. Das kommt ja auch in dem Interview zur Sprache, als die Genossen später von ihren eigenen Leuten befragt wurden. Und dass Kogon in seinem Standardwerk schon frühzeitig davon berichtete, wurde wohl geflissentlich überlesen. Vor etwa 25 Jahren las ich auch einmal von Mädchen aus der polnischen Aristokratie, die zu solchen Zwecken verschleppt wurden, allerdings wohl nicht in KZs, sondern in andere Frontbordelle, ich glaube, nach Skandinavien für die Wehrmacht. Leider weiß ich die Quelle nicht mehr.

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Anders gelagert aber auch im Kontext des Krieges hat mich die Geschichte aus "Briefe der Liebe" daran erinnert. Hier geht es aber um die Prostitution im Ghetto, nicht aus Zwang, sondern als Überlebensstrategie.
Frauen sind wohl in jedem Krieg vermehrt Opfer gerade sexueller Gewalt geworden, sei es durch Verschleppung (Raub der Sabinerinnen), Vergewaltigung oder eben Prostitution. Die KZ-Bordelle erscheinen als eine pervers-perfektionierte Variante, genauso, wie es die KZ's an sich waren als Beseitigungsmaschinerie.

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Ich lese gerade Die Ungeliebte von Arnost Lustig, das fiktive Tagebuch der 17-jährigen Perla, die in Theresienstadt auf sich allein gestellt sich prostituiert, um zu überleben.

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Wie ich soeben feststellte, hat Arnošt Lustig das Thema nochmals aufgegriffen, in seinem Roman Deine grünen Augen, das der Rezensent des DRadios als kein guter Roman - dennoch wichtig beurteilt (ausführlichere Rezension im Gespräch als MP3).

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