Montag, 15. Januar 2007
"Abteilung Freude"
In den Anfangstagen dieses Blogs schrieb ich einmal über das, was sich mancher Wissenschaftler nicht vorstellen konnte: sexuelle Zwangsprostitution in KZs.
In der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück eröffnete heute die Ausstellung Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern. Dazu gibt es auch ein Interview des Deutschlandradios. Die Ausstellung dauert bis zum 30. September 2007.
In der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück eröffnete heute die Ausstellung Sex-Zwangsarbeit in NS-Konzentrationslagern. Dazu gibt es auch ein Interview des Deutschlandradios. Die Ausstellung dauert bis zum 30. September 2007.
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Donnerstag, 11. Januar 2007
Mitten im Leben
Vor ein paar Tagen hörte ich im Küchenradio eine Sendung, in der sagte einer sinngemäß, dass jemand mit 35 Jahren schon die erste Hälfte seines Lebens hinter sich hätte. An den Zusammenhang erinnere ich mich jetzt nicht mehr, aber ich weiß, dass ich einen Moment inne hielt und dachte: Was ein seltsamer Gedanke – mit 35 Jahren hat man doch noch nicht Hälfte erreicht … ich jedenfalls nicht. Unbewusst gehe ich wohl davon aus, erst Ende 40 die Lebensmitte erreicht zu haben. Gewiss, mir kann morgen ein Blumentopf auf den Kopf fallen oder ein Laster mich überfahren, aber mit so was rechnet ja niemand, auch ich nicht. Ich habe einfach das Gefühl, ein hohes Alter zu erreichen. Vielleicht, weil meine schlesische Urgroßmutter 95 Jahre alt wurde, und auch meine Großmutter wurde 88, dabei war sie herzkrank. Meine Großtanten väterlicherseits erreichten ein ähnliches Alter, dabei haben die seit ihrer Jugend gequalmt wie die Schlote, übrigens starb keine an den Folgen. Die jüngste von ihnen feierte im Herbst ihren 98. Geburtstag und raucht immer noch. Und da ich vor bald 14 Jahren damit aufgehört habe, sollte ich so was ähnliches ja wohl auch schaffen, jawohl.
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Dienstag, 9. Januar 2007
In der Nähe so fern
In diesem Jugendstiltraum von Bahnhof, standen die beste Freundin und ich und suchten nach einem Zug nach Breslau. Doch auf dem Fahrplan gab es kein Breslau, überhaupt existierte Polen darauf nicht, ganz so, als endete die Welt da unten an der Neiße, wo direkt am gegenüberliegenden polnischen Ufer eine paar alte, bonbonfarbene Häuser standen, hinter denen Plattenbauten emporragten. Zwischen den Ufern die Altstadtbrücke stand schon lange nicht mehr, gesprengt, wie so viele kurz vor Kriegsende.
Die müssen doch von hier irgendwie mit dem Zug nach Breslau kommen, so weit ist das doch gar nicht, wunderte sich die beste Freundin.
Lass uns an der Info fragen, schlug ich vor.
Die beiden Damen waren sehr freundlich. Nein, von hier ginge kein Zug nach Breslau, aber wahrscheinlich vom Bahnhof auf der anderen Seite in Zgorzelec. Wie wir denn dahin kämen, wollten wir wissen.
Da fahren Sie über die Autobrücke, sagte die ältere der beiden, die ich auf Ende 40 schätzte.
Wir haben leider kein Auto, entgegnete ich, fährt nicht auch irgendein Bus hinüber?
Das weiß ich leider nicht, entschuldigte sie sich, ich war ja noch nie drüben. Weißt Du, ob es einen Bus dahin gibt?, wandte sie sich an ihre jüngere Kollegin.
Es könnte sein, dass einer am alten Postamt abfährt, antwortete die Enddreißigerin. Aber ganz sicher bin ich mir nicht, ich war auch noch nie dort.
Aber wir haben eine Kollegin, die war schon mal da, sagte die erste fast ehrfürchtig. Gell, die Heike, die ist doch schon einmal nach Zgorzelec rübergefahren?
Ihre Kollegin nickte. Ja, die war einmal drüben. Ist schon ein paar Jahre her.
Wir bedankten uns und machten uns auf die Suche nach der Bushaltestelle. Draußen auf dem Bahnhofsvorplatz mussten wir dann doch ein bisschen lachen.
Mein Gott, meinte die beste Freundin, so wie die das sagten, klang es mindestens wie eine Expedition in den Himalaya.
Das war im Mai 2004. Polen war wenige Tage zuvor der EU beigetreten.
Die müssen doch von hier irgendwie mit dem Zug nach Breslau kommen, so weit ist das doch gar nicht, wunderte sich die beste Freundin.
Lass uns an der Info fragen, schlug ich vor.
Die beiden Damen waren sehr freundlich. Nein, von hier ginge kein Zug nach Breslau, aber wahrscheinlich vom Bahnhof auf der anderen Seite in Zgorzelec. Wie wir denn dahin kämen, wollten wir wissen.
Da fahren Sie über die Autobrücke, sagte die ältere der beiden, die ich auf Ende 40 schätzte.
Wir haben leider kein Auto, entgegnete ich, fährt nicht auch irgendein Bus hinüber?
Das weiß ich leider nicht, entschuldigte sie sich, ich war ja noch nie drüben. Weißt Du, ob es einen Bus dahin gibt?, wandte sie sich an ihre jüngere Kollegin.
Es könnte sein, dass einer am alten Postamt abfährt, antwortete die Enddreißigerin. Aber ganz sicher bin ich mir nicht, ich war auch noch nie dort.
Aber wir haben eine Kollegin, die war schon mal da, sagte die erste fast ehrfürchtig. Gell, die Heike, die ist doch schon einmal nach Zgorzelec rübergefahren?
Ihre Kollegin nickte. Ja, die war einmal drüben. Ist schon ein paar Jahre her.
Wir bedankten uns und machten uns auf die Suche nach der Bushaltestelle. Draußen auf dem Bahnhofsvorplatz mussten wir dann doch ein bisschen lachen.
Mein Gott, meinte die beste Freundin, so wie die das sagten, klang es mindestens wie eine Expedition in den Himalaya.
Das war im Mai 2004. Polen war wenige Tage zuvor der EU beigetreten.
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Freitag, 5. Januar 2007
Draußen spielen
Heute ist der dritte, und ich habe nur noch fünf Euro auf dem Konto, erzählt mir die Nachbarin von gegenüber. Internet und Telefon sind abgestellt, weil ich die Rechnung nicht bezahlen konnte. Ihre Hand wedelt in die Richtung eines ordentlich gestapelten Packens Briefumschläge. Da liegen die anderen, ich mache sie schon gar nicht mehr auf, ich kann sie sowieso nicht bezahlen. Die verdammten Nachzahlungen für Strom und Gas haben mir das Genick gebrochen. Früher mit der Sozialhilfe ging das noch immer irgendwie, aber seit Hartz IV habe ich dauernd Probleme. Gibt Dir denn das Amt kein Darlehen dafür?, frage ich. Haben sie ja schon, jetzt zahle ich jeden Monat 120 Euro zurück.
Ihre Tochter kommt zu uns in die Küche, mein Leihkind, das mich manchmal besuchen kommt und mit mir Galgenmännchen spielt. Mama, ich möchte mich mit Helena verabreden, darf ich? Ja, sagt meine Nachbarin. Hier, nimm das Handy, auf der Karte ist noch etwas drauf. Aber denk dran, wenn Ihr Euch hier trefft … Sie zögert, bevor sie weiterspricht. Du weißt, der Kühlschrank ist leer, ich kann Euch nichts zu essen machen.
Ist gut, Mama, antwortet das Mädchen. Wir wollten eh rausgehen.
Als wir wieder allein sind, schaut mich meine Nachbarin niedergeschlagen an. Ich weiß bald nicht mehr, was ich machen soll, sagt sie leise. Beim Supermarkt da vorne hatte ich einen Zettel an der Tür gesehen: Aushilfe für zehn Stunden in der Woche gesucht. Ich habe mich gleich beworben, aber die wollten mich nicht. Aus betriebsbedingten Gründen. Ihre Stimme klingt bitter, als sie die üblichen Phrasen aus der Absage zitiert. Was ist denn an mir verkehrt? Guck Dir doch ’mal die anderen an, die dort arbeiten. Selbst die 16-jährige Martina haben sie genommen, und die ist echt nicht besonders helle. Als ich die an der Kasse sitzen sah, bin ich heulend aus dem Laden heraus.
Ich schaue meine hübsche, junge Nachbarin an und weiß auch nicht, was an ihr verkehrt sein soll.
Vorhin war ich kurz einkaufen. Der Zettel hängt noch da.
Ihre Tochter kommt zu uns in die Küche, mein Leihkind, das mich manchmal besuchen kommt und mit mir Galgenmännchen spielt. Mama, ich möchte mich mit Helena verabreden, darf ich? Ja, sagt meine Nachbarin. Hier, nimm das Handy, auf der Karte ist noch etwas drauf. Aber denk dran, wenn Ihr Euch hier trefft … Sie zögert, bevor sie weiterspricht. Du weißt, der Kühlschrank ist leer, ich kann Euch nichts zu essen machen.
Ist gut, Mama, antwortet das Mädchen. Wir wollten eh rausgehen.
Als wir wieder allein sind, schaut mich meine Nachbarin niedergeschlagen an. Ich weiß bald nicht mehr, was ich machen soll, sagt sie leise. Beim Supermarkt da vorne hatte ich einen Zettel an der Tür gesehen: Aushilfe für zehn Stunden in der Woche gesucht. Ich habe mich gleich beworben, aber die wollten mich nicht. Aus betriebsbedingten Gründen. Ihre Stimme klingt bitter, als sie die üblichen Phrasen aus der Absage zitiert. Was ist denn an mir verkehrt? Guck Dir doch ’mal die anderen an, die dort arbeiten. Selbst die 16-jährige Martina haben sie genommen, und die ist echt nicht besonders helle. Als ich die an der Kasse sitzen sah, bin ich heulend aus dem Laden heraus.
Ich schaue meine hübsche, junge Nachbarin an und weiß auch nicht, was an ihr verkehrt sein soll.
Vorhin war ich kurz einkaufen. Der Zettel hängt noch da.
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Mittwoch, 3. Januar 2007
Hexenküche (I)
Die Kombination Dampftopf und Gasherd kann bisweilen etwas unheimlich sein. Vor allem, wenn man beim Kochen noch die letzten Reste des Rieslingsekts von Silvester geleert hat.
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Es fliegt was in der Luft

Da sitzt man arglos auf dem Sofa herum, denkt an
An meinem heißen Herzen ist der Schnee etwas geschmolzen, darum werfe ich nur drei sehr kleine Schneebälle weiter. Sie fliegen in Richtung* Glückskeks und Hauptstadtkatze, in der Hoffnung, dass sie sich melden, jetzt, wo ihr Blog plötzlich offline ist (hoffentlich ist alles in Ordnung). Madame Modeste braucht sicherlich auch einen Schneeball, um ihren geschätzten Gefährten einmal so richtig einseifen zu können, wenn er es wieder einmal versäumt, ihr Schokolade zu schenken. Den dritten, schließlich, schicke ich nach Israel zu Lila, denn dort gab es zum Jahresausklang nur Regen und Blitze, aber auch keinen Schnee.
* unwahrscheinlich, dass ich treffe, ich habe kein räumliches Sehen und ziele entsprechend schlecht.
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Montag, 1. Januar 2007
Haftnotiz
Ich muss mir von mir selbst nicht alles gefallen lassen.
- Viktor Frankl -
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