Samstag, 14. Januar 2006
Fade away

So far away
come on I’ll take you far away
let’s get away
come on let’s make a get-away.

- Franz Ferdinand: Fade together -

Als wir schließlich an meinem Auto standen, sahen wir uns schweigend an. Wenn er jetzt etwas sagt, dann frag’ ich ihn, dachte ich. Aber er blieb stumm, und auch seine halberhobene Hand fing er wieder ein und ließ sie sinken. Ich sah auf die Hand, die mein Gesicht streicheln wollte, dann in seine Augen. Und so standen wir da, am Auto für einen Moment. Schließlich schenkte ich ihm ein schiefes Lächeln. Ciao, sagte ich. Ciao, erwiderte er leise. Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie er mir noch lange nachschaute. Aber auch das verblasste.

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Sonntag, 8. Januar 2006
Das Guiness-Buch der Rekorde
Als ich zehn oder elf Jahre alt war, da schenkte mir mein Vater einmal das Guiness-Buch der Rekorde. Orangefarben war es und allerlei Absonderlichkeiten standen darin: Der längste Ortsname, der kleinste Hund und der größte Kürbis. Vom Mann mit den längsten Fingernägeln und der Frau mit den längsten Haaren gab es sogar Bilder.
Was mein Vater jedoch nicht ahnte – und bis heute nicht weiß –, ist, dass dieses Buch auch eine heimliche Angst auslöste. Im Guiness-Buch stand nämlich ebenfalls, wie lange der längste Schluckauf angehalten hatte. Seither fürchte ich insgeheim immer, ich könnte diesen Rekord brechen, wenn ich ich den ersten Hickser verspüre.
Bei dem unglücklichen Mann hatte das schließlich auch ganz harmlos angefangen.

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Mittwoch, 4. Januar 2006
Oinkwuff
Falls es jemals einen Wettbewerb für den größten inneren Schweinehund geben sollte, dann hat meiner gute Chancen zu gewinnen. Er ist mindestens fünf Meter groß, hat Augen wie Mühlräder, und dass einer seiner Vorfahren ein Wildschwein war, ist ihm anzusehen. Außerdem leistet er mehr Widerstand als hundert Partisaneneinheiten.*


* Das wird ihm schmeicheln, vielleicht lullt es ihn ein und er lässt mich jetzt unbemerkt etwas tun.

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Samstag, 31. Dezember 2005
Der Geschmack von Melonen

Love comes
And takes you by the hand again
Did you think that you'd remain
Melancholy, baby ...?
The watermelon's tasting so sweet
This year ...
It's gotta be a good year
It's gotta be your year.

- Lewis Furey: Love comes -

Auf ein Neues, also.

Ich glaube nicht, dass ich mich später einmal an 2005 als ein besonders glückliches Jahr erinnern werde. Hoffentlich. Alles andere würde bedeuten, dass die Aussichten sehr düster wären. Ich aber will Melonen schmecken.

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Samstag, 24. Dezember 2005
Zeit der Versuchung
In der Vorweihnachtszeit ist die Verlockung immer ganz besonders groß. Diesmal bin ich nur zweimal schwach geworden - für mich ist das eine erstaunliche Leistung. Nein, es ist hier nicht die Rede von Lebkuchen, Dominosteinen oder Bethmännchen. Auch bei den Keksen habe ich mich zurückgehalten. Schwach werde ich hingegen regelmäßig bei Schleifen. Ja, Schleifen. Ihr Anblick löst bei mir prompt Kaufreflexe aus, ich kann nichts dagegen tun.

Für drei Jahre lebte ich in einem Stadtteil, in dessen Supermarkt der Weg zur Kasse an dem Regal mit den Schleifen vorbeiführte. War das eine Pracht!
Die wunderbarsten Satinschleifen lagen dort, zwar nicht in sehr vielen, aber doch sehr schönen Farben. Die gelben hatten es mir damals ganz besonders angetan, bis ich irgendwann feststellte, dass ich sechs Meter davon besaß.
Nun braucht aber niemand wirklich sechs Meter butterblumengelbe Satinschleifen, auch eine Frau Arboretum nicht. Nur gut, dass ich gerne Geschenke mache, mit der Zeit brauchte ich die gelben Schleifen auch wieder auf, dies hier ist der Rest.

Dafür besitze ich inzwischen ungefähr 60 Meter blaues Kräuselband in verschiedenen Schattierungen. Unter anderem.



In dieser Kiste waren einmal mehrere Kilo Tee. Jetzt sind hier nur Schleifen drin, nichts als Schleifen.

Erwähnte ich schon, dass ich auch 25 Rollen Geschenkpapier besitze?
Das kaufe ich nämlich genauso gern wie Schleifen. Diesmal bin ich aber beim Papier standhaft geblieben, nur hierbei gab ich dem Verlangen nach.



Ich gehe jetzt 'mal noch ein paar Schleifen binden.

Fröhliche Weihnachten Ihnen allen!

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Samstag, 24. Dezember 2005
Willi
Fast 40 Jahre war er im Gesangverein. Da war er Notenwart, viele Jahre lang, bis er etwas vergesslich wurde.

Er hat so gern gesungen, selbst dann noch, als er nicht mehr allein leben konnte und vor zwei Jahren ins Heim zog. Da saß er abends oft noch auf der Bettkante und hat sich ein Lied gesungen. Sehr zum Missfallen der Heimleiterin, die ihm auch deshalb seinen Schoppen Wein verbot. Willi sang aber trotzdem noch.

Als er immer mehr Zeit und Raum und sich vergaß, konnte er nicht mehr dort bleiben. Er zog in ein anderes Heim, da konnte er nicht mehr einfach weglaufen, aber es gab immerhin einen Singkreis. An dem nahm er anfangs noch teil und kümmerte sich um die anderen. Schob Damen, die im Rollstuhl saßen, in den Speisesaal. Scherzte mit ihnen, die sich und die Welt umher genauso vergaßen wie er. Manchmal vergaß er es auch, dass sein jüngerer Sohn und dessen Ehefrau zu Besuch gekommen waren. Dann verschwand er schon 'mal im Nebenzimmer und legte sich dort ins Bett. Machte ja nichts, auf seinem Bett legten sich auch manchmal andere zum Mittagsschlaf hin, und er war sowieso keiner, der mit zunehmendem Alter böse wurde, nur immer verwirrter. Gegen Ende hat er kaum noch gesprochen, gesungen hatte er schon länger nicht mehr.

Vom Gesangverein kam heute nur einer zur Beerdigung.

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Sooner than you think

Hello, everyone, it’s nice to be here
I’ve come so far to see you all

- New Order: Sooner than you think -

Keine Ahnung, ob sie das Lied im Juli 2004 gespielt haben, als sie beim Traffic Festival in Turin auftraten. Das werde ich ja nachher hören, wenn der Deutschlandfunk von 21.05 Uhr an den Mitschnitt sendet.

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