Samstag, 3. März 2007
Die Flucht
Immerhin, diesmal wenigstens keinen Sex nach einem Bauchschuss. Dennoch wäre man als Zuschauer froh, wenn diese Filme zur Zeitgeschichte 'mal ohne die Konstellation schöne Frau zwischen zwei Männern auskämen. Zumal man dazu auch immer noch so eine Musiksauce serviert bekommt.

Nix gegen Liebesgeschichten, aber immer nur diese Variante ermüded auf Dauer doch etwas. Was nicht heißen soll, dass es unbedingt die umgekehrte Variante - Mann zwischen zwei Frauen - sein muss. Sag' ich jetzt schon einmal vorsorglich, denn uns steht ja bestimmt noch ein Film über die Trümmerfrauen ins Haus.

Aber vorher, liebe Programmverantwortliche beim Fernsehen, vorher solltet Ihr einmal Elem Klimows Film Komm und sieh zur besten Sendezeit zeigen. Den haben hierzulande viel zu wenig Leute gesehen. Ist ja nicht so, dass deutsche Soldaten nicht auch russische Frauen und Mädchen vergewaltigt hätten. Darüber redet hier nur niemand gern, gelle?

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Mikko Linnemann hat über den Klimow-Film, seine literarische Vorlage und die historischen Hintergründe geschrieben.

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ich weiß, sie meinen es nicht so, aber warum sollte man gerne über vergewaltigungen reden ?

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Natürlich meine ich es nicht so, sondern dass immer gern von der "anständig gebliebenen Wehrmacht" geredet wird, die ja nichts Schlimmes gemacht hat. Die Gräueltaten haben angeblich immer nur die anderen begangen. Und schon gar nicht die eigenen Großväter oder Urgroßväter.

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Gestört hat mich nur, dass der Charakter der Gräfin so ganz und gar nicht ein Charakter der "alles hier zusammenhält" war.
Manchmal war es mir so peinlich mitansehen zu müssen, wie der Franzose (das gibt doch bestimmt Sex, oder?) ihre Autorität akzeptierte obwohl sie gar keine hatte, dass ich den Bildschirm verlassen musste.

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Stimmt, sie hielt da eigentlich nichts zusammen, und ihre Autorität leitete sich allein vom Nachnamen her. Aber als Kriegsgefangener, auch als französischer, hatte man, denke ich, keine andere Wahl als zu gehorchen. Denn was wäre denn die Alternative gewesen?

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Sie zu küssen. (achnee, dafür war es noch zu früh. Morgen aber)

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Geküsst wird erst morgen. Ist aber schwierig, weil doch der kleine Nazi-Bengel überall mitmischt. Und der hat ja schon einmal denunziert (oder passiert das auch erst morgen?). Außerdem sind da ja noch ein paar eifersüchtige Grafen.

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Der letztgenannte Film, der die Gräuel der deutschen Soldaten darstellt, ist ja nun ein Film eines russischen Regisseurs. Vermutlich ist es immer einfacher die Verbrechen "der Anderen" aufzuzeigen.

Mir ist es dabei ziemlich egal wer die Grausamkeiten begangen hat. Aber mir wurde schlecht, als ich grad in der Dokumentation im Anschluß einen alten Mann sagen höre "Es ist noch niemand von Vergewaltigung allein gestorben. Insofern ist das kein ganz so schlimmes Verbrechen."

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Wollte der sich damit etwa selbst beruhigen, womöglich eigene Taten entschuldigen?

Mal ganz abgesehen davon, stimmt es nicht. Man kann durchaus jemanden zu Tode vergewaltigen.

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... diese Frage kam mir auch in den Sinn ...

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Bei Frau Engl war der Film vorgestern übrigens ebenfalls Thema. Und heute morgen brachte der Historiker Peter Reichel (Text,MP3) das Unbehagen, das ich empfand, auch nochmals zum Ausdruck.

Bevor es Missverständnisse gibt: Meine Großmutter und ihre drei ältesten Kinder flüchteten aus Zoppot (wo sie schon vor Kriegsbeginn lebten). Die Karten für die Gustloff hatte sie im letzten Moment noch verschenkt. Und es hat ziemlich lange gedauert, bis sie ihre zwei jüngsten Kinder wieder gesehen hat, die sie schon vorher von dort hatte wegbringen lassen.

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