Samstag, 29. April 2006
Nichts vergeht wirklich
Ich mag Friedhöfe, gehe dort auch gern spazieren. Mit meinem Vater bin ich früher manchmal auf Erkundungen gegangen. Eigentlich wollte ich heute Vormittag eine Friedhofsgeschichte schreiben, musste aber plötzlich arbeiten. Hat sich vergangene Nacht unverhofft ergeben.

Vergangene Nacht hörte ich auch einen Auszug aus "Nichts vergeht wirklich - Die Lange Nacht der Friedhöfe". Ich war schon ziemlich angetrunken, das geht bei mir schnell, ich trinke nicht oft, aber was ich hörte, gefiel mir sehr gut. Heute Nacht wird die Sendung im Deutschlandfunk wiederholt.

Die Geschichte - und dann hoffentlich auch ein paar Fotos, die habe ich nämlich heute auch nicht machen können - gibt es ein anderes Mal. Ich muss gleich los, eine meiner Patentanten feiert heute ihren Geburtstag und vermutlich werde ich erst wieder zur Langen Nacht zurücksein.

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ach schade, dass ich das versäumt habe. père lachaise habe ich zum glück schon gesehen. ein wunderbarer ort.
übrigens war mein vater ebenfalls die person, mit der ich solcherlei erkundungen durchführen konnte. wir gingen immer spätabend. entweder an die gleise, um auf vorbeirauschende züge zu warten oder zum kleinen ortsfriedhof, dessen tor nie verschlossen wurde.

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An den Gleisen stand ich mit meinem Vater nie, er hat mit uns aber häufiger "Schiffe zählen" gespielt, der eine zählte flussaufwärts, der andere flussabwärts. Das war aber immer tagsüber, wenn es dunkel war, zeigte er uns eher die Sterne.

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Die Radiosendung hätte ich auch gerne gehört...
Bei mir war es auch mein Vater, der mich zu einem begeisterten Fan von alten, halb-verwilderten Friedhöfen machte. In wunderbarer Erinnerung bleibt mir der jüdische Friedhof in Berlin-Weissensee. Eigentlich sollte ich mir den mal irgendwann nochmal ansehen. Wer weiss wie der mittlerweile aussieht...
Schiffe oder Züge beobachten hätte mir sicher auch Spass gemacht. Ich liebe den Geruch von Gleisbohlen.

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Ich sehe schon, wir können alle nur hoffen, dass die Sendung irgendwann einmal wiederholt wird. Ich bin am Samstagabend wie ein Stein in mein Bett gefallen und habe sie daher auch nicht gehört. Nachmittags war ich übrigens in einem Beinhaus, in dem die Knochen von etwa 20.000 Menschen aufgehoben werden. Leider hatte ich meinen Fotoapparat nicht dabei, durfte aber ein paar Bilder mit einer geborgten aufnehmen. Jetzt warte ich darauf, dass ich sie geschickt bekomme.

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sterne haben wir auch oft zusammen geguckt. der erste stern, den ich kennenlernte, war venus, der abendstern. dann habe ich zahlreiche was-ist-was-bücher zu den sternen, planten, zu sonne und mond bekommen. irgendwann durfte ich meine erste mondfinsternis erleben. ich weiß es noch, als wär´s gestern gewesen... die tagelange wahnsinnspanik, dass uns ein wölkchen dazwischen kommen könnte...

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Sterne-gucken scheint eine Väterdomäne zu sein. Oder gibt es hier irgendjemand, der die Sternbilder von seiner Mutter erklärt bekam?

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auch sehr zu empfehlen: highgate cemeteries, london.
schön der öffentliche teil, wo auch karl marx liegt, noch schöner, völlig unglaublich der teil, in den man nur per führung reinkommt, ganz zugewachsen, verfallende grab-tempelchen und alles.
a dreaded sunny day,
so I'll meet you at the cemetery gates
keats and yeats are on your side,
but weird lover wilde is on mine
(the smiths)

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Über den Friedhof bin ich auch einmal im zarten Alter von 17 mit drei Freunden nachts gegeistert. Tagsüber hatten wir auf Wunsch des einen Freundes Marxens Grab besucht, da meinte die eine der beiden anderen Freundinnen, man müsse eigentlich einmal nachts herkommen, um auf sein Wohl (also das von Herrn Marx, nicht des Freundes) anzustoßen. Am unteren Ende des Friedhofs gab es ein Loch im Zaun - und auf der anderen Seite der schmalen Straße (hieß die Swans Lane?) noch einen Friedhof, der nur einmal im Monat geöffnet hatte und von dem es hieß, da würden irgendwelche Druidenkulte praktiziert. Auf dem Hinweg ging das ja alles noch, aber auf dem Rückweg, mit einigem Martini intus war es verdammt unheimlich.

Ich mochte auch den Friedhof West-Bromley sehr gern. Später hat sich Mark Almond dort auch einmal für ein Interview fotografieren lassen.

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Ganz toll ist auch Glasgows Necropolis. Ich bin ja sonst gar nicht so ein Friedhofsfreund, aber was da an verfallen-verwunschenen Grabmalen zu sehen war, hat mich schon sehr beeindruckt.

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den firedhof in highgate kenne ich nur von janet inglis "der fotograf und das mädchen" - da vögelt der fotograf seine schwangere minderjährige stieftochter auf einem grabstein.

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Ja, ich habe damals Ihre schönen Reisebeschreibungen gelesen, Frau ungefragt. Leider finde ich die gerade nicht bei Ihnen. Waren da nicht auch Fotos dabei?

Das von Ihnen erwähnte Buch kenne ich nicht, Frau c17h19no3, es klingt aber wieder nach so einer älterer-Mann-junges-Mädchen-Konstellation, die mich tendenziell weniger interessiert. ;-) Schon der Titel würde mich wahrscheinlich davon abhalten, das Buch im Laden in die Hand zu nehmen.

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hm, es geht vorwiegend um das zerbrechen einer familie durch neuverheiratung der eltern und die entfremdung von vater und mutter u.a. durch das hinzukommen von stiefgeschwistern, während sich die gemeinsame pubertierende tochter zum stiefvater hingezogen fühlt und umgekehrt - nicht nur aus sexuellen gründen. sie wird dann von ihm schwanger, weil sie ihn an die mutter verloren sieht und durch das kind ein stück von ihm behalten will...
ich find das buch recht gut gemacht und es erfüllt meines erachtens nicht so sehr das klischee alter kerl - junges mädel, sondern bietet echten konfliktstoff... und trotz der problemüberfrachtung ist es auch noch schön zu lesen, weil madame inglis beißend ironisch schreiben kann.

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Die Fotos sind auch ausgesiedelt worden: Ab hier
einfach vorwärts gehen, da sind zumindest ein paar der zig, die ich geschossen habe, zu sehen.

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Sie sind wunderschön. Vielen, vielen Dank, dass Sie sich die Mühe gemacht haben. Ich habe mich sehr gefreut und schaue sie mir immer wieder gerne an.

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