Sonntag, 6. Dezember 2015
Mein Leipzig lob ich Dir
Es gibt Städte, in denen fühlte ich mich sofort zu Hause. London ist eine davon, Leipzig eine andere. Erklären kann ich das nicht. Doch nur zu gern hörte ich die Lange Nacht über eine tausendjährige Stadt: Mein Leipzig lob ich Dir* (mp3).


* Download möglich

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Leipzig hat mich ziemlich schnell für sich eingenommen, war mir auch sehr schnell vertraut - mit London hingegen habe ich sehr gefremdelt, das ist nie so richtig meine Stadt geworden.

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Ich meine mich zu erinnern, dass wir uns vor oder nach Ihrer Reise nach Leipzig auch einmal darüber ausgetauscht hatten. Meine letzte Reise dorthin liegt schon vier Jahre zurück, es war auch nur ein Blitzbesuch für ein viel zu kurzes Wochenende. Noch viel, viel länger ist es her, dass ich zuletzt in London war. Leider.

Die Sendung ist sehr interessant, es lohnt sich, sie zu hören.

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Mein letzter Aufenthalt in L ist dann schon doppelt so lange her wie bei Ihnen. Unglaublich, wie die Zeit rennt. Das ist - nebenbei bemerkt - auch immer so ein bisschen mein Problem mit längeren Radio-Sendungen und Podcasts. Da fehlt es mir oft die Muße, mir das in Ruhe anzuhören. Da wäre mir mit dem Transkript, das ich in mir genehmerem Tempo lesen könnte, oft mehr geholfen.

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Ich habe die Sendung auch in Etappen gehört. Zum einen, weil ich in der ersten Nacht kurz nach den Mitternachtsnachrichten eingeschlafen war. Zum anderen musste ich sie vergangene Nacht über den Rechner hören, im Radiowecker bekomme ich den Deutschlandfunk nicht mehr gescheit rein, es rauscht und kracht. Also habe ich mein Laptop ins Schlafzimmer geschleppt und über W-Lan gestreamt. Mehrfach blieb aber plötzlich der Ton weg und ich musste mehrfach den Rechner neu starten (und das sogar nachts um halb zwei). Heute Nachmittag hörte ich mir die fehlenden Teile an. Zeit hatte ich dafür eigentlich auch nicht, aber es war gerade so interessant, dass ich dran blieb.

Sie können es ja herunterladen und entweder auch in Etappen hören oder mal auf einer sehr langen, langweiligen Bahn- oder Autofahrt.

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Ich finde Autofahren nicht langweilig, zumindest nicht so, dass akustische Berieselung hermüsste. Und dass ich lange Strecken alleine fahre, ist ja eh die Ausnahme. Als ich im Frühjahr die 1300 Kilometer von Italien zurückgekesselt bin, hatte ich nur in der Schweiz kurzzeitig den Verkehrsfunk an - und ansonsten Ruhe im Karton. Hätte ich mir früher zwar auch nicht vorstellen können, so ganz ohne Musik, aber mir fehlt da tatsächlich nichts.

Das mit dem Stückeln beim Anhören wäre eine Option.

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Ich dachte auch eher an längere berufliche Fahrten, es hätte ja sein können, dass Sie die ab und an auch unternehmen müssen. Aber es stimmt schon, beim Autofahren kommen einem auch gute Gedanken. Bei mir ist das jedenfalls so.

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Die Mitarbeiterin des Steuerberaters hat dieser Tage nochmal explizit nachgefragt, tatsächlich bin ich 2014 nicht beruflich Auto oder Bahn gefahren (nur einmal geflogen, und prompt hatte ich eine Erkältung). Dieses Jahr habe ich auch hauptsächlich zuhause gearbeitet, die Fahrt zur Frühlings-Eroica hat der Mitfahrer über die FAZ abgerechnet, für mich wars Privatvergnügen.

Leipzig, um diese Kurve wieder zu kriegen, war ein jährlicher Business-Termin meiner Frau, ihr voriger Arbeitgeber war bei der großen Computerspiel-Messe präsent. Entsprechend habe ich in der Zeit den Kinderwagen in der Stadt rumgeschoben (und Hundi an der Leine gehabt). Habe mich da immer sicher gefühlt wie in Adams Schoß, und das lag nicht an Hundi. ;-))

Aber das mit der subjektiven Sicherheit und der Kriminalstatistik ist eh so eine Sache. Mein Mannheimer Multikultiviertel war in letzter Zeit wieder paarmal in den Schlagzeilen, und im Lokalblättchen kamen überwiegend die gleichen Leutchen zu Wort, die schon vor zehn oder 15 Jahren gesagt hatten, man traue sich kaum noch vor die Tür. ;-)

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Frankfurt wird auch regelmäßig zur "Hauptstadt des Verbrechens" gekürt, aber in diese Statistik fließen halt auch alle Vorkommnisse am Flughafen ein.

Ich gönne mir ab und an Weiterbildungen oder eins der kostenfreien Seminare vom Schneekugelmacherverband. Einfach, um auch mal wieder rauszukommen, außerdem ist das gut für die eigene Motivation. Man merkt dabei auch immer, wo man selbst eigentlich gerade steht.

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Der Ruf von Frankfurt war schon in den Siebzigern sehr legendär, und ich denke nicht, dass irgendwelche Schießereien im Bahnhofsviertel allzuviel mit dem Flughafenbetrieb zu tun hatten. Die Debatte, inwiefern der Flughafen die Statistik verzerrt, hatten wir hier in Dü-Dorf neulich aber auch. Ich denke, da muss man schon genauer nach Deliktklassen differenzieren, um ein genaueres Bild zu bekommen. Grundsätzlich ist das Risiko, in der Stadt Opfer einer Gewalttat zu werden, schon größer als auf dem Dorf.

Mit dem Berufsverband habe ich seit jeher gefremdelt (und die Gewerkschaft erst, puh), was zum Teil an lokalen Repräsentanten lag. Ich war stattdessen lange Jahre Mitglied im Frankfurter Presseclub, das war keine schlechte Adresse fürs Networken, allerdings hat meine Neigung zur berufsständischen Clusterbildung in den vergangenen zehn Jahren stark nachgelassen, und mit dem Wegzug aus dem PLZ-Bereich 6 machte eine Mitgliedschaft im FPC nicht mehr allzuviel Sinn. Ich bin mit einigen Kollegen aus meiner früheren Bürogemeinschaft noch in regelmäßigem Kontakt und manchmal auch in Gemeinschaftsaufträgen und Projekten involviert, somit bin ich zumindest nicht der totalen Vereinzelung anheimgefallen.

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Die Frankfurter Rundschau hat vor anderthalb Jahren, als Frankfurt mal wieder zur "Hauptstadt des Verbrechens" gekürt wurde, die Statistik ein bisschen genauer betrachtet: So gefährlich ist Frankfurt wirklich.

Häufig wird übersehen, dass es vor allem der Tatort Flughafen ist, der für Frankfurt in der Statistik negativ ins Kontor schlägt, während beispielsweise die am Flughafen München begangenen Straftaten (zumeist sind es Verstöße gegen das Aufenthalts-, Asylverfahrens- oder Freizügigkeitsgesetz) nicht in die Statistik der bayerischen Hauptstadt einfließen.

Überrascht mich nicht, dass die Münchner ihre Statistik anders führen. Bayern, halt. Und weiter heißt es im FR-Artikel:

Vergleicht man gezielt Delikte, bei denen Dritte zu Schaden kommen, so ergibt sich ein realistischeres Bild von der Gefährlichkeit Frankfurts. Bei der Gewaltkriminalität lag die Stadt 2012 auf Rang 9, bei Vergewaltigung auf Rang 27, bei schwerer und gefährlicher Körperverletzung auf Rang 12 und bei Straßenkriminalität auf Rang 15.

Es gibt auf der Website eine hübsche, interaktive Grafik (genannt sind Häufigkeitszahlen, also registrierte Fälle pro 100.000 Einwohner, in Städten ab 200.000 Einwohner). Selbst bei der Wirtschaftskriminalität lag Frankfurt hinter Krefeld(!) auf Rang 2.

Nachtrag: Auch die Frankfurter Neue Presse kam bei einem Vergleich von sieben Städten und den 2013 jeweils registrierten Straftaten zu einem ähnlichen Ergebnis: Frankfurt ist sicherer als sein Ruf.

Addiert man je Stadt die Fallzahlen der genannten Deliktgruppen, ergibt sich beim Vergleich der Ergebnisse eine andere Kriminalitätshochburg, nämlich Hannover. Auf den Plätzen zwei und drei folgen Köln und Düsseldorf, danach kommen Berlin, Hamburg und Dortmund. Frankfurt belegt im Ranking den siebten Platz.

Die Verbrechenshochburgen liegen also weiter nördlich, in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen. Zwei davon in Ihrer Nähe.

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Frankfurt ist übrigens die Partnerstadt von Leipzig.

Die Alte Nicolaischule - ein Renaissancegebäude in Leipzig - wurde von 1990 bis 1994 mit der Hilfe der Stadt Frankfurt restauriert.

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Ja, dass Düsseldorf (wie auch Köln) bei Licht besehen das gefährlichere Pflaster ist als Frankfurt, hatte ich seinerzeit auch gelesen. Hannover hätte ich nicht unbedingt als Verbrechenshochburg auf dem Zettel gehabt, aber die Stadt ist für mich in jeglicher Hinsicht total nichtssagend, von daher will das nichts heißen. ;-)

Macht es für mein subjektives Sicherheitsempfinden einen Unterschied, in Düsseldorf oder in Frankfurt unterwegs zu sein? Kann man so pauschal nicht sagen. Düsseldorf ist mir inzwischen vertrauter als Frankfurt, aber hier wie dort gibt es Ecken, in denen ich mich nicht so gern aufhalte.

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Mit LE wars bei mir genauso.
Lag vllt auch daran, daß die Häuser nicht alle so unnötig hoch waren und ich immer das Gefühl hatte, daß es genug Platz gibt und man von überall aus gut den Himmel sehen konnte.
Und die schönen alten Häuser...


Allerdings hab ich letzten paar Minuten einen Bericht gesehen, da kam auch Leipzig vor, da war ich gelinde gesagt schockiert. Da gings um die Kriminalität. Nun kann ich nicht sagen, war das nur so reißerisch oder hat sich tatsächlich in den letzten Jahren da massiv was verändert.

(Kann mich nicht erinneren, daß damals irgendwo ein Eck gewesen wäre, wo ich bei Tage oder in der Nacht um mein Leben hätte fürchten müssen. Allerdings war ich auch nicht an jedem Eck ; ) )

London ist bei mir viel zu lange her. Überhaupt GB. Hm. *seufz*

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Ich fand es dort jetzt auch nicht sonderlich gefährlich - obwohl die Straßenlaternen orange und in einem viel größeren Abstand voneinander sind, wodurch die Stadt dunkler wirkt als beispielsweise die Städte hier in der Gegend. Ich habe eben mal nachgeschaut, es gibt tatsächlich einen Anstieg in der Kriminalität - Leipzig verzeichnet aber auch einen starken Zuwachs bei den Einwohnern, 13.000 allein im vergangenen Jahr. Im oben verlinkten Feature hieß es, dass die Stadt sich stramm auf 600.000 Einwohner zubewegt. Ich war auch etwas überrascht, denn jahrelang verlor Leipzig Einwohner und konnte die halbe Million nur durch Eingemeindungen halten. Laut dem oben verlinkten LVZ-Artikel werden viele Navis gestohlen (jedes zweite geklaute Navi in Sachsen kommt in Leipzig abhanden) sowie durchschnittlich 24 Fahrräder pro Tag. Außerdem haben sie viele Probleme aufgrund von Crystal Meth. Nun ja, Tschechien, wo es es gekocht wird, ist nicht so weit weg, das kennt man ja auch aus dem ehemaligen Zonenrandgebiet in Bayern.

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Ja, den Bericht, den ich gesehen hab, hatte auch mit Crystal Meth zu tun.

War ziemlich überrascht, weil das vor paar Jahren noch kein Thema war. Wars aber vor viiiielen Jahren an vielen Orten noch nicht *seufz*

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In den Grenzgebieten gibt es schon seit einigen Jahren deshalb Probleme. Irgendeine bayerische Suchtklinik behandelt inzwischen überwiegend Crystal Meth-Abhängige. Koks und andere Drogen sind da kaum noch Thema. Ist ja auch teurer, Crystal ist billig und macht superschnell süchtig.

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Ich allerdings bin mit Leipzig nie warm geworden, zu bräsig und lauwarm war mir die Stadt. Der Messestolz und der Rost der DDR, das miefig-oberlehrerhafte Sommerhaus Schillers und nicht zuletzt das klebrig Provinzielle allerorten. Dies nun geschrieben aus einem kaum 60 Einwohner umfassenden Dorf in der irischen Provinz...

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Wann waren Sie dort?

Es stimmt schon, im Vergleich zum Rhein-Main-Gebiet ist die Stadt nicht sehr international, ich fand sie aber auch nicht provinzieller als Berlin (wohin ja die Meisten aus der Provinz geflüchtet sind. Die tun dann gerne besonders cool und entlarven sich damit als die Landeier, die sie sind).

Ich war nie in Schillers Sommerhaus. Scheine aber auch nicht viel verpasst zu haben. Für den Rost der DDR habe ich durchaus etwas übrig.

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Vor vier, fünf Jahren war ich öfter dort. Den Rost den sie meinen, mag ich auch, nicht aber den mentalen Rost der bekundet unter Honecker hätte es das aber nicht gegeben und die Stallwärme der Diktatur vermisst.

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Ja, diesen mentalen Rost finde ich auch sehr anstrengend. Die Leute, die ich dort kannte, hatten aber genau darunter zu leiden und trauerten dem folglich kein bisschen hinterher. Die anderen fragte ich dann freundlich, ob sie die Stasi, die Betriebskampfgruppen und öffentlichen Aussprachen, die Dreckschleuder von Espenhain, die EK-Bewegung bei der NVA und die langen Schlangen mitsamt Bückware wiederhaben wollen, den die hatte es unter Honecker auch gegeben, sie gehörten dazu. Man trifft solche Leute aber nicht nur in Leipzig, andernorts ist diese Denkweise sogar noch mehr verbreitet.

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