Dienstag, 14. November 2006
Keine Hausbesuche
Er war noch jung, allenfalls Mitte zwanzig, dennoch kam er nur mühsam die Treppen zur Arztpraxis hinauf. Bei jedem Schritt klirrten die Ketten seiner Fußfesseln. Ein Polizist ging vor ihm, einer hinter ihm. Kommt der direkt aus der Werkstatt oder tragen die im Knast immer knallblaue Overalls, fragte ich mich, als ich hinter ihm die Stufen hinaufging.
In der Praxis führten sie ihn gleich den Gang entlang nach hinten zu den anderen Sprechzimmern abseits vom Wartezimmer, damit ihn möglichst keiner sieht. Er kam dann auch gleich dran, sogar noch vor den Privatpatienten.
In der Praxis führten sie ihn gleich den Gang entlang nach hinten zu den anderen Sprechzimmern abseits vom Wartezimmer, damit ihn möglichst keiner sieht. Er kam dann auch gleich dran, sogar noch vor den Privatpatienten.
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Sonntag, 12. November 2006
Japanische Mundgefühle
Im Japanischen, erklärte mir die beste Freundin, wird nicht einfach nur nach süß, sauer, salzig oder bitter unterschieden wie bei uns, sondern nach dem Mundgefühl. Sie griff nach der Tüte mit dunkelgrünem Knusperkram, den uns meine japanischen Freunde mitgebracht hatten. Ich habe ’mal gehört, sie haben dafür über 400 Begriffe, fuhr sie fort, während sie die Tüte aufriss. Beherzt steckte sie sich ein paar der Algen-Chips in den Mund. Amüsiert beobachte ich sie, wie sie ihr Gesicht verzog. Schmeckt molchig?, fragte ich. Stumm nickte sie mit dem Kopf und schluckte tapfer herunter.
Wir haben hier noch solche Cracker mit irgendetwas rosafarbenen darauf, sagte ich und reichte ihr die nächste Tüte. Skeptisch betrachtete sie deren Inhalt. Hoffentlich ist das kein Meeresgetier, ich mag doch kein Meeresgetier, antwortete sie, öffnete die Tüte, langte hinein und biss in einen Cracker. Ihr Gesicht sprach Bände. Das schmeckt wohl auch wie Molch auf der Unterseite, stellte ich fest. Allerdings, sagte sie. Eindeutig fischig.
Magst Du ’mal die Sesamklumpen probieren? Ich bot ihr die dritte Tüte an. Von meinen Freunden hatten wir uns als Mitbringsel japanische Süßigkeiten gewünscht. Die Kinder, hatten wir geschrieben, wüssten schon, was gut sei. Sesamklumpen, hatte uns der Freund abends in der Kneipe erzählt, seien bei Kindern sehr beliebt.
Lass uns lieber die Teeküchlein versuchen, befand die beste Freundin und griff nach der aufwendigen Verpackung. Sieht ja sehr hübsch aus. Alle einzeln verpackt. Wir schauten uns die bunten Bildchen auf der Rückseite an. Das Grüne da ist wahrscheinlich Pistazie, meinte sie. Aber genau kann ich es Dir nicht sagen, die Wörter hier hatten wir im Japanisch-Kurs noch nicht. Wir kosteten von allen vier Sorten. Außen erinnernen die alle irgendwie an Biskuit, fand sie. Und innen fühlen sie sich an wie halbfertig gebackener Teig, ergänzte ich. Ansonsten schmecken die undefinierbar süß.
Mit Desserts und Süßem haben sie es in Japan anscheinend nicht so, schlussfolgerte sie. Optisch machen die irgendwie mehr her. Oh Mann, ich bin ja mal gespannt, wie das wird nächste Woche in Japan, sagte sie dann.
Ich grinste. Bestimmt wirst Du jede Menge neuer Mundgefühle erleben.
Wir haben hier noch solche Cracker mit irgendetwas rosafarbenen darauf, sagte ich und reichte ihr die nächste Tüte. Skeptisch betrachtete sie deren Inhalt. Hoffentlich ist das kein Meeresgetier, ich mag doch kein Meeresgetier, antwortete sie, öffnete die Tüte, langte hinein und biss in einen Cracker. Ihr Gesicht sprach Bände. Das schmeckt wohl auch wie Molch auf der Unterseite, stellte ich fest. Allerdings, sagte sie. Eindeutig fischig.
Magst Du ’mal die Sesamklumpen probieren? Ich bot ihr die dritte Tüte an. Von meinen Freunden hatten wir uns als Mitbringsel japanische Süßigkeiten gewünscht. Die Kinder, hatten wir geschrieben, wüssten schon, was gut sei. Sesamklumpen, hatte uns der Freund abends in der Kneipe erzählt, seien bei Kindern sehr beliebt.
Lass uns lieber die Teeküchlein versuchen, befand die beste Freundin und griff nach der aufwendigen Verpackung. Sieht ja sehr hübsch aus. Alle einzeln verpackt. Wir schauten uns die bunten Bildchen auf der Rückseite an. Das Grüne da ist wahrscheinlich Pistazie, meinte sie. Aber genau kann ich es Dir nicht sagen, die Wörter hier hatten wir im Japanisch-Kurs noch nicht. Wir kosteten von allen vier Sorten. Außen erinnernen die alle irgendwie an Biskuit, fand sie. Und innen fühlen sie sich an wie halbfertig gebackener Teig, ergänzte ich. Ansonsten schmecken die undefinierbar süß.
Mit Desserts und Süßem haben sie es in Japan anscheinend nicht so, schlussfolgerte sie. Optisch machen die irgendwie mehr her. Oh Mann, ich bin ja mal gespannt, wie das wird nächste Woche in Japan, sagte sie dann.
Ich grinste. Bestimmt wirst Du jede Menge neuer Mundgefühle erleben.
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Sonntag, 12. November 2006
Rote Lichter
When the train left the station, it had two lights on behind
When the train left the station, it had two lights on behind
The blue light was my baby and the red light was my mind.
- The Rolling Stones: Love in vain -
Wie kannst Du so etwas sagen, rief ich entsetzt aus. In den Augenblick der Stille hinein ratterten die Räder It’s hard to tell, it’s hard to tell … auf den Schienen.
Radikal und unerbittlich wiederholte es nur: Den oder keinen.
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Freitag, 10. November 2006
What next?
Irgendwann im Frühsommer fing es an. Ich lebte so vor mich hin, dachte und tat nichts Böses, da ging der Ärger los. Ärger, der von außen kam und mich viel Energie kostete. Erst war es meine Wohnung, dann das Auto. Es folgte die Arbeit, das ist immer noch nicht ganz ausgestanden, ganz im Gegenteil, da kommt noch einiges nach, und jetzt ist es halt die Gesundheit. In elf Tagen werde ich operiert.
Allmählich reicht es, denke ich mitunter, weil ich manchmal einfach keine Kraft mehr habe.
Allmählich reicht es, denke ich mitunter, weil ich manchmal einfach keine Kraft mehr habe.
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Montag, 6. November 2006
Blogspiel
Hmm, was soll man davon halten, wenn Leute in einer Sendung über Blogs penetrant der Blog sagen?
Und das ausgerechnet in meinem geliebten Deutschlandradio. Am Samstag startete da die neue Sendereihe Blogspiel. Dass in einem neuen Format anfangs noch nicht alles gleich perfekt läuft, ist klar. Aber ich erwarte schon, dass die, die da von Blogs reden, auch wissen, wovon sie eigentlich reden. Und es heißt nun einmal das Blog und nicht der. Auch wenn der olle Duden die maskuline Form ebenfalls zulässt, hierin irrt er. Es sollte sich doch inzwischen herumgesprochen haben, dass der Begriff von Web und Logbuch kommt. Hey, angeblich bloggen die Sendungsverantwortlichen, Markus Heidmeier und Jana Wuttke, doch selbst (die Links führen nicht zu deren Blogs, sondern zu ihren diversen Aktivitäten. Hier ist übrigens noch so ein Verein, Agentur, GbR oder was auch immer in der Kopenhagener Straße 15 in Berlin).
Dass dann in der Sendung auch noch das Buzz-Word Web 2.0 fiel, ist dann eigentlich kaum noch verwunderlich.
Die Sendung moderiert Philip Banse vom Küchenradio, der offenkundig mit dem ersten "Blog der Woche" auch nichts anzufangen wusste. Zu Recht. Denkblogas Schilderung des Mitternachts-Shoppings bei einer berüchtigten amerikanischen Einkaufskette plätscherte etwas langatmig und pointenlos dahin, wäre es ein Posting gewesen, hätte ich weggeklickt, aber es war ja Radio, und vorspulen kann man da leider auch nicht. Nix gegen Einkauftrips, Blogger wie Mequito, Kid37 oder Madame Modeste machen daraus unterhaltsame Geschichten, aber in diesem Fall glückte das halt leider nicht. Da hätte ich lieber ein, zwei der anderen Podcasts, die in der Sendung kurz angespielt wurden, etwas länger gehört, die klangen weitaus spannender. Bevor hier übrigens jemand Content-Klau ruft – die gesendeten Beiträge werden laut Heidmeier mit bis zu 300 Euro honoriert (sie sollten aber nicht länger als fünf Minuten sein).
Außerdem gibt’s noch ein "Thema der Woche", den Namen desjenigen, den Philip Banse zu "Radio versus Podcasting" interviewte, habe ich schon wieder vergessen, aber ich erinnere mich, dass die Verbindung über Skype ziemlich grottig klang. Und als ich hörte, dass es beim nächsten Mal ums Thema "Blogs und Journalismus" geht, dachte ich nur, och nöö, nicht schooon wieder.
Ich habe mir Spreeblick-Johnnys Trackback im rbb noch nicht als Podcast angehört, aber die Blog-Auswahl zeigt schon, dass dort etwas ganz anderes geboten wird.
Und außerdem sagt er niemals der Blog.
Und das ausgerechnet in meinem geliebten Deutschlandradio. Am Samstag startete da die neue Sendereihe Blogspiel. Dass in einem neuen Format anfangs noch nicht alles gleich perfekt läuft, ist klar. Aber ich erwarte schon, dass die, die da von Blogs reden, auch wissen, wovon sie eigentlich reden. Und es heißt nun einmal das Blog und nicht der. Auch wenn der olle Duden die maskuline Form ebenfalls zulässt, hierin irrt er. Es sollte sich doch inzwischen herumgesprochen haben, dass der Begriff von Web und Logbuch kommt. Hey, angeblich bloggen die Sendungsverantwortlichen, Markus Heidmeier und Jana Wuttke, doch selbst (die Links führen nicht zu deren Blogs, sondern zu ihren diversen Aktivitäten. Hier ist übrigens noch so ein Verein, Agentur, GbR oder was auch immer in der Kopenhagener Straße 15 in Berlin).
Dass dann in der Sendung auch noch das Buzz-Word Web 2.0 fiel, ist dann eigentlich kaum noch verwunderlich.
Die Sendung moderiert Philip Banse vom Küchenradio, der offenkundig mit dem ersten "Blog der Woche" auch nichts anzufangen wusste. Zu Recht. Denkblogas Schilderung des Mitternachts-Shoppings bei einer berüchtigten amerikanischen Einkaufskette plätscherte etwas langatmig und pointenlos dahin, wäre es ein Posting gewesen, hätte ich weggeklickt, aber es war ja Radio, und vorspulen kann man da leider auch nicht. Nix gegen Einkauftrips, Blogger wie Mequito, Kid37 oder Madame Modeste machen daraus unterhaltsame Geschichten, aber in diesem Fall glückte das halt leider nicht. Da hätte ich lieber ein, zwei der anderen Podcasts, die in der Sendung kurz angespielt wurden, etwas länger gehört, die klangen weitaus spannender. Bevor hier übrigens jemand Content-Klau ruft – die gesendeten Beiträge werden laut Heidmeier mit bis zu 300 Euro honoriert (sie sollten aber nicht länger als fünf Minuten sein).
Außerdem gibt’s noch ein "Thema der Woche", den Namen desjenigen, den Philip Banse zu "Radio versus Podcasting" interviewte, habe ich schon wieder vergessen, aber ich erinnere mich, dass die Verbindung über Skype ziemlich grottig klang. Und als ich hörte, dass es beim nächsten Mal ums Thema "Blogs und Journalismus" geht, dachte ich nur, och nöö, nicht schooon wieder.
Ich habe mir Spreeblick-Johnnys Trackback im rbb noch nicht als Podcast angehört, aber die Blog-Auswahl zeigt schon, dass dort etwas ganz anderes geboten wird.
Und außerdem sagt er niemals der Blog.
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Mittwoch, 1. November 2006
Zazou in der Metro
Gestern in der U-Bahn, erzählt mir der Freund, ging einer herum und sprach alle Leute an, ob sie nicht ein paar Cent für ihn hätten. Er sah ziemlich elend aus, viele sahen weg, wenn er sie ansprach, taten so, als hätten sie es nicht gehört. Und so ging er mit gesenktem Kopf von einem zum anderen, und auch ich hoffte, dass die U-Bahn meine Station erreichen würde, bevor er bei mir ankäme, am Monatsende. Aber natürlich zog sich die Strecke endlos, und dann stand er vor mir, bat mich um ein paar Cent. Und ich musste ihm sagen, es tut mir leid, ich lebe selbst von Hartz IV. Da hob er für einen kurzen Moment den Kopf, sah mir in die Augen und sagte leise: Entschuldigung. Und ich habe mich so geschämt, dass ich einem, dem es noch viel schlechter geht als mir, nicht einmal ein paar Cent geben konnte.
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