Mittwoch, 15. August 2007
Trees shall crowd

Where’er you walk,
cool gales shall fan the glade;
trees, where you sit,
shall crowd into a shade.
Where’er you tread,
the blushing flow’rs shall rise,
and all things flourish
where’er you turn your eyes.

Georg Friedrich Händel: Semele

Foto: EMI Classics

Gestern Abend hörte ich zum ersten Mal Ian Bostridge. Die Konzertkarte hatte ich vor Monaten einfach aus Neugier gekauft, weder kannte ich zuvor seinen Namen noch Aufnahmen von ihm. Ich wusste gar nicht, was mir bislang entgangen war - ich bin jetzt noch völlig trunken von seiner Stimme. Als er die Arie des Jupiters aus Semele sang, flog plötzlich die kleine Fledermaus durch die Basilika, die ich dort schon manchmal beobachtet habe. Ariodantes Arie Scherza infida sang er so herzzerreißend, dass er zwar nicht die Steine zum Weinen brachte, aber mich beinah.

Nebenbei straft Ian Bostridge alle Klischees über Tenöre Lügen. Denen sagt man ja ganz gerne nach, dass sie nicht unbedingt die Hellsten seien. Er aber hat in Cambridge und Oxford Geschichte und Philosophie studiert, über Hexenglauben in England in den Jahren von 1650 bis 1750 promoviert und war danach Fellow am Corpus Christi College, Oxford. Sein Lebtag wird er auch niemals so dick werden wie Pavarotti & Co., Bostridge ist groß und sehr schlank - er hat diese skinny sexiness, die englischen Männern nicht selten zu eigen ist. Und sehr blaue Augen.

Bei all dem tritt er völlig unprätentiös auf. Steht bescheiden auf der Bühne und erweckt manchmal den Eindruck, als sei es ihm fast peinlich, dass ihm das Publikum noch mehr zujubelt als dem Orchestra of the Age of Enlightenment. Deren Solo-Geiger Matthew Truscott ist übrigens ebenfalls sehr nett anzuschauen. Nicht nur, weil er mit offensichtlichem Vergnügen musiziert. Sehr schlank ist auch er (Engländer, siehe oben), und ich wette, er hat einen ganz wunderbaren trockenen Humor.

Nach dem Konzert tat ich etwas, was ich erst zweimal in meinem Leben getan habe: Mir von einem Künstler die CD signieren lassen. Als ich Ian Bostridge in dem Gedränge leise auf Englisch für den wunderbaren Abend dankte, da freute er sich spontan und sagte genauso leise Thank you. Als er mir die CD zurückgab, lächelte er mich ein zweites Mal an, so dass mir jetzt noch schwindelig ist und meine Begleitung, die das nur aus der Ferne beobachtete, mich fragte: Hast Du etwas zu ihm gesagt? Er hat Dich ja so strahlend angelächelt ... das war richtig auffällig.

Wenn Sie also die Möglichkeit haben, Ian Bostridge zu hören, wie etwa Ende August/Anfang September in Österreich (am 3. Oktober singt er nochmals in Wien), am 18. September in Basel, am 19. September in Köln, am 14. November in Berlin oder am 21. Dezember in Dresden, dann gehen Sie unbedingt hin.
Ich genieße derweil das Glück, nicht wie Händels Zeitgenossen diese wunderbare Musik womöglich nur einmal im Leben hören zu können, sondern drücke die Repeat-Taste. Und nun entschuldigen Sie mich bitte, ich muss jetzt noch ein bisschen schmachten.

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na, da hat es aber jemanden voll erwischt ;-)

er guckt in der tat ziemlich interessant aus der wäsche. ich kann es nicht leugnen!

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Als Konzertbesucher freut man sich gleich doppelt, wenn der Sänger auf der Bühne nicht nur eine Ohren-, sondern auch eine Augenweide ist. Intelligente Männer mit schönen Stimmen sind ziemlich unwiderstehlich, vor allem, wenn sie dann auch noch so eine erotische Nase und einen hübschen Haarschopf haben. Das fand jemand anderes auch, und so prangt an seinen schlanken Händen auch ein Ehering (beim Geiger war's genauso).

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Das freut mich, dass es Ihnen ebenso ergangen ist!
Ich habe ihn vor zwei Jahren in Wien öfter gehört und bewundert und konnte nicht widerstehen mich für ein Autogramm anzustellen. Und das mit über 40!! So eine Sanftheit - man ist ergriffen. Doch glücklicherweise hat er schon einen Freund - ich glaube, er könnte sich vor weiblichen Fans nicht retten.
Es ist aber schön, dass es so einen beeindruckenden Mann (bescheiden, zurückhaltend, Engländer!!) auf der Bühne zu beobachten gibt, nicht wahr? *schmacht* ;-)

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Freund??? Ähm, der gute Mann ist verheiratet mit der Autorin und Literaturkritikerin Lucasta Miller und hat auch mindestens einen Sohn, wie er in einem langen Interview erzählte. (Das Interview ist hörenswert, lädt aber ein bisschen langsam. Man kann es aber auch herunterladen. Ian Bostridge kommt wie gesagt nochmals nach Wien, wo er ebenfalls die Händel-Arien singt, die ich vorgestern gehört habe.

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Woher stammt denn Ihre Info, dass er einen Freund habe?

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oh, das sind alles nur Gerüchte hier in Wien.

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Weil er auf einer Public School war? Oder weil er häufiger Werke von Britten und obendrein auch noch die Rolle des Aschenbach in Death in Venice singt?

Das dessen Homosexualität stets in den Vordergrund gestellt wird, scheint Mr Bostridge wiederum etwas ermüdend zu finden, so liest sich das zumindest im New Yorker.

“The way some people talk about Britten is an example of everything that went wrong with music appreciation in the late twentieth century,” Bostridge told me, over lunch in Chelsea. (...) Bostridge also mentioned the continuing unease over Britten’s personality, his psychology, and, above all, his sexuality, which expressed itself in one enduring relationship, with the tenor Peter Pears, and in a series of sexless infatuations with boys.

“I have to confess that none of that is very interesting to me,” Bostridge said, with a rueful smile. “What strikes me is that so many of Britten’s songs aren’t about romantic love at all. Quite a bit of the poetry I sing - the German Romantic lieder of Schumann and Schubert - is, when you get down to it, slightly embarrassing, adolescent stuff. Britten is an adult composer, writing about adult things. The first Canticle, ‘My beloved is mine,’ is maybe coincidentally a sweet tribute to Peter Pears, but it is really a seventeenth-century poem using erotic imagery in a religious way, and there’s a very strong current of that in Christian tradition. The ironic thing about Britten was that he was actually so buttoned up, so embarrassed by sex - so, you know, English.”


Ähnlich äußerte er sich auch gegenüber Secrets of Home Theater & High Fidelity. Über Britten und Death in Venice schrieb er übrigens auch selbst im Guardian.

Nachtrag: Vielleicht ist es aber auch nur der reine Neid. Dass er Neid auf sich zieht, wurde ihm vom Pianisten Julius Drake vorausgesagt. Er selbst sei auch nicht ganz frei davon, erzählte er vor einigen Jahren einmal dem Telegraph.

It would be incredible if Bostridge's unorthodox training and dramatic rise hadn't made him a target of professional jealousy. He nods. "Julius always says you've got to remember there are loads of tenors out there who hate you," he chuckles, nervously. "I'm a not-unenvious person, so I can see that if I'm envious of other people there are probably people envious of me having had it quite easy. But I'm very aware of how much the right opportunities at the right time are part of it. Various things happened to me and gave me a boost just at the point where I could get myself established."

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Es gibt kein weil. Einem solch sensiblen Mann wünschte ich, dass Homosexualität nichts ist, über das man diskutieren müsste. Für mich wäre es schlüssig und es stört mich auch keineswegs, dass er mit einer offensichtlich auch sehr gebildeten intellektuellen Frau zusammen lebt. Ich würde bei ihm eben nichts ausschließen wollen, weil es eben noch mehr eröffnet. Er ist ein sehr verehrenswürdiger Mann, den man in seiner Konsequenz "Die schöne Müllerin" durchzusingen nur mit stehenden Ovationen beschenken kann. ich verließ jedes Mal wie bezaubert seine Konzertabende und Händel interessiert mich sowieso - deswegen danke ich auch für Ihren Hinweis.
Andererseits unterstreicht der Text auch, dass es müßig ist über Homosexualität zu sprechen - nehmen wir es doch als etwas ganz Normales an, weil es eben auch so normal wie die Heterosexualität ist.
Und ;-) Sex mit Engländern ist ja wirklich very british ;-)

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Nun muss ich aber doch leise lachen. :-) Dass seine Sexualität überhaupt Thema wurde in Wien, ist doch genau das, was mich wundert. Die Variante "sensibler Mann, muss schwul sein" (Klischee, Klischee), hatte ich dabei allerdings vergessen. Homosexualität scheint dort noch nicht als so normal betrachtet zu werden, denn Gerüchte über Heterosexualität würden in der Stadt wohl kaum kolportiert werden. An den im Telegraph-Artikel erwähnten Film Another Country hatte ich beim Konzert übrigens auch denken müssen*, allerdings ohne irgendwelche Rückschlüsse zu ziehen.

Ob Homosexualität per se noch mehr eröffnet, daran habe ich jedoch meine Zweifel. Oder sollten Sie vielleicht Bisexualität gemeint haben? Aber, ach, selbst da, ist die Auswahl nur vermeintlich größer, das kann ich Ihnen versichern. Ich würde da auch keine der sexuellen Orientierungen höher bewerten wollen, das wäre ja diskriminierend.

Und Sex mit Engländern ist ein Vergnügen, yesss. ;-)

* Ich habe eben einmal überlegt, warum. Muss an seinen hohen Wangenknochen liegen, ich sah ihn schräg von der Seite aus der fünften Reihe (im Seitenschiff sind die Tickets am billigsten), hatte also einen ganz guten Blick auf ihn. Es ist ein sehr englischer Film, mit jeder Menge sensibler junger Männer mit hohen Wangenknochen drin.

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Wenn Sie Händel mögen, wird es Sie vielleicht auch interessieren, dass der Countertenor Andreas Scholl Anfang November ebenfalls nach Wien kommt. Allerdings singt er da Pergolesi, sehe ich gerade, dafür hat er die Netrebko im Schlepptau.
Ich höre Scholl wieder einmal im September in Händels Saul, und es freut mich besonders, dass auch der Tenor Andreas Karasiak mit von der Partie ist. Mit dem hatte ich früher bisweilen zu tun, das ist auch ein Netter. Ich habe ihn jetzt schon einige Jahre nicht mehr gehört, aber der Silberglanz in seiner Stimme ist mir noch gut in Erinnerung.

Nachtrag: Ich sehe gerade, der Sopranist Arno Raunig tritt Ende August auch wieder in Wien auf. Den habe ich vor Jahren einige Male in einer zauberhaften Alcina-Inszenierung gesehen und dann auch nochmals im Konzert gehört. Seine Stimme klang nicht wie seine Homepage aussieht.;-)

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Danke nochmals für den Tipp. Am 2.10. werde ich mich wohl im Konzerthaus um Restkarten anstellen müssen, habe nämlich keine Möglichkeit mehr gefunden, welche zu bestellen. Hier in Wien ist er schon lange sehr begehrt und ich bin damals auch nur durch Freunde mit hineingekommen. Ich werde Ihnen dann berichten wie er wieder alle bezaubert hat!

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hey, tausend dank für den tipp. semele gehört eh zu meinen all-time-favorites, und dieser herr scheint absolut unwiderstehlich zu sein, hurray, ich buche sofort. (schön britisch leicht seine bemerkung zu den romantic liedern, "slightly embarassing", sehr gelacht)

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Da drücke ich Ihnen die Daumen, Lady Smock, dass Sie noch eine Karte ergattern, ohne sich zu ruinieren (ich saß für 15 Euro in der fünften Reihe des Seitenschiffs und konnte ihn prima sehen, vor allem ist da die Akustik besser als in der Mitte des Hauptschiffs, wo es teurer ist). Außerdem bin ich schon sehr gespannt, was Sie berichten werden. Haben Sie ihn eigentlich damals mit der Schönen Müllerin gehört?

Diesen Herrn empfehle ich doch gerne weiter, Frau Casino, und es freut mich, dass Sie daraufhin gleich zur Tat schreiten. Den Mann muss man unbedingt live erlebt haben, von seiner Intensität bei Scherza infida bin ich jetzt noch ganz ergriffen. Und die Zugabe Ombra mai fu sang er selbstverständlich nur für mich, das ergibt sich schon aus dem Text. Nehmen Sie nur bloß etwas Geld mit, vielleicht wollen Sie ja hinterher auch ein Autogramm auf einer CD. ;-)

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Ach ja, und falls irgendjemand von Ihnen jemals seinen Bruder, den Autor Mark Bostridge treffen sollten, fragen Sie ihn bloß nicht, ob er nicht der Bruder von Ian Bostridge sei. Das findet er ganz und gar nicht amüsant, schreibt aber lustig darüber.

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Sie haben es heraufbeschworen! Heute rief mich eine Freundin an um mich einzuladen. Nächste Woche ist ER in Niederösterreich zu bewundern. Ich weiß noch nicht was er vortragen wird, aber ich habe alle Termine von der to-do-Liste ausgetragen!
Bei der schönen Müllerin hörte ich ihn mit Mitsuko Uchida im Musikvereinssaal ( so geschrieben klingt das eher nach einem kleinen Vortragssaal, ist aber dort, wo immer das Neujahrskonzert übertragen wird). Alles hätte gepasst, wenn es nicht immer so Banausen gibt, die im selben Moment anfangen zu klatschen, wenn die letzte Note noch im Ausklingen ist. Und genauso nervte es Thomas Quasthoff, dass das Wiener Publikum nach jedem Lied in einen Hustenanfall ausbrach, sodass er sich in seiner pointieren Ausdrucksweise seines Ärgers Luft machte. Damals ein Liederabend mit Angelika Kirchschlager, Dorothea Röschmann, IHM und Julius Drake am Klavier. Kann man soetwas je vergessen?

---------Pause--------

Ich war zu neugierig, jetzt weiß ich es:
Liederabend
Bostridge, Drake
«Und ein Atmen in der Stille» wird in Grafenegg einen poetisch-melodiösen «Sommerabend» auslösen, wenn sich der begnadete britische Liedsänger Ian Bostridge Vertonungen von Gedichten Heines, Goethes, Brentanos und anderer widmet. Ein Programm, geschaffen für das romantisch-naturbelassene Grafenegger Ambiente: «Dämmernd liegt der Sommerabend, über Wald und grünen Wiesen; goldner Mond im blauen Himmel, strahlt herunter, duftig labend.» Wie aus einer anderen Welt, traumhaft und berückend, so schwärmen Kritiker und Publikum über den Gesang von Bostridge, dessen Tenor vor einem Jahrzehnt wie ein Stern am Liederhimmel auftauchte und seither intensiv dort leuchtet. INTERPRETEN Ian Bostridge, Tenor Julius Drake, Klavier PROGRAMM Robert Schumann Belsazar op. 57 Dein Angesicht op. 127/2 Es leuchtet meine Liebe op. 127/3 Lehn' deine Wang' op. 142/2 Mein Wagen rollet langsam op. 142/4 Liederkreis op. 24 Johannes Brahms Sommerabend op. 85/1 Mondenschein op. 85/2 Meerfahrt op. 96/4 Der Tod, das ist die kühle Nacht op. 96/1 Neun Lieder und Gesänge op.32

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Da kommt es heraus, Lady Smock, Sie klicken nicht auf Links. ;-)
Dass er Ende August/Anfang September in Österreich gastiert, hatte ich doch schon neulich geschrieben, und wenn man dann auf das grüne Wort Möglichkeit klickte, gelangte man direkt zur Tourneeübersicht inklusive Programm. Ich hoffe, Sie bekommen jetzt noch Karten.

Beim Konzert neulich haben sich alle gut benommen, es wurde zum Glück vom Förderverein des Festivals unterstützt und nicht von irgendwelchen Sponsoren. Meist sind das Großbanken und -firmen oder Unternehmensberatungen. An solchen Abenden laufen dann eine Menge Leute herum, die sich superwichtig vorkommen und auf den teuersten Plätzen sitzen, sich aber in einem Konzert nicht zu benehmen wissen, weil sie sonst halt nie hingehen. Der Rest des Publikums muss sich dann vor den Künstlern fremdschämen - und zugleich dem Sponsor dankbar sein, denn ohne dessen finanzieller Unterstützung würden die anderen Karten wahrscheinlich noch mehr kosten.

Der Veranstalter, der um das Banausentum des Sponsorenpublikums weiß, druckt jedesmal die Bitte ins Programm, bei Husten ein Taschentuch vorzuhalten. Ist auch sinnvoll, denn die Konzerte werden oft live im Radio übertragen oder aufgezeichnet. Vielleicht druckt er irgendwann auch nochmals einen Hinweis wegen der Klatscherei ab, das wäre praktisch.

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Und, Lady Smock, waren Sie und Ihre Freundin dort? Wie war es denn?

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Ja. Entschuldigen Sie bitte meine lange Abwesenheit. Aber als Drittbenützer dieses schönen Rechners habe ich abends kaum Möglichkeit mich länger hiermit zu beschäftigen. Aber heute gehts, beide Mädels sind außer Haus.
Wir waren eine Woche zuvor schon in Grafenegg bei der Eröffnung dieses neuen niederösterreichischen Musikfestivals. Der Wolkenturm hat mich optisch sehr beeindruckt, solch moderne Architektur ist meines. Alles war festlich hergerichtet, in letzter Minute noch Rollrasen drumherum gelegt, Picknickkörbe wurden angeboten, Erfrischungen gereicht - sie haben alles versucht um es auch ein bisschen wie in Glyndebourne erscheinen zu lassen. Jedoch auch der britische Regen drohte. Für jeden erkennbar, doch aus Mangel eines Ausweichquartiers( das schon als Betongerüst erkennbar war) erwarteten ca. 1700 Menschen Renée Fleming halbwegs gut ausgerüstet mit Decken und Regenschutz im Freien. Nun gut soweit. Das niederösterreichische Tonkünstler-Orchester versuchte mit unbekannten Stücken sein Bestes zu geben. Soweit nicht mehr so gut. Eine wunderbare Stimme, sehr weich und ergreifend, ertönte aber plötzlich aus dem Hintergrund, obwohl Renée Fleming vor dem Orchester stand. Herabhängende Mikrofone verursachten diesen Zustand. Sofort war ich enttäuscht, nichts konnte ich mehr diesem Wolkenturm abgewinnen. Nach der Pause spielten sie unerbittlich weiter obwohl es in Strömen goss und alle mit ihren Plastikmäntelchen nasse Füße bekamen. Wir sind nach dem zweiten Stück gegangen. Ich glaube Renée Fleming hätte dies auch liebend gern gemacht.
Das war also die Einstimmung zu Grafenegg. Es konnte nur besser werden. Dachten wir.
Wir fahren also am nächsten Donnerstag bei Regen wieder zum Schloss. Diesmal in die ehemalige Reitschule, wo schon seit mehr als 25 Jahren Konzerte gegeben werden. Aber bei der Beleuchtung sind sie noch im 17. Jahrhundert stehen geblieben. Wir haben uns so gefreut beide nach so langer Zeit wieder zu sehen, aber man konnte sie NICHT SEHEN! Stellen sie sich Scheinwerfer vor, die beide von hinten oben fokussiert haben. Endlich hätte man wieder sehen können wie er sich beim Singen ausdrückt, aber es war unmöglich. Höchstens in der ersten Reihe.
Und jetzt höre ich auf mit Lästern. Er war einmalig. Lieder von Brahms und Schumann. Sie gaben 6 Zugaben! Sechs! So etwas habe ich noch nicht erlebt. Standing ovations wie bei einem Rock-konzert. Ich bin aus der Freude nicht mehr herausgekommen und musste danach sicher noch ein halbe Stunde grinsen und lachen, weil es so schön war. Jedoch dieses Mal habe ich mich nicht um ein Autogramm angestellt. Wir haben den Abend unter der Eiche mit meinem selbstgefüllten Picknickkorb beendet und ich glaube, dass beide abends auch noch rechtzeitig zurück in London waren.
Ich freue mich sehr auf den 2. Oktober und auf das beste Licht im Musikvereinssaal!
Ja, so war´s.

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Nun muss ich mich meinerseits entschuldigen, dass ich Ihnen jetzt erst antworte, obwohl ich jederzeit Zugang zum Rechner habe. Herzlichen Dank für Ihre Schilderung - ich hätte mich am liebsten auch gleich beim Beleuchter beschwert! Wollte er den beiden auf diese Weise vielleicht einen Heiligenschein verpassen? Oder glaubte er, Bostridge würde noch wie früher beim Singen auf der Bühne auf- und abtigern (wofür er viel Kritik einstecken musste)?

Um die sechs Zugaben kann man sie nur beneiden. Und für den 3. Oktober beantrage ich hiermit, dass Ihre beiden Mädchen ins Kino gehen. Damit Sie gleich an den Rechner können. :-)

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Der Saul war übrigens ganz hervorragend. Fotos davon gibt es bei Don Alphonso zu sehen. Zum Glück hat er aber nicht fotografiert, wie Andreas Scholl immer aus einer Plastikwasserflasche trank. Das wirkte eh ein bisschen komisch, wie er und der Altus, der die Witch of Endor sang, sich sofort wieder Schals um die Goldkehlchen wickelten, wenn sie gerade nicht an der Reihe waren, während die beiden Sopranistinnen mit den tiefen Dekolletés tapfer der Kälte trotzten. Jemand könnte Scholl dafür übrigens einmal einen schöneren Schal schenken als dieses triste Teil, das er dafür benutzt. Andreas Karasiak kommt ohne Schal aus, aber der trinkt sein Wasser auch aus einem Glas.

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Nachtrag: Die Fotos hat Don bei der Probe am Vormittag aufgenommen. Wenn ich genauer hingesehen hätte, hätte mir das auch auffallen müssen, denn der Dirigent trug natürlich im Konzert kein Sweatshirt, sondern einen Anzug. Außerdem waren weder die Solisten noch Zuschauer in der ersten Reihe zu sehen.

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Lady Smock, lassen Ihre Töchter Sie jetzt gar nicht mehr an den Rechner? Wie war's denn? Gab's wieder so viele Zugaben?

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es ist entsetzlich!!!!!!!!!! ich bin jetzt 1 Stunde an meinem Eintrag gesessen, habe zwischendurch etwas nachschauen wollen und es ist alles ALLES WEG!!!! sorry. Kurzversion: unser Rechner wurde neu aufgesetzt, als ich ein paar Tage nicht zu Hause war---einige Daten wurden nicht gespeichert----------besonders meine wichtigen---jetzt bin ich wieder zu Ihnen gekommen, doch ich bin zu enttäuscht und kann den Text nicht noch einmal schreiben. Entschuldigen Sie bitte. Geben Sie mir noch Zeit, ich werde mich sicher gerne noch einmal erinnern. Am besten wäre es aber wir gingen mal gemeinsam auf ein Konzert! Auf bald!

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Sie Ärmste, da hat es Sie ja gleich doppelt erwischt. Text weg und Daten weg ist aber auch zu gemein. Mir ist das auch schon einmal passiert, als mein Schwager Kaktus meinen Rechner neu aufgesetzt hat. Es gab ein Missverständnis und er sicherte die falschen, völlig veralteten Bookmarks. Bis heute habe ich die nicht aktualisiert und ausgemistet, ist ja auch eine zu öde Beschäftigung.

Dass Sie jetzt gerade keinen Nerv haben, Ihren Text nochmals zu schreiben, kann ich gut verstehen. Ich werde mich daher einfach gedulden. Es wird hoffentlich nicht so lange dauern wie bis zu einem gemeinsamen Konzertbesuch, Wien ist leider doch ein ganzes Stück weit weg. Aber eines Tages komme auch ich einmal dorthin.

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Ich beneide gerade aufs Heftigste die Düsseldorfer, Münchner, Dresdner und Berliner. In diesen Städten gastiert Ian Bostridge nämlich im März 2009. Auch nach Köln kommt er im April für ein Konzert. Nur das Rhein-Main-Gebiet fehlt auf seinem Tourplan.

Die Züricher und Berner beneide ich auch, denn nur dort tritt der Tenor Andreas Scheidegger auf. Er ist nicht nur ebenfalls ein guter Sänger, sondern auch ein hervorragender Schauspieler. Seinetwegen habe ich mir bestimmt fünfmal Tom Johnsons "Riemannoper" angesehen. War aber auch eine großartige Inszenierung von Aurelia Eggers. Was man den Fotos auf seiner Homepage nicht unbedingt ansieht: Scheidegger strahlt auch eine gehörige Portion Sex appeal aus - und das sage ich, obwohl er äußerlich keinerlei Ähnlichkeit hat mit dem Typ Mann, für den ich mich sonst gern zum Narren mache.

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