Donnerstag, 2. August 2007
zerbrochen sind die harmonischen krüge
Nachdem ich es schon verpassen werde, möchte ich wenigstens andere auf die lange Ernst-Jandl-Nacht von Heide und Rainer Schwochow aufmerksam machen:

"Verbalkasper!" "Kulturrowdy!" So beschimpften Kritiker den Dichter Jandl in den 50er Jahren. In den 60er Jahren sprach Suhrkamp Verleger Siegfried Unseld von dem "traurigen Fall eines Lyrikers ohne eigene Sprache".

Nur zehn Jahre später waren Gedichte von Ernst Jandl Schulstoff im Deutschunterricht. Und die "Salzburger Nachrichten" schreiben nach seinem Tod im Jahr 2000: "Ernst Jandl war der vermessendste Dichter, den Österreich hervorgebracht hat. Das denkt man, wenn man seine Stimme hört, dröhnend, polternd, durchdringend verschafft sie den Texten Gehör." Das ist das Besondere an ihm: Jandl hat das Experiment in die Sprache hineingelegt. Und er hat diese Sprache wie kaum ein anderer selbst zum Klingen gebracht.

Und so wird in dieser "Langen Nacht" seine Geschichte erzählt: als Experiment! Jandl hat Musik in die Sprache hineingelegt. Und so wird seine Geschichte erzählt: musikalisch! Jandl hat Unlogik in die Sprache gelegt. Und so wird seine Geschichte erzählt: unlogisch! Jandl hat seine persönlichen Verletzungen in die Sprache gelegt: Also wird die Geschichte eines Menschen erzählt, der sich (von Sprache) verletzt fühlt! Wie? Mit Jandls Sprache.


Am Sonnabend, 4. August, von 0.05 Uhr an - also in der Nacht von Freitag auf Sonnabend - im Deutschlandradio, Wiederholung am Sonnabend, 4. August, von 23.05 Uhr an im Deutschlandfunk. Ja, es lohnt sich unbedingt, dafür wach zu bleiben - wie weiland Ottos Mops ergeht es einem dabei ganz bestimmt nicht.

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