Samstag, 24. Dezember 2005
Willi
Fast 40 Jahre war er im Gesangverein. Da war er Notenwart, viele Jahre lang, bis er etwas vergesslich wurde.
Er hat so gern gesungen, selbst dann noch, als er nicht mehr allein leben konnte und vor zwei Jahren ins Heim zog. Da saß er abends oft noch auf der Bettkante und hat sich ein Lied gesungen. Sehr zum Missfallen der Heimleiterin, die ihm auch deshalb seinen Schoppen Wein verbot. Willi sang aber trotzdem noch.
Als er immer mehr Zeit und Raum und sich vergaß, konnte er nicht mehr dort bleiben. Er zog in ein anderes Heim, da konnte er nicht mehr einfach weglaufen, aber es gab immerhin einen Singkreis. An dem nahm er anfangs noch teil und kümmerte sich um die anderen. Schob Damen, die im Rollstuhl saßen, in den Speisesaal. Scherzte mit ihnen, die sich und die Welt umher genauso vergaßen wie er. Manchmal vergaß er es auch, dass sein jüngerer Sohn und dessen Ehefrau zu Besuch gekommen waren. Dann verschwand er schon 'mal im Nebenzimmer und legte sich dort ins Bett. Machte ja nichts, auf seinem Bett legten sich auch manchmal andere zum Mittagsschlaf hin, und er war sowieso keiner, der mit zunehmendem Alter böse wurde, nur immer verwirrter. Gegen Ende hat er kaum noch gesprochen, gesungen hatte er schon länger nicht mehr.
Vom Gesangverein kam heute nur einer zur Beerdigung.
Er hat so gern gesungen, selbst dann noch, als er nicht mehr allein leben konnte und vor zwei Jahren ins Heim zog. Da saß er abends oft noch auf der Bettkante und hat sich ein Lied gesungen. Sehr zum Missfallen der Heimleiterin, die ihm auch deshalb seinen Schoppen Wein verbot. Willi sang aber trotzdem noch.
Als er immer mehr Zeit und Raum und sich vergaß, konnte er nicht mehr dort bleiben. Er zog in ein anderes Heim, da konnte er nicht mehr einfach weglaufen, aber es gab immerhin einen Singkreis. An dem nahm er anfangs noch teil und kümmerte sich um die anderen. Schob Damen, die im Rollstuhl saßen, in den Speisesaal. Scherzte mit ihnen, die sich und die Welt umher genauso vergaßen wie er. Manchmal vergaß er es auch, dass sein jüngerer Sohn und dessen Ehefrau zu Besuch gekommen waren. Dann verschwand er schon 'mal im Nebenzimmer und legte sich dort ins Bett. Machte ja nichts, auf seinem Bett legten sich auch manchmal andere zum Mittagsschlaf hin, und er war sowieso keiner, der mit zunehmendem Alter böse wurde, nur immer verwirrter. Gegen Ende hat er kaum noch gesprochen, gesungen hatte er schon länger nicht mehr.
Vom Gesangverein kam heute nur einer zur Beerdigung.
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modeste,
Samstag, 24. Dezember 2005, 00:53
Wie schlimm, wie erbärmlich, dieses langsame Sterben, weit schlimmer als eine einsame Beerdigung. Wenn man sich etwas wünschen darf, weil morgen Weihnachten ist, dann doch dies: Dass der Tod schnell zu einem kommen möge, und einen aus dem vollen Leben reißt, glitzernde Kaskaden und kein langsames Verdämmern.
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mark793,
Samstag, 24. Dezember 2005, 01:05
Das
würde ich auch sofort unterschreiben, Frau Modeste. Ich weiß nur nicht, ob ich die entsprechende Vereinbarung auch mit eigenem Blut unterzeichnen würde. Das geht ja nicht immer aus wie bei Goethe im zwoten Teil.
Wenn aber ein so musikalischer Mitmensch ohne vokale und instrumentale Begleitung seinen letzten Weg antreten muss, das stimmt in der Tat traurig. Des-moll, wäre da wohl die passende Tonart...
Wenn aber ein so musikalischer Mitmensch ohne vokale und instrumentale Begleitung seinen letzten Weg antreten muss, das stimmt in der Tat traurig. Des-moll, wäre da wohl die passende Tonart...
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arboretum,
Samstag, 24. Dezember 2005, 01:32
Bei den drei Strophen, die gesungen wurden, hat sich der Organist auch noch mehrmals verspielt.
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luckystrike,
Dienstag, 27. Dezember 2005, 22:53
dann lieber wie der 91-jährige neulich bei dem zirkus-variete, der fiel vor beginn der vorstellung um, wurde rausgetragen und im foyer starb er dann.
so will ich auch, wenn auch nicht in dem hohen alter: in erwartung einer freudigen sache. und dann: licht aus.
so will ich auch, wenn auch nicht in dem hohen alter: in erwartung einer freudigen sache. und dann: licht aus.
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