Sonntag, 13. November 2005
Perron
Falls die Hanseaten jemals Revolution machen wollen, haben sie dafür die besten Voraussetzungen: Es gibt Bahnsteigkarten.

25 Cent, Taste B.

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Und die
braucht man genau wofür?

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Revolution in Deutschland? Das wird nie etwas, wenn diese Deutschen einen Bahnhof stürmen wollen, kaufen die sich noch eine Bahnsteigkarte!

- Lenin -

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Ich kenn das Zitat
Ich bin nur nicht sicher gewesen, ob ich Ihr Posting richtig verstanden habe: Kostet es in Hamburg jetzt tatsächlich Geld, den Bahnsteig zu betreten - oder wie darf ich das Angebot einer Bahnsteigkarte verstehen?

BTW soll Lenin an anderer Stelle auch gesagt haben, die Deutschen würden schon allein deswegen nie Revolution machen, weil sie dazu über den Rasen laufen müssten...

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Ja, auf dem Weg zu den Gleisen steht dann irgendwo "Aufenthalt nur mit gültiger Fahrkarte oder Bahnsteigkarte gestattet" oder so ähnlich.
Am Hauptbahnhof beschallen sie übrigens schon den Vorplatz permanent mit Vivaldi usw., um die Süchtigen zu verscheuchen.

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Ja. Aber das steht da nur. Das macht doch kein Mensch.

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Wenn Sie wüssten, in was für eine Fahrkartenkontrolle ich am Freitagabend in der Feldstraße geraten bin. Ein riesiges Aufgebot an Kontrolleuren, inklusive NDR. Ich hatte zum Glück das richtige Ticket, ein Kollege aus München nicht. Da er aber beweisen konnte, dass er ortsfremd ist, haben sie dann letztendlich doch keine 40 Euro von ihm gewollt, sondern ihn einfach nur zum Automaten begleitet, wo er sich dann eine Fahrkarte nachträglich gekauft hat. War wirklich nett, aber ob sie bei Obdachlosen ohne Bahnsteigkarte auch so großzügig sind? Denn um die geht's schließlich bei solchen Sprüchen.
Ich sah so ein "Gebot" auch schon einmal in einer anderen Stadt, aber dort hatten sie keine solche Taste am Automaten.

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Inklusive NDR?
Das heißt, die GEZ kontrolliert neuerdings auch im Bahnverkehr? Dann nehm ich mein keines Winzradio künftig nicht mehr mit.

Und dass das da nur steht, glaube ich nicht. Vermutlich will sich die Bahn damit ne zusätzliche Handhabe verschaffen, missliebigen Gestalten wie beispielsweise Obdachlosen Platzverweise zu erteilen.

Schon komisch: Wirklich wohler als früher fühle ich mich in den zu Hochglanz-Konsumtempeln aufgepeppten Metropolen-Bahnhöfen nicht. Es ist nicht so, dass ich Fuselatem-Gestank, Gebettel und Kippen auf den Bahngleisen stark vermisse. Aber man spürt doch zu deutlich, um welchen sozialen Preis diese Aufwertung erkauft ist und wie wacklig das doch alles ist. Die nervöse Präsenz von BGS in Montur und Zivil trägt auch nicht eben dazu bei, echten Flair zu erzeugen.

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Ich könnt' jetzt ja frech behaupten, die Kameras standen meinetwegen da, weil der NDR mich am Sonnabend bei einer anderen Veranstaltung gleich wieder gefilmt hat. Der erste Teil stimmt natürlich nicht, der zweite aber schon.

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Sie haben recht, wenn Sie sagen, daß die HVV damit eine Handhabe gegen Obdachlose hat. Es gibt auch dokumentierte Fälle, wo diese Handhabe umgesetzt wurde. (Z.B. im Fall eines Verkäufers des hiesigen Obdachlosenmagazins, der es wagte, sich bei schlechten Wetter einen Schritt hinter die goldgeprägte (!) Metallkante im Boden zu begeben, die den fahrkartenpflichtigen Bereich anzeigt. Der sollte in der Tat 40,- € zahlen.) Das Problem sind natürlich auch nicht die Obdachlosen, sondern die Dealer und Junkies, die nach den Platzverweisen (Aufhübschung des HBF für Touristen) ihre Geschäfte in der U-Bahn abwickeln. In Crackwolken getauchte Waggons finde ich allerdings auch nicht mehr lustig.

Mir hat eine solche Geschichte vom nett behandelten Ortsfremden ein Hamburger erzählt, der eben dies in Wuppertal erlebte. Er versah das mit dem Hinweis, solches wäre in HH "niemals möglich". So geht subjektive Wahrnehmung.

Wenn "Dom" ist, werden die Stationen Feldstr. und St. Pauli am Wochenende natürlich zu Mautfallen ;-)

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Die peinlichsten Fälle,
bei denen Strab-Kontrolettis gegen vermeintliche Leistungserschleicher vorgingen, kenne ich aus HD. Da versuchte man etwa, einer chinesischen Gastdozentin ein erhöhtes Beförderungsentgelt abzupressen, weil die es mangels deutscher Sprachkenntnisse nicht gepeilt hatte, dass ihr korrekt gekauftes Ticket auch noch entwertet werden musste. Nur dem massiven Protest der übrigen Fahrgäste (inklusive mehrerer Angebote aus dem Publikum, für das ehöhte Entgelt aufzukommen) war es zu verdanken, dass die Kontrolettis klein beigaben.

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Ich vermute, dass "Dom" irgend etwas mit dem Riesenrad zu tun hat, was der Freund und ich auf dem Rückweg von der Hamburger Botschaft zur U-Bahnstation sahen.

Jener Kollege aus München - einer Stadt mit einem selbst für Einheimische undurchschaubaren Fahrkartensystem -, musste seinen Ausweis zeigen, bevor sie ihm das ortsunkundigsein glaubten.

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Genau. Der heidnische Hamburger nennt die Kirmes "Dom". Und daß man das nachweisen muß, nicht ortsansässig zu sein, finde ich nicht anrüchig. Erzählen kann selbst ich viel, und obwohl ich täglich den Trachtenanzug des Bergischen Landes trage, bin ich ja doch hier gemeldet.

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Ich meinte damit ja auch nur, dass sowas in HH eben doch geht. So lief es wahrscheinlich auch in Wuppertal, oder?

In München waren sie zu mir auch mal nett, obwohl ich mit meiner Wochenkarte eine Station zu weit und damit über eine Tarifgrenze gefahren war. Aber wie gesagt, deren System ist so kompliziert, dass es nicht einmal Einheimische kapieren, wie mir jener Kollege auch versicherte. Von mir wollten schon Münchner erklärt haben, wie viele Streifen sie denn nun brauchen, um an ihr Ziel zu kommen.

Die Hamburger U-Bahn ist übrigens die einzige mir bisher bekannte, in denen innen neben der Tür ein Knopf mit einem Schild prangt:
An kalten Tagen bitte die Türen schließen.
Und wie alle U-Bahnen hat sie ihren ganz eigenen Geruch, die riechen ja überall auf der Welt unterschiedlich, aber ich fand den nicht so beeindruckend. Weiß auch nicht, wieso die alle so verschieden riechen. Wäre doch eigentlich einmal etwas für Wetten, dass oder so: U-Bahnen am Geruch erkennen.

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Bahnsteignutzungsgebuehrpruefberechtingungsscheinlehrgangsteilnehmerbierfahne.
Scheiss Hanse manchmal. Echt gezz.

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für was wurden sie denn gefilmt, wenn man fragen darf?

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Ich schätze, das war beide Male für eine dieser Nachrichtensendungen im Dritten. Wie gesagt, die standen nicht speziell meinetwegen da, dem Freund und jenem Kollegen erging es genauso, und ich hoffe auch, dass sie mich rausgeschnitten haben.

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