Freitag, 10. Juni 2005
Verpasster Augenblick
Wir saßen nebeneinander im Auto, es trennten uns nur 30 Zentimeter, aber dazwischen hatte sich plötzlich ein Graben aufgetan, tiefer als der der Marianne; da waren wir seit sechs Wochen ein Paar. Später, als ich allein nach Hause fuhr, es war kurz vor der Brücke, ich erinnere mich genau, da spürte ich, dass ich ihn eines Tages verlassen würde.
Es dauerte dann noch fast ein ganzes Jahr, bis ich ging. Im Nachhinein fragte ich mich manchmal, worauf ich eigentlich gewartet hatte.
Es dauerte dann noch fast ein ganzes Jahr, bis ich ging. Im Nachhinein fragte ich mich manchmal, worauf ich eigentlich gewartet hatte.
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sid,
Sonntag, 12. Juni 2005, 23:56
Das Gefühl kenn ich. Manchmal wußte ich schon gleich zu anfang, daß das nichts bis zum Lebensende sein würde. Nicht einmal für einen ordentlichen Lebensabschnitt. Die Trennung rausschieben, war Faulheit, Neugierde auf eine event. Änderung, die ja immer sein kann, Warten was für Mist er sich noch einfallen läßt und Kränkungen, Testen was ich noch ertragen kann (offenbar zu viel).
Rückblickend frag ich mich oft, wie ich mir so viel Mist gefallen lassen konnte -bei jeder Freundin hätte ich schon lange gesagt "hau doch bitte ab"- , und warum ich mich nicht gleich umgedreht und einen besseren Menschen getroffen hab.
Eines Tages werd ich aber soweit sein, gleich dann zu sagen "Adios", wenn ich dieses Gefühl verspühren. Auf seinen Blick und meine Reaktion bin ich schon jetzt gespannt.
Rückblickend frag ich mich oft, wie ich mir so viel Mist gefallen lassen konnte -bei jeder Freundin hätte ich schon lange gesagt "hau doch bitte ab"- , und warum ich mich nicht gleich umgedreht und einen besseren Menschen getroffen hab.
Eines Tages werd ich aber soweit sein, gleich dann zu sagen "Adios", wenn ich dieses Gefühl verspühren. Auf seinen Blick und meine Reaktion bin ich schon jetzt gespannt.
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gaga,
Montag, 13. Juni 2005, 00:09
klingt bei beiden nicht nach gebrochenem herzen. manchmal findet man sich in einer verstrickung, die etwas anderes bindet, als seelenliebe. seltsame lehrstücke. gelegenheit macht eben manchmal doch so etwas ähnliches wie liebe. ist sogar mir schon passiert - mit dem bewusstsein, nicht wirklich zu lieben, ja sogar in mancher hinsicht nicht einmal zu mögen. dann zunehmende menschliche verachtung und dennoch bindung auf einer anderen (körperlichen) ebene. merkwürdig auch, welche verwandlung in verschiedenen situationen stattfindet. wenn ein anderer teil der persönlichkeit gefragt ist. plötzlich tritt die verachtung in den hintergrund und man empfindet wieder nähe. als ob man in einem theaterstück die rolle wechselt. das ist mir aber nur einmal widerfahren.
(ich war aber erst in der lage mich völlig zurückzuziehen, als ich mich tief in einen anderen verliebte, dann allerdings sofort.)
(ich war aber erst in der lage mich völlig zurückzuziehen, als ich mich tief in einen anderen verliebte, dann allerdings sofort.)
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sid,
Montag, 13. Juni 2005, 00:33
Na ja, vllt liegts auch daran, daß ich manchmal ganz schnell raus hab, daß wir nicht die selbe Lebensplanung oder Erwartung ans Leben haben. Wenn mir jemand schon nach 3 Wochen die Entscheidung darüber, ob ich mal Kinder haben will oder nicht, einfach abnimmt, dann wird es schwer an eine gemeisame Zukunft für die nächsten 15 Jahren zu denken (zumal dann noch andre Sachen dazu kamen).
Bei einem andren wußte ich instinktiv sofort, daß ich ihn sicher nicht als Vater meiner event. Kinder haben möchte. Hätt ich damals mehr auf mich gehört, hätt ich mir viel Leid erspart. Aber es ist halt oft schwer einfach zu gehen. Bei mir wohl aus Faulheit, oder dem Bestreben zu zeigen, daß traumatisierte Scheidungskinder sehr wohl beziehungsfähig sind. Interessanterweise war ichs das oft viel besser, als die Partner, die aus "einem glücklichen Elternhaus", na sagen wir lieber, die Eltern waren halt noch zusammen, stammten.
Bei einem andren wußte ich instinktiv sofort, daß ich ihn sicher nicht als Vater meiner event. Kinder haben möchte. Hätt ich damals mehr auf mich gehört, hätt ich mir viel Leid erspart. Aber es ist halt oft schwer einfach zu gehen. Bei mir wohl aus Faulheit, oder dem Bestreben zu zeigen, daß traumatisierte Scheidungskinder sehr wohl beziehungsfähig sind. Interessanterweise war ichs das oft viel besser, als die Partner, die aus "einem glücklichen Elternhaus", na sagen wir lieber, die Eltern waren halt noch zusammen, stammten.
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gaga,
Montag, 13. Juni 2005, 00:44
oh. verliebt in die vorstellung, in einer beziehung zu leben oder einen lebensplan auszuführen? es gibt hoffentlich doch noch mehr grund als nur dieses klischee im kopf. ich bin ziemlich erschrocken, als ich das eben las. in solchen bahnen hat sich mein denken und fühlen noch nie bewegt. aus faulheit oder zur beweisführung einer tugend eine verbindung aufrechterhalten. ich hoffe, dazwischen ist noch irgendein raum für zartere gefühle. ich kann das nicht ganz glauben. das wäre zu hart - für alle beteiligten. es muß noch eine andere dimension geben.
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arboretum,
Montag, 13. Juni 2005, 01:40
Auch wenn mir die von Ihnen beschriebenen Verstrickungen nicht fremd sind, Frau Gaga, so war ich in diesem Fall doch sehr verliebt - sonst hätte ich es vielleicht sogar geschafft, aus diesem hellsichtigen Augenblick sofort die Konsequenzen zu ziehen. Und glauben Sie mir, mein Herz wurde mir da ganz ordentlich zertrampelt.
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gaga,
Montag, 13. Juni 2005, 01:54
die überlegung,
sich verletzung und wunden zu ersparen, weil man vor dem erahnten oder sich abzeichnenden verletzt werden einen harten bruch macht? wenn es nach nur sechs wochen geschehen wäre, bliebe bis heute die überlegung, ob man nicht besser noch zeit gelassen hätte. was sind sechs wochen. man kann sich nicht vor dem abgrund schützen, wenn man zu intensiven gefühlen fähig ist. an dem steht man am ende immer - über kurz oder lang. lieben heißt immer bluten. es gibt keine schonhaltung. egal ob das ende ein bruch oder der tod ist. solche bindungen sind schicksalshaft. augen zu und durch. (der verstand hat da überhaupt nichts zu melden)
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arboretum,
Montag, 13. Juni 2005, 02:00
Wissen Sie, damals glaubte ich meiner Intuition noch nicht so recht - ein Fehler, der sich bislang jedesmal ganz bitter gerächt hat. Es gibt keine Schonhaltung, das stimmt. Aber wenn es erst einmal so weit kommt, dass man sich buchstäblich die Seele aus dem Leib kotzt, dann hat man sicherlich viel zu lange gewartet.
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gaga,
Montag, 13. Juni 2005, 02:05
ja.
aber wie lebt man mit den fehlern, die man nicht gemacht hat. ich frage mich, da mir solche situationen vertraut sind, worin besteht die nahrung in einer solchen konstellation. irgendetwas scheint es daran zu geben, was einem mehr gibt, als die gleichgültigkeit des dahinplätscherns. nur: hat man wirklich die wahl? ich fürchte nicht. ich habe diese wahl nie empfunden. selbes brett vorm kopf.
nachtrag - die formulierung '...spürte, dass ich ihn eines tages verlassen würde' wirkte auf mich auf eine bestimmte art souverän, als sei nicht zu befürchten, verlassen zu werden. das hat mich in die irre geleitet, dass es ein 'sich des anderen sicher fühlen' geben müsste, irgendeine gewähr, dass der andere diesen schritt nicht zuerst täte.
nachtrag - die formulierung '...spürte, dass ich ihn eines tages verlassen würde' wirkte auf mich auf eine bestimmte art souverän, als sei nicht zu befürchten, verlassen zu werden. das hat mich in die irre geleitet, dass es ein 'sich des anderen sicher fühlen' geben müsste, irgendeine gewähr, dass der andere diesen schritt nicht zuerst täte.
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arboretum,
Montag, 13. Juni 2005, 03:17
Nein, auch dazu war er zu feige. Muss ich im Nachhinein leider so sagen. Und vielleicht habe ich das ebenfalls gespürt, dass ich diesen Schritt würde machen müssen, das vermag ich nach so vielen Jahren nicht mehr zu sagen. Eher erinnere ich mich an das Gefühl, schon zu Beginn die begrenzte Haltbarkeit dieser Beziehung ganz deutlich gespürt zu haben. Obwohl man sich zu Beginn, wenn alles noch rosarot ist, ja eigentlich unendlich fühlt. Stattdessen wusste ich plötzlich in aller Klarheit, dass ich nicht bei ihm bleiben würde.
Es gibt Fehler, die muss man vielleicht machen, sie bringen einen weiter. Aber es gibt auch verzichtbare Fehler. Ich weiß, ich weiß, man lernt immer dazu, auch im Schlechten. Doch was ich dort lernte, hätte ich lieber nicht gewusst. Es ist so schwer, das hinterher wieder loszuwerden.
Was die Nahrung in einer solchen Konstellation ist? Darauf gibt es wohl verschiedene Antworten. Eine davon ist, eine bestimmte Konstellation zu wiederholen, in der Hoffnung, es diesmal zu lösen und ins Gute zu wenden. In anderen Fällen mag es die Intensität sein. Oder der Wunsch, emotional Achterbahn zu fahren - schließlich fühlt man sich dann sehr lebendig. Wenn ich länger darüber nachdenke, fallen mir vielleicht noch mehr Antwortmöglichkeiten ein.
Es gibt Fehler, die muss man vielleicht machen, sie bringen einen weiter. Aber es gibt auch verzichtbare Fehler. Ich weiß, ich weiß, man lernt immer dazu, auch im Schlechten. Doch was ich dort lernte, hätte ich lieber nicht gewusst. Es ist so schwer, das hinterher wieder loszuwerden.
Was die Nahrung in einer solchen Konstellation ist? Darauf gibt es wohl verschiedene Antworten. Eine davon ist, eine bestimmte Konstellation zu wiederholen, in der Hoffnung, es diesmal zu lösen und ins Gute zu wenden. In anderen Fällen mag es die Intensität sein. Oder der Wunsch, emotional Achterbahn zu fahren - schließlich fühlt man sich dann sehr lebendig. Wenn ich länger darüber nachdenke, fallen mir vielleicht noch mehr Antwortmöglichkeiten ein.
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sid,
Montag, 13. Juni 2005, 04:04
Bei mir war immer ein Haufen Verliebtheit dabei. Und zwar in den Kerl und nicht in die Situation oder das Verliebtsein ansich. Es war auch viel Liebe mit im Spiel. Deswegen heißt das aber noch lange nicht, daß man zusammenbleiben muß, oder man verschiedene Lebensanschauungen bzw. -pläne hat.
Sowas kann sich aber auch ändern, deswegen hab ich wohl auch zugewartet. Vllt auch aus Neugierde was noch geschehen kann.
Genauso schlimm fände ich es, wegen jeder Kleinigkeit reißaus zu nehmen und eine Beziehung aufzugeben, aus Angst vor jeder Konfrontation.
Mit Lebensplan meine ich einfach die Vorstellung, von dem was ich im/vom Leben erwarte. Gewisse Ideen, wie was laufen könnte hat doch jeder. Und das mit "Beweisführung von Tugend" - vllt sprechen wir zwei verschiedene Sprachen, ich wollte damit auf das Klischee von "nichtbeziehungsfähigen" Menschen, die mit einem Elternteil groß geworden sind, anspielen.
Aber vllt hab ich mich vorhin nicht so ausgedrückt, daß es dem entspricht, was ich eigentlich sagen wollte. Und jetzt ist es eh schon spät.
Sowas kann sich aber auch ändern, deswegen hab ich wohl auch zugewartet. Vllt auch aus Neugierde was noch geschehen kann.
Genauso schlimm fände ich es, wegen jeder Kleinigkeit reißaus zu nehmen und eine Beziehung aufzugeben, aus Angst vor jeder Konfrontation.
Mit Lebensplan meine ich einfach die Vorstellung, von dem was ich im/vom Leben erwarte. Gewisse Ideen, wie was laufen könnte hat doch jeder. Und das mit "Beweisführung von Tugend" - vllt sprechen wir zwei verschiedene Sprachen, ich wollte damit auf das Klischee von "nichtbeziehungsfähigen" Menschen, die mit einem Elternteil groß geworden sind, anspielen.
Aber vllt hab ich mich vorhin nicht so ausgedrückt, daß es dem entspricht, was ich eigentlich sagen wollte. Und jetzt ist es eh schon spät.
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modeste,
Montag, 13. Juni 2005, 15:29
Vielleicht weil selbst dann, wenn man weiß, dass der Liebe keine Unendlichkeit beschieden sein würde, sich der Augenblick, die paar Wochen oder Monate doch lohnen? Das Gefühl, in der Ewigkeit der Liebe angekommen zu sein, habe ich ohnehin nie länger als ein paar Tage oder Wochen verspürt, irgendwann wird man angesichts der Flüchtigkeit der Räusche wohl immer weitermüssen.
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sid,
Montag, 13. Juni 2005, 16:21
Wieso kann ich mich net so kurz und pregnant ausdrücken. Danke.
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arboretum,
Montag, 13. Juni 2005, 16:22
Das habe ich ein anderes Mal erlebt. Ganz am Anfang, der Grünäugige hatte die Augen gerade geschlossen und bemerkte meinen Blick nicht, da gab es einen solchen Moment. Ich sah ihm ins Gesicht und wusste plötzlich, dass ich ihn lieben und es schließlich in Tränen enden würde. Sei's drum, war mein Gedanke. Das sind dann die Geschichten, die es wert sind.
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