Sonntag, 17. August 2014
Kein Freund von Erdoğan
Auf dem Weg durch die Innenstadt nach Hause fahre ich brav mit Tempo 50. Ein Taxi überholt mich rasant, schert rechts vor mir ein und verschwindet um die Ecke. An der nächsten roten Ampel steht es vor mir. Am Heck klebt ein Aufkleber, eine geschwungene Unterschrift in Silber: K. Atatürk.

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Mag sein, dass Atatürk jetzt retten will, was zu retten ist, wenn Prinzessinnen nach langen verschlafenen Jahren erwachen, warum nicht auch Jener?

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Sie meinen, er steigt vielleicht von all den Sockeln seiner Denkmäler herunter? Wahrscheinlich gibt es in der Türkei kaum einen Ort ohne Atatürk-Denkmal. Als ich 2007 in der Türkei war, sah ich viele. Erinnerte mich ein bisschen an die Lenin-Denkmäler weiland in der Sowjetunion. Allerlei Spruchbänder gab es auch und natürlich rote Fahnen.

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Mappa Good Bye Lenin in der Ukraine. Jedes Kringel ein Exdenkmal.

Interessanter ist die schiere Masse an Flurkruzifixen Leninköpfen, die herumstehen. Die NZZ schreibt von noch 2200.

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Aus der Beschriftung bin ich insgesamt leider nicht so schlau geworden, ich konnte mir nur ein paar Sachen erschließen.

Wäre mal interessant zu wissen, wie viele Atatürk-Denkmäler es in der Türkei gibt.

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Gefühlte Trillionen, besonders auf dem Land ist Atatürk wirklich ein ständiger Begleiter.

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Das war auch mein Eindruck damals, wobei ich nur in Istanbul, Ankara, Diyarbakir und Mardin und nicht auf dem Land war.

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Das erinnert mich an...
eine halsbrecherische Taxifahrt, die ich einmal in Antalya erlebt habe. Es gibt ein hübsches Essay von Orhan Pamuk darüber, warum rasant Taxifahren im Orient geradezu obligatorisch ist. Auf Wunsch stöbere ich die nötigen bibliografischen Angaben auch in meinem Büchergestell auf.

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Nach Istanbul würde ich auch gern nochmals. Damals blieb nur wenig Zeit, um die Stadt anzuschauen.

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das hätte wohl auch eine würdige episode für "night on earth" abgeworfen.

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Pamuks Essay?

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Unser Nachbarhaus ist von einer etwas größeren Sikh-Familie aus Indien bewohnt. Die Männer arbeiten alle als Taxi-Fahrer. Würde mich mal interessieren, ob die auch so einen flotten Fahrstil haben. Die Taxis haben aber keine politischen Aufkleber, nur gewöhnliche Werbung (nein, nicht für die Frankfurter FKK-Oase).

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Singen die etwa auch?

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Weiß ich nicht, die Bhangu Brothers scheinen ja recht witzig und weltoffen zu sein, unsere Nachbarn sind zwar soweit freundlich, aber ansonsten doch eher zurückhaltend. Da bekommt man nicht soviel mit. Gesänge klangen jedenfalls noch nie rüber.

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