Mittwoch, 27. Juli 2011
Lippu nosto
Im felsigen Garten meiner ältesten Cousine steht ein Fahnenmast. In Finnland hat jeder eine Fahnenstange im Vorgarten, erzählt meine älteste Cousine, als wir satt von Blaubeertarte am Tisch im Freien sitzen. Finnen bevorzugen freistehende Häuser, fährt sie fort. In einem Reihenhaus wie unserem zu wohnen, gilt als „unfinnisch“. Wir haben aber einige finnische Nachbarn, zum Glück, denn der Fahnenmast für die gesamte Häuserreihe steht bei uns, aber die Flagge liegt im Gemeinschaftskeller und jede Familie hat reihum Fahnendienst. Einer unserer Nachbarn hat uns erklärt, wie das läuft und wann die Flaggentage sind, an denen man sie hissen muss. Zum Mittsommerfest natürlich, aber auch am Tag der Gleichberechtigung und am Muttertag.
Echt, am Muttertag, fragen wir.
Ja, bekräftigt meine Cousine. Es gibt sogar einen offiziellen Vatertag. Das wird hier eh ganz anders als in Deutschland gefeiert, die Fahne wird am Vatertag auch gehisst. Ohnehin wird immer sehr darauf geachtet, dass man es pünktlich macht. Wenn man morgens ein bisschen spät dran ist, sorgt das für hochgezogene Augenbrauen. Finnen sind überhaupt sehr pünktliche Leute. Abends muss die Fahne dann um Punkt neun Uhr eingeholt werden.
Auch im Sommer, wenn es noch viel länger hell ist, frage ich. Muss die Fahne dann ins Bett oder warum?
Wenige Tage später hängt die Flagge auf halbmast - Staatstrauertag wegen des Massakers in Norwegen. Punkt 21 Uhr kommen die Nachbarn zu uns in den Garten herüber, weil Fahnenschlafenszeit ist. Man hätte die Uhr danach stellen können.
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