Sonntag, 19. März 2006
America the beautiful
Mit schnellen Griffen rafft sie einen Stapel Kinder-T-shirts zusammen, die vor ihr auf einer Decke auf dem Boden ausgebreitet liegen. Das maisgelbe nimmt sie auch noch an sich. "How much?", fragt sie dann die Frau am Stand. "One dollar each", antworte die. "Ok, I’ll take them." Sie spricht alles amerikanisch-breit aus, dennoch ist sie auf den ersten Blick als Deutsche zu erkennen, mit ihrem etwas zu stark gebleichtem Haar, ihrer etwas zu üppigen Figur und dem himbeerroten Jogginganzug aus dem PX. Sie mag amerikanische Flohmärkte und besucht sie regelmäßig. "Hier gibt es immer so schöne Sachen aus den USA, die es in deutschen Geschäften nicht zu kaufen gibt", wird sie später erzählen und auf eine Lampe mit einem Fuß aus braunem Glas deuten. Jetzt zeigt sie aber erst einmal auf zwei große Tüten mit leichtem Plastikspielzeug. He-Man in der einen, grau-blaue Soldaten und Indianer in der anderen. "And how much for those?", will sie wissen. "50 Cents each." Sie nickt und greift zuerst nach den Tüten, dann nach ihrem Portemonnaie.
Den Blick der Deutschen, die sich eben mit ihrem achtjährigen Sohn über eine Kindergartentasche mit einem glotzäugigen Fisch mokierte, hat sie zum Glück nicht gesehen. Vielleicht hat sie auch einfach nur gelernt, solche Blicke zu übersehen, seitdem sie anfing, in den Club zu gehen, in dem immer viele GIs herumhingen. Die waren stets freundlich, ganz anders als die Jungs in ihrem Viertel. Im Club fühlte sie sich schön und begehrenswert, es waren genug Männer da, selbst für eine wie sie. Die jungen Männer im Club lächelten viel, sprachen sie an und luden sie zu einem Drink ein, sie selbst hatte ja nicht so viel Geld. Sie ging oft hin, auch dann noch, als mit dem einen dann Schluss war. Wohin sollte man denn auch sonst gehen? Im Club guckte außerdem keiner komisch, weil sie mit einem der Männer zusammen war. Ihren nächsten und übernächsten Freund hatte sie auch dort kennen gelernt, sie war nicht lang allein.
Die Hochzeitsreise machten sie in die USA, das war das erste Mal, dass sie dort war. Seither liebt sie dieses Land noch mehr, seine Eltern waren eigentlich auch ganz nett. Die Ehe ist dann nach einigen Jahren schief gegangen, vor kurzem ist sie mit den vier Kindern ausgezogen. In der neuen Wohnung trat das "fogging syndrome" auf, Weichmacher, die ausdünsteten und alles mit einem Schmierfilm überzogen. "Das lässt sich auch nicht mehr aus den Kleidern heraus waschen“, erzählt sie. "Die Ersatzwohnung, die wir gerade bekommen haben, ist noch total leer. Wir haben gar nichts mehr, keine Möbel, keine Kleidung, kein Spielzeug." Aber zum Glück gebe es ja den Flohmarkt, sagt sie noch. Günstig sei der auch, schließlich würden die Familien, die in die Staaten zurückgehen müssten, immer viel verkaufen, das erlaubte Gewicht bemesse sich nach dem Rang. Sie schaut sich um und lächelt. Amerika ist das Beste, das ihr je passiert ist.
Den Blick der Deutschen, die sich eben mit ihrem achtjährigen Sohn über eine Kindergartentasche mit einem glotzäugigen Fisch mokierte, hat sie zum Glück nicht gesehen. Vielleicht hat sie auch einfach nur gelernt, solche Blicke zu übersehen, seitdem sie anfing, in den Club zu gehen, in dem immer viele GIs herumhingen. Die waren stets freundlich, ganz anders als die Jungs in ihrem Viertel. Im Club fühlte sie sich schön und begehrenswert, es waren genug Männer da, selbst für eine wie sie. Die jungen Männer im Club lächelten viel, sprachen sie an und luden sie zu einem Drink ein, sie selbst hatte ja nicht so viel Geld. Sie ging oft hin, auch dann noch, als mit dem einen dann Schluss war. Wohin sollte man denn auch sonst gehen? Im Club guckte außerdem keiner komisch, weil sie mit einem der Männer zusammen war. Ihren nächsten und übernächsten Freund hatte sie auch dort kennen gelernt, sie war nicht lang allein.
Die Hochzeitsreise machten sie in die USA, das war das erste Mal, dass sie dort war. Seither liebt sie dieses Land noch mehr, seine Eltern waren eigentlich auch ganz nett. Die Ehe ist dann nach einigen Jahren schief gegangen, vor kurzem ist sie mit den vier Kindern ausgezogen. In der neuen Wohnung trat das "fogging syndrome" auf, Weichmacher, die ausdünsteten und alles mit einem Schmierfilm überzogen. "Das lässt sich auch nicht mehr aus den Kleidern heraus waschen“, erzählt sie. "Die Ersatzwohnung, die wir gerade bekommen haben, ist noch total leer. Wir haben gar nichts mehr, keine Möbel, keine Kleidung, kein Spielzeug." Aber zum Glück gebe es ja den Flohmarkt, sagt sie noch. Günstig sei der auch, schließlich würden die Familien, die in die Staaten zurückgehen müssten, immer viel verkaufen, das erlaubte Gewicht bemesse sich nach dem Rang. Sie schaut sich um und lächelt. Amerika ist das Beste, das ihr je passiert ist.
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