Samstag, 21. September 2013
Im Garten des toten Prinzen (II)


Landgraf Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt ließ sich das Jagdschloss Wolfsgarten von 1722 bis 1724 nach den Plänen von Baumeister Remy de la Fosse errichten.



Die Parforce-Jagd, also die Meutejagd zu Pferde, die Landgraf Ernst Ludwig eingeführt hatte, war in Mode - bis sein Enkel Landgraf Ludwig IX. sie wieder abschaffte. Das Jagdschloss verfiel daraufhin, erst der Erbgroßherzog Ludwig III. ließ es in den 1830er renovieren. Anfang des 20. Jahrhundert baute Großherzog Ernst Ludwig an und machte es zu dem geschlossenen Ensemble.

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Zum Teil I

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Den 57 Hektar großen Schlosspark gestaltete er ebenfalls um.







Neben dem Teich mit einer steinernen Brücke ließ er Säulen und Pergolen, Brunnen wie auch ein Tee- und ein Badehaus errichten.







Diese kleine Kapelle diente ursprünglich als Kulisse für eine Aufführung der Oper Boris Godunow. Ernst Ludwig schrieb unter Pseudonym Theaterstücke und komponierte kleinere Werke. Zudem förderte er zahlreiche Künstler; 1899 gründete er die Künstlerkolonie Mathildenhöhe in Darmstadt.







Ernst Ludwig war es auch, der 1902 im Schlosspark für seine Tochter Elisabeth das Prinzessinnenhaus - ein begehbares Puppenhaus - vom Wiener Jugendstilarchitekten Joseph Maria Olbrich erbauen ließ.



Das Mädchen spielte darin nur einen Sommer. Ihr Vater hatte sie auf Einladung seines Schwagers Zar Nikolaus II. zu einem Jagdausflug mitgenommen. Auf dem Rückweg erkrankte die Achtjährige an Typhus und starb am 16. November 1903 in der Nähe von Warschau.



Ernst Ludwigs Ehe mit Victoria Melita von Sachsen-Coburg und Gotha war schon zwei Jahre zuvor endgültig gescheitert. Beide waren Enkel der britischen Königin Victoria - und wollten einander eigentlich gar nicht heiraten.



Victoria Melita hatte sich als Teenager 1891 auf einer Beerdigung in ihren anderen Cousin, Großfürst Kyrill Wladimirowitsch Romanow, verliebt und er sich auch in sie. Doch ihre Mutter Marie von Hessen-Darmstadt war gegen eine Heirat: Die Romanows taugten in ihren Augen nicht als gute Ehemänner. Maries Mutter war die Großfürstin Marija Alexandrowna Romanowa, sie kannte sich also in der Zarenfamilie aus. Außerdem verbot das russische Hausrecht eine Ehe zwischen Cousin und Cousine ersten Grades. Kein Wunder, so eng wie der europäische Hochadel miteinander verwandt ist.



Im selben Jahr besuchte Ernst Ludwig seine Großmutter auf Schloss Balmoral und traf dort Victoria Melita. Er und Victoria Melita hatten nicht nur am selben Tag Geburtstag, sondern liebten beide Kunst und Vergnügen und verstanden sich gut. Victoria Melitas Großmutter und Mutter wollten die zwei gern miteinander verheiratet sehen, sie selbst waren hingegen von der Idee nicht so begeistert. Nach drei Jahren gaben sie dem Druck der Familie nach. 1895 kam Elisabeth zur Welt. Sie hing an ihrem Vater und er an ihr.



Ernst Ludwig und Victoria Melita feierten gern ausgelassene Parties mit Gästen - und stritten heftig, weil sie ihren öffentlichen Aufgaben als Großherzogin nicht nachkam. Sie tobte, warf mit Tassen und Tellern nach ihm oder was sie sonst noch in die Finger bekam.



Er wiederum hatte allerlei Affären. Als sie 1897 von einer Reise aus Rumänien zurückkam, erwischte sie ihn angeblich mit einem Dienstboten im Bett.



Zu ihrer Nichte soll Victoria Melita gesagt haben: "No boy was safe, from the stable hands to the kitchen help. He slept quite openly with them all."



Queen Victoria wusste von den Eheproblemen, verweigerte aber ihre Zustimmung zu einer Scheidung. Vier Monate nach deren Tod brachte Victoria Melita im Mai 1901 einen Sohn tot zur Welt. Dieser Schicksalsschlag bedeutete das Ende dieser Ehe. Das Paar trennte sich und ließ sich bald darauf scheiden.



Nachdem der Skandal verraucht war, heiratete Victoria Melita in aller Stille ihren Kyrill. (Der bekam deshalb mächtig Ärger mit dem Zaren - der mit Ernst Ludwigs Schwester Alix verheiratet war -, und wurde zunächst aus der Familie verstoßen.) Und auch Ernst Ludwig vermählte sich 1905 nochmals.



Mit Eleonore zu Solms-Hohensolms-Lich bekam er zwei weitere Kinder: Georg Donatus - der später mit seiner Mutter und seiner Familie mit dem Flugzeug abstürzte -, und Ludwig, der Moritz adoptierte und ihm das Schloss vererbte.



Das Verbrechen folgt morgen, ich muss jetzt erst einmal selbst ins Bett.

Zurück zu Teil I, weiter zu Teil III (hat leider doch ein bisschen länger gedauert).

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Ganz großes Kino!

Nur die Bilder stören... ;-)
...just kidding...

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Oh, es geht noch weiter? Wunderbarst.
Hin und weg übrigens von den Anzuchtgärten(?). So was hätte ich auch gern, und eine Handvoll Gärtner.

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Am besten Augen zuhalten, Herr wajakla, dann sehen Sie sie nicht. ;-)

Ja, die Entführung fehlt doch noch. Ich muss heute Mittag aber erst mal noch andere Sachen machen.

Der Park ist übrigens an diesem Wochenende wieder zum Gartenfest geöffnet.

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was für ein Park... was für eine Geschichte.. was für ein Leben.. ich höre andächtig zu, und die Hauptstadtkatze ringelt sich neben mir zusammen und lauscht ebenfalls

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Ah, das freut mich. Umso mehr, da Sie sich allgemein leider so rar machen und man viel zu selten etwas von Ihnen liest.

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Und das alles hier bei uns in Südhessen!

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Ja. Das Weingut in Johannisberg war mit natürlich ein Begriff, auch die Weine trank ich schon. Vom Großherzog Ernst Ludwig wusste ich aber bislang auch nichts. In Mainz heißt ein Platz nach ihm, warum ausgerechnet dort - und nicht in Darmstadt -, weiß ich allerdings nicht.

Waren Sie schon einmal im Park vom Schloss Wolfsgarten?

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@Mainz:
Naja, Rheinhessen gehörte doch auch mal zu Hessen, oder nicht?

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Eine unglaublich dramatische Geschichte, die ich in dieser Ausführlichkeit noch nicht kannte.
Aber getoppt wird sie doch von den Bildern, die eine ganz andere Stimmung heraufbeschwören als der Adelskrimi...
Danke für die gute Unterhaltung!!

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@arboretum? Meinen Sie mich? Klaro!

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Ah, die Fotos hatte ich noch nicht gesehen. War diesmal der Innenhof offen? Der war im Mai wegen des Trauerfalls geschlossen.

Morgen komme ich hoffentlich endlich dazu, den dritten Teil noch zu schreiben.

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@ Mark: Dennoch hätte es näher gelegen, in Darmstadt einen Platz nach ihm zu benennen. Schließlich zehrt die Stadt heute noch von der Mathildenhöhe.

@ siria: Dankeschön.

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Es tut mir leid, ich wollte heute eigentlich endlich den dritten Teil schreiben, aber ich bin noch zu schlapp. Zum ersten Mal habe ich eine Vollnarkose nicht so gut weggesteckt wie sonst immer. Am Wochenende ist Arbeit angesagt, da wird es dann wieder nichts. Aber die Fortsetzung kommt noch, versprochen.

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Operation, um Himmelswillen, machen Sie keinen Blödsinn a) sowieso nicht und b) indem Sie krank arbeiten!

Ein Tag mehr auf Schaffe ist nicht die Erinnerung, die man mit achtzig in seinen alten Tagebüchern sucht und nachlesen will, oder?
(Ich weiß, wenn nur die Sache mit dem Geld nicht wäre.)

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Ja, klar, Operation. Deshalb doch der Fragebogen des Anästhesisten, der mich veranlasste, die Vorsorgeformulare endlich auszufüllen. Es war nur eine ambulante OP. Heute geht es mir schon wieder besser. Vorhin habe ich dann auch gemerkt, dass ich noch so ein Pflaster vom EKG an der linken Seite kleben hatte. Habe ich gestern weder beim Duschen noch beim Eincremen bemerkt. Ich war halt noch etwas matschig.

Arbeiten muss ich sowieso, denn weder gibt es so kurzfristig einen Ersatz noch könnte ich telefonisch jemanden erreichen, um abzusagen. Geld, ja.

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Zum ersten Mal habe ich eine Vollnarkose nicht so gut weggesteckt wie sonst immer.

Das muss nicht an Ihnen gelegen haben, man muss leider sagen, dass manche Narkoseärzte ein besseres (und manche leider ein schlechteres) Händchen dafür haben. Meine umfangreiche Kauleistensanierung ging ja auch mit zwei Vollnarkosen einher, die erste lief super - und die zweite war das Grauen schlechthin. Für die erste war der Anästhesist zuständig, den die Gemeinschaftspraxis standardmäßig dazuholt, die zweite wurde von einer Vertretung gemacht. Wie mir zu Ohren kam, war ich nicht der einzige, der das Gefühl hatte, schon den Sensemann von weitem gesehen. Und entsprechend kommt dieser Gasmann in dieser Praxis nicht mehr zum Zug.

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Ich hätte da noch ein paar nette Bilder von "Ducky" und Co.

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Vielen Dank, die kannte ich noch gar nicht.

Nachtrag: Hey, Kyrill Wladimirowitsch Romanow, in den Ducky Victoria Melitta so verliebt war und den sie in zweiter Ehe heiratete, ist ja auch auf den Fotos zu sehen.

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Quelle: Internet ;-)

Demnächst -wenn ich Glück habe- kommen vielleicht noch ein paar alte Wolfsgarten-Bilder.

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Ich war im Oktober 2017 nochmals bei einer Führung im Park von Schloss Wolfsgarten, davon habe ich auch Bilder. Irgendwann zeige ich die noch.

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Die beiden sehen auch sehr verliebt aus :-)

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Die hier hätte ich noch, aber ohne Sex&Crime.

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Dafür mit viel Tragik - Georg Donatus und Cecilia und deren beiden älteren Kinder sind doch 1937 beim Flugzeugabsturz umgekommen, auf dem Weg zur Hochzeit von Ludwig, dem jüngeren Bruder von Georg Donatus.

Auf dem einen Foto von Cecilia mit der Tochter sieht man an der Nase ganz deutlich, dass sie die Schwester von Prinz Philipp, Duke of Edinburgh war. Deren beider Mutter Alice von Battenberg zählt übrigens zu den Gerechten unter den Völkern. Überhaupt tat sie viel Gutes, während des Zweiten Weltkriegs.

1930 wurde bei ihr eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert und sie zwangsweise von ihrer Familie getrennt und in ein Schweizer Promi-Sanatorium verfrachtet. Der Ballettänzer und Choreograph Nijinsky* war zur selben Zeit dort. Freud empfahl eine barbarische Behandlung: Man solle ihre Eierstöcke mit Röntgenstrahlen bestrahlen, um ihre Libido zu zerstören. Sie protestierte, sie sei geistig gesund, und versuchte mehrfach, das Sanatorium zu verlassen. Erst nach zwei Jahren und einem kurzen Aufenthalt in einer Klinik in Meran wurde sie wieder entlassen.

* Bei Nijinsky wurde 1919 Schizophrenie diagnostiziert, die folgenden 30 Jahren wurde er immer wieder in Kliniken und Sanatorien eingeliefert.

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