Freitag, 9. November 2007
It's so quiet in the ruins (II)


In der Stille schwingt noch ein leises Echo des Lärms mit, der hier einst dröhnte. Oben den Gang entlang saßen Angestelle in Büros inmitten von Blümchentapeten.



Und träumten von der Lausche, dem höchsten Berg des Lausitzer Gebirges.



Fortsetzung in den Kommentaren. Zurück zu Teil I.

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Unten die Arbeiter träumten vom Mont St. Michel, fern und unerreichbar wie der Mond. Ein Bild von ihm, das aussieht, als stamme es ebenfalls aus einem Kalender, hängt unten in der Halle in der Nähe des Hauptsicherungskastens.



In einem der Treppenaufgänge nach oben liegen Auftrags- und Lieferscheine auf den Stufen.



Am 7. Mai 1982 bekam die Abteilung FB III Prod-Lenkg. von FB II
36 Geradzahnstangen geliefert. Drei Tage später, am 10. Mai 1982, bestätigte jemand aus der Abteilung 1312 FB III, von FB II Abteilung 1222 insgesamt 176 Stirnräder erhalten zu haben. Der Schein ist ganz ordentlich ausgefüllt und alle Posten gewissenhaft gleich drei Mal abgehakt.

Sonst deutet nichts mehr darauf hin, was hier einmal produziert wurde. Wo damals unten die Lüftung beständig rauschte, liegt nur noch totes Holz.



Die Wände der Büros oben waren dünn wie Pappe, und so manche mag Ohren gehabt haben. Was die hörten, steht in den Akten der Staatssicherheit.



Die Toiletten oben am Gang sehen aus, als seien sie schon zu Betriebszeiten etwas eklig gewesen.



Dann schon lieber einen Blick aus dem Fenster werfen.



Hier oben haben die Fenster noch die meisten Scheiben, im Gegensatz zum unteren Stockwerk.



Den stabilen Glasbausteinen konnte jedoch niemand wirklich etwas anhaben.



Direkt davor stehen zwei Heizkörper. Hier riecht es noch nach DDR. Ab und an knackt es im Gebäude, ganz so, als käme gleich jemand die Treppe hinauf.



Doch da ist niemand. Auch die dritte Halle ist wüst und leer.



Es dauert einen Moment, bis sich die Augen an das dämmerige Licht gewöhnt haben.



Überall liegt Schutt herum.



Vielleicht ist das eine der Fabriken, wo in den ersten Jahren des wilden Ostens Parties gefeiert und illegale Technoclubs eröffnet wurden.



TAKRAF war ursprünglich die Abkürzung für Tagebau-Ausrüstungen, Krane und Förderanlagen, ein Kombinat. 1990 soll es aus 26 Einzelbetrieben bestanden haben. Einige davon haben als mittelständisches Unternehmen in Leipzig und Lauchhammer überlebt.

Womöglich gibt es auch für diese Hallen große Pläne. Draußen um das Eingangstor zum Werksgelände liegt seit Kurzem eine blitzeblanke Kette mit einem dicken Schloss.



It's so quiet in the ruins (I)

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Erinnerung
Auch ich hab mich mal an TAKRAF erinnert, hier.

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Wie ich eben schon beim Don bemerkte, ist es nicht gesagt, dass das ein Betrieb gewesen sein muss, der zum TAKRAF-Kombinat gehörte. Das habe ich auch nirgendwo behauptet, ich habe nur die Aufschrift erklärt.
Und Kirow Leipzig gibt es nach wie vor, sollen immer noch Weltmarktführer im Eisenbahnkranbau sein.

Nachtrag: Waren Sie denn damals in genau diesen Hallen, dass Sie sie mit Sicherheit als VEB Schwermaschinenbau S. M. Kirow Leipzig wiedererkennen oder was macht Sie so sicher, dass es das ist?

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1888 wurde die Anlage als Maschinenfabrik Philipp Swiderski erbaut. Dort wurden Dampfmaschinen für den elektrischen Betrieb hergestellt.

Zu DDR-Zeiten sollen Wartburgteile gefertigt worden sein, aber dazu habe ich keine Quellen ...

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mein Irrtum!
Tut mir Leid.
Ich habe die Kirow-Werkhallen NICHT wiedererkannt.
Daß es Kirow sein müßte, habe ich geschlossen, weil sie "Plagwitz" und "TAKRAF" erwähnten. Erst jetzt, nach Ihrem Einspruch, habe ich gesehen, daß Sie offensichtlich nur die Beschriftung des Krans in der Werkhalle erläuterten.
Da habe ich leider vorschnell geurteilt.
Das einzige Gute, habe jetzt die erfreuliche Tatsache mitgekriegt, daß "Kirow Leipzig" weiter gut im Geschäft ist.

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Maschinenfabrik Philipp Swiderski
So gilt unser aller Dank der werten Chouette, die uns sagen konnte, um welche Fabrik es sich handelt. Swiderski stellte damals Glühkopfmotoren her, die Wartburgteile erscheinen mir daher als eine logische Fortsetzung.

Die älteste Tochter von Philipp Swiderski war die Autorin, Frauenrechtlerin, Regisseurin und Produzentin Gertrud David, und ich würde mich auch nicht wundern, wenn der Schachmeister Rudolf Swiderski ebenfalls zur Familie gehörte.

Dieses Aquarell zeigt eine Ansicht der Maschinenfabrik Philipp Swiderski im Jahr 2004. Ich frage mich allerdings, was eigentlich aus der Idee zur Umnutzung wurde, die die beiden Trierer Architekturstudenten Michael Bohl und Timo Schönborn 2002 auf der Leipziger Denkmal-Messe präsentierten.

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Maschinenfabrik Swiderski heute
Im März 2010 kamen die Bagger. Was die anrichteten, ist auf Fotos im Deutschen Architektenforum zu sehen. Es heißt, der Bagger habe bis an die Ziegelbauten heran abgerissen, die beiden alten Hallen mit dem Glasdach dazwischen und das Verwaltungsgebäude mit dem Turm ständen aber noch.

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Die wunderbare Schneeeule zeigt jetzt auch Fotos vom Turm der Maschinenfabrik Swiderski, die sie später noch aufgenommen hat. Außerdem weist sie den Weg in die Sperrzone, wo ebenfalls Aufnahmen von der ehemaligen Maschinenfabrik zu sehen sind, zum Beispiel von den Hinterlassenschaften im Waschsaal. Beides unbedingt anschauen.

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