Montag, 30. März 2020
Gehamsterte Bücher (1)
Ich mutiere in der Stadtbibliothek häufiger zum Hamster und schleppe hinaus, was ich tragen kann, was sich jetzt als vorteilhaft erweist. Frau Novemberregen fragte vor acht Tagen, welche Bücher andere Blogger gerade lesen und was der aktuelle Lieblingssong ist.

Ich hatte neulich im Bett "Wir Angepassten" von Roland Jahn ausgelesen (Rezension zu Jahns Buch im "Tagesspiegel").

Zu den Büchern, die ich parallel dazu las, zählte "Nicht mehr wie immer. Wie wir unsere Eltern im Alter begleiten können" von Katja Werheid. Das hatte ich schon vor den "Angepassten" angefangen.

In der Nacht zum vergangenen Montag hatte ich im Bett "Nachts schweigt das Meer" von Kate Penrose angefangen, ist ein Krimi, der auf den Scilly Inseln spielt.

Anschließend las The Stone Circle von Elly Griffiths aus, weil es halt noch herumlag und die Stadtbibliothek die Ausleihfristen automatisch verlängert hat. Hat mich nicht so begeistert, lag vielleicht daran, dass ich mich für keinen der Charaktere erwärmen kann. Ist aber OK, um sich davon abzulenken, dass man gerade auf der Shakti-Matte liegt.

Am Sonnabend las ich Die Freibadclique von Oliver Storz, das mochte ich.

Darauf folgte die Graphic Novel Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski, für mich erst die dritte Graphic Novel überhaupt. In der Stadtbibliothek gibt es eine ziemlich große Auswahl, bislang lockt die mich aber noch nicht so.

Gestern habe ich Waidmannstod von Maxim Leo rasch weggelesen, das spielt in Brandenburg. Es war in der Stadtteilbibliothek ausgestellt, nahm ich es halt mit.

Mittlerweile habe ich Brüder für immer von Rindert Kromhout angefangen ausgelesen. Es handelt vom Bloomsbury-Kreis, erzählt aus der Sicht des Jugendlichen Quentin Bell, wobei es dem Autor Kromhout weniger um eine korrekte biografische Darstellung ging, wie er selbst im Nachwort schreibt. So war etwa Julian Bell, der ältere Bruder von Quentin Bell, nicht 21, sondern 29 Jahre alt, als er in den Spanischen Bürgerkrieg zog und sich als Fahrer eines Sanitätswagens der britischen Einheit Spanish Medical Aid anschloss und einen Monat später starb. Logischerweise war auch Quentin Bell da schon älter als im Buch, nämlich 27. Es liest sich aber trotzdem gut (Rezension im Deutschlandfunk Kultur).

Einer der Songs, die ich zur Stimulation von Energie und guter Laune höre, ist Jonny Boy von Kite.

Nachtrag: Zwischendurch war mir nach Geheimagenten, darum habe ich Das Vermächtnis der Spione von John LeCarré gelesen, jetzt geht es wieder weiter mit den "Brüdern für immer".

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Ich bin mal auf den Scilly Inseln gewesen, da würde es mich sehr interessieren, ob sich die Lektüre lohnt.

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Ich war noch nie in Cornwall, geschweige denn auf den Scilly Inseln, deshalb hat es mich interessiert. Die Autorin war schon ganz oft dort, seit ihrer Kindheit verbringt sie regelmäßig den Sommer dort. Das Buch spielt auf Bryher, der kleinsten der bewohnten Inseln. Von dort stammt auch die Hauptfigur Benesek Kitto, der nach etlichen Jahren als verdeckter Ermittler in London dorthin zurückkehrt (mitsamt Wolfshund seiner verstorbenen Kollegin). Eigentlich wollte er nur eine Auszeit von drei Monaten nehmen.

Es war OK, vielleicht ein bisschen viel in den Plot reingepackt, aber ich habe es viel lieber gelesen als The Stone Circle, und würde auch den zweiten oder dritten Band lesen, wenn es die in der Stadtbibliothek gibt, wegen des Schauplatzes. Wenn ich das richtig sehe, spielen die nächsten beiden Bände auf Tresco und St. Agnes.

Vielleicht folgen Sie am besten mal dem Link, dort gibt es auch eine Leseprobe, um einen ersten Eindruck zu gewinnen, ob das etwas für Sie ist.

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Herzlichen Dank für die Info! Auf Bryher war ich auch. Man kann sich gar nicht vorstellen, dass dort irgendetwas Kriminelles stattfinden könnte, bei gut 80 Einwohnern. Die Scilly Inseln sind sehr schön.

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Gern geschehen. Das ist ein Aspekt in der Story, dass nur so wenig Menschen dort leben, zudem verkehrte wegen des Seegangs an dem Tag auch die Fähre nach Tresco nicht. Es ist also schnell klar, dass es jemand gewesen sein muss, der auf der Insel wohnt.

Die deutsche Ausgabe ist nett aufgemacht, in der Innenklappe gibt es eine Karte von Bryher mit den Cottages der wichtigsten Personen, so dass man in etwa nachvollziehen kann, wer gerade wo herumläuft auf der Insel. Daneben ist noch eine Karte, die die Scilly Inseln vor der Küste Cornwalls zeigt. Im ersten Kapitel wird auch geschildert, wie lange Benesek Kitto vom Festland unterwegs ist, um nach Bryher zu kommen.

Dass die Scilly Inseln sehr schön sind, kam im Buch auch rüber.

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Fein, dann werde ich das in die nächste Buchbestellung aufnehmen. Kleine Buchläden haben übrigens schnell auf die Krise reagiert. Sie nehmen telefonisch (oder online) die Bestellung auf und liefern (innerhalb der Stadt) per Fahrradboten aus. Das ist besser als DHL, die so überlastet sind, dass sie oft gar nicht mehr klingeln sondern das Buch in der Postfiliale abgeben.

Amazon dagegen verlängert die Lieferfristen für Bücher, und die Verlage klagen, dass Amazon kaum nachbestellt (oder eben erst bei Kundenbestellung das Buch besorgt).

Das Barsortiment funktioniert dagegen reibungslos. Ich bestelle bis 16 Uhr telefonisch beim Buchhändler, der bekommt am nächsten Tag das Buch und liefert, wenn es geht, selbst.

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Wenn ich Bücher bestelle, mache ich das immer beim hiesigen Buchladen, die englischen Bücher verkauft er mir zum gleichen Preis wie im Netz. Er hatte vorher schon einen Online-Shop und liefert jetzt ebenfalls aus. Nur kann ich mir nun leider Buchkäufe noch weniger leisten als vorher.

Ich habe nachgeschaut, den zweiten Band gibt es ebenfalls auf Deutsch in der Stadtbibliothek. Da komme ich jetzt nur halt nicht ran, und online ist leider nur der erste Band vorhanden.

Lesen Sie gerne Krimis oder/und Thriller?

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Thriller weniger, Krimis schon gerne, vor allem solche mit Bezug zu einer Region, die ich mag.

Mein Favorit ist Commissario Montalbano von Andrea Camilleri. Ich liebe Sizilien sehr. Alle Bände gelesen.

Gerne auch die Bretagne-Krimis von Jean-Luc Bannalec (eigentlich ja Deutscher).

Aber jetzt, mit viel Zeit, endlich mal wieder Proust. Die französische Pléiade-Ausgabe ist einfach ein Hochgenuss. Gekauft habe ich sie schon vor über 20 Jahren, und das Leder duftet immer noch. Geplant ist komplette Lektüre der Recherche (bin derzeit bei A l'ombre des jeunes filles en fleur). Auch das Decamerone von Boccaccio steht auf der Warteliste (die perfekte "Quarantäne"-Lektüre), und die komplette Ausgabe von Tausendundeinenacht (letztere allerdings nur auf Deutsch).

Dazwischen sicher auch mal wieder ein netter Krimi. Und "2666" von Roberto Bolaño. Wahrscheinlich auch den Mann ohne Eigenschaften von Musil.

PS: Das mit den englischen Büchern ist toll. Da schlagen die Münchner Buchläden leider heftig drauf.

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Ich habe ihn einfach gefragt, ob er auch ein englisches Buch bestellen könne und was es kosten würde, online hätte ich es für den-und-den Preis gesehen. Er antwortete, den Preis könne er auch anbieten, da es bei englischen Büchern keine Buchpreisbindung gebe. Aber wer weiß, wie das wird nach dem Brexit, wenn dann womöglich wieder Zoll fällig wird.

Neulich erzählte ich es schon bei der Kaltmamsell, als es um das Buch I Know Why the Caged Bird Sings ging. Ich erinnere mich noch, wo ich das Buch mit 16 kaufte. Englische Bücher waren damals noch teuer und man bekam sie nur in der Internationalen Buchhandlung. Die befand sich in einem inzwischen denkmalgeschützten Haus, heute ist dort ein Restaurant. Die Buchhandlung war etwas düster und quoll über vor Büchern. Ich stieß zufällig auf das Buch und nahm es wegen des Titels in die Hand. Der schlaksige Buchhändler mit der hohen Stirn, der etwa doppelt so alt war wie ich, aber viel älter und etwas schüchtern wirkte, lobte meine Wahl und empfahl es mir sehr. Er kannte da bereits meinen Namen, weil ich Bücher bei ihm bestellte, wann immer ich das Geld dafür erübrigen konnte. Er war es auch, der mir damals Margaret Atwood empfahl. Ich kann mich nicht mehr daran erinnern, welches Buch ich von ihr kaufte, weiß aber noch, dass ich dazu keinen rechten Zugang fand und es nicht zu Ende las, vielleicht war ich noch zu jung. I Know Why the Caged Bird Sings las ich jedoch mit großen Interesse. Beide Bücher besitze ich nicht mehr, ich spendete sie später der Stadtbibliothek. Vielleicht sollte ich es irgendwann doch nochmals mit Margaret Atwood versuchen.

Der Mann ohne Eigenschaften steht hier auch noch ungelesen herum. Schon sehr lange, muss ich gestehen.

Für französische Lektüre reichen meine Sprachkenntnisse leider immer noch nicht, der vierte Kurs kam bedauerlicherweise nicht mehr zustande.

Gerade angeschaut: List of shipwrecks of the Isles of Scilly - sicherlich auch Stoff für Romane.

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Nach Commissario Montalbano wie auch Jean-Luc Bannalec werde ich dann mal in Stadtbibliothek Ausschau halten. Ob ich die Region kenne oder nicht, spielt bei mir keine Rolle, aber bei guten Krimis erfährt man indirekt auch etwas über das Land bzw. die Region und die Gesellschaft. Es gibt nicht viele Krimis, die ich mehrfach gelesen habe, aber die von Tony Hillerman gehören dazu.

Und falls für Sie zwischen Proust und Musil doch mal Spionageromane in Frage kommen, empfehle ich gern die von Anthony Price.

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Zugegeben, bei Proust sollten es schon sehr gute Sprachkenntnisse sein (habe mehrere Jahre in Frankreich gelebt), aber die deutschen Übersetzungen sind gut, wobei sich die von Luzius Keller revidierte und kommentierte Übersetzung Eva Rechel-Mertens’ (suhrkamp) angenehmer liest als die dem Original enger folgende von Bernd-Jürgen Fischer (Reclam).

Der Mann ohne Eigenschaften verlangt Geduld, in der Tat. Ich habe auch mehrere Anläufe gebraucht.

Was die englischsprachigen Bücher betrifft: Vor Amazon waren die schon sehr teuer. Es gab in München zwei englische Buchhandlungen in der Schellingstraße. Der erste war ein faszinierendes Chaos. Regale? Pah. Das stapelte sich größtenteils auf dem Boden. Aber man konnte den etwas verschrobenen Verkäufer (aus England) jeden noch so obskuren Titel nennen, der ging zielgerichtet zu einem Stapel und zog das Exemplar raus.

Es gab nebenan auch eine Librairie francaise, aber ich deckte mich lieber auf Kurztrips in Straßburg ein. Leider waren die Taschenbücher dieser Zeit von oft minderer Qualität. Musste viele vor Jahren wegwerfen, weil sie beim Aufschlagen das gefürchtete "Krrrchhh" machten, und dann fielen die bräunlichen Seiten raus.

Pléiade dagegen war teuer, aber zeitlos und auch nach der Lektüre makellos.

PS: Oh ja, Spionageromane liebe ich. Anthony Price ist mir bisher entgangen, John LeCarré natürlich nicht.

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Ich glaube, ich war auch einmal in einer der englischen Buchhandlungen an der Schellingstraße. Lange her. Nach dem Abitur und während der Semesterferien jobbte ich einige Jahre bei den Fliegenbeinzählern.

In den ursprünglichen Kommentaren, die ich oben verlinkt habe, habe ich wiederum einige Rezensionen seiner Bücher verlinkt. Die Bücher von Anthony Price lernte ich damals im Haus der Cousine meiner Mutter kennen. Bei ihr wohnte ich einen Teil der Zeit, sie lebte in Nymphenburg.
Sie schenkte mir auch den "Mann ohne Eigenschaften" und meiner Schwester, die ihr Patenkind war, Proust.

Von John LeCarré liegt hier "Das Vermächtnis der Spione" auf den Stapeln aus der Stadtbibliothek.

P.S. Wo in Frankreich haben Sie gelebt?

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Werde das in Ruhe durchlesen.

Längere Zeit in Paris, dann eher kurz in Beausoleil bei Monaco und eine Weile im Lubéron.

PS: Ich sehe schon, bei Ihnen gibt es noch viel mehr zu lesen. Mauersegler...

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Das macht mich jetzt sehr neugierig. :-)

P.S. Ja, im Laufe der fast 15 Jahre kam doch einiges zusammen.

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War eigentlich "Wir Angepassten" wirklich so gut, die es die Rezension vermuten lässt? Was fanden Sie?

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Inhaltlich war es schon interessant - auch wer da mit wem befreundet war oder zumindest miteinander bekannt (und was aus denen geworden ist, steht im Anhang).

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... oh, dann werd ichs mir besorgen.

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Er erzählt auch, dass und warum seine Eltern oft nicht so glücklich darüber waren, was er sagte oder tat. Und er schildert auch selbstkritisch, wie er sich selbst auch anpasste und den Mund hielt.

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Eigentlich wollte ich mir im Netz nur mal ein paar Gemälde von Vanessa Bell, Duncan Grant und Dora Carrington anschauen, habe dann aber nochmals die Biografien der in "Brüder für immer" erwähnten Personen nachgelesen. Auf diese Weise habe ich erfahren, dass Angelica Bell, die Tochter von Vanessa Bell und Duncan Grant (was sie aber erst mit 17 oder 18 erfuhr, alle anderen wussten Bescheid, selbst ihre älteren Brüder), mit 24 Jahren den doppelt so alten David Garnett heiratete, einen früheren Liebhaber ihres biologischen Vaters, der zudem auch mal ihrer Mutter vergeblich Avancen gemacht hatte. John Maynard Keynes unternahm zwar einen Anlauf, Angelica vor der Hochzeit zu warnen, sagte aber auch nicht, was Sache war. Mit einem anderen Liebhaber ihres Erzeugers hatte sie später eine verungliückte Liasion.

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