Samstag, 3. Oktober 2009
Einig Vaterland
Die Luft war klamm an jenem Abend und ich träge, aber die älteste Freundin drängte darauf, in die Innenstadt zu gehen. Feiern wollte sie, gute Stimmung erleben und unbedingt das Feuerwerk sehen. Bist Du sicher, dass es eins gibt, fragte ich sie, ich habe gar nichts von einem Fest gelesen. Bestimmt gibt es eins, antwortete sie, schließlich feiere man nicht jeden Tag Wiedervereinigung.
Wir zogen also los und fanden uns auf dem leeren Schlossplatz wieder. Schloss und Rathaus waren dunkel, niemand da außer uns. Die gespannte Erwartung in ihrem Gesicht wich einer grenzenlosen Enttäuschung. Das finde ich echt schlapp, sagte sie leise. Vielleicht fangen die aus lauter Angst jetzt schon an zu sparen, weil das teuer werden wird, sagte ich. Meinst Du, das kostet wirklich so viel?
Ja, antwortete ich, aber man kann doch trotzdem heute feiern. Komm, sagte ich aufmunternd, dann feiern wir halt alleine.
Wir gingen in die Altstadt. Niemand kam uns entgegen. Aus einer Kneipe, drang fröhlicher Gesang. Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinkepinke, wer hat so viel Geld? Siehst Du, sagte ich, die glauben das auch. Sollen wir hineingehen? Die feiern wenigstens. Die älteste Freundin schüttelte den Kopf: Die da drin sind bestimmt alle älter als wir, da passen wir nicht hin.
Wir gingen weiter durch die stillen Gassen. Auch der übliche Szenetreff, wo wir dann zu zweit auf die Wiedervereinigung anstießen, war für einen Mittwochabend ungewöhnlich leer. Noch vor Mitternacht fuhren wir wieder nach Hause.
Es war einfach nichts los an jenem 3. Oktober 1990.
Wir zogen also los und fanden uns auf dem leeren Schlossplatz wieder. Schloss und Rathaus waren dunkel, niemand da außer uns. Die gespannte Erwartung in ihrem Gesicht wich einer grenzenlosen Enttäuschung. Das finde ich echt schlapp, sagte sie leise. Vielleicht fangen die aus lauter Angst jetzt schon an zu sparen, weil das teuer werden wird, sagte ich. Meinst Du, das kostet wirklich so viel?
Ja, antwortete ich, aber man kann doch trotzdem heute feiern. Komm, sagte ich aufmunternd, dann feiern wir halt alleine.
Wir gingen in die Altstadt. Niemand kam uns entgegen. Aus einer Kneipe, drang fröhlicher Gesang. Wer soll das bezahlen, wer hat das bestellt? Wer hat so viel Pinkepinke, wer hat so viel Geld? Siehst Du, sagte ich, die glauben das auch. Sollen wir hineingehen? Die feiern wenigstens. Die älteste Freundin schüttelte den Kopf: Die da drin sind bestimmt alle älter als wir, da passen wir nicht hin.
Wir gingen weiter durch die stillen Gassen. Auch der übliche Szenetreff, wo wir dann zu zweit auf die Wiedervereinigung anstießen, war für einen Mittwochabend ungewöhnlich leer. Noch vor Mitternacht fuhren wir wieder nach Hause.
Es war einfach nichts los an jenem 3. Oktober 1990.
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damenwahl,
Freitag, 9. Oktober 2009, 13:03
Ihre Geschichte ist irgendwie trübselig - schön und erhellend, aber traurig, daß es so war. Ich selbst habe leider keine Erinnerung an den 3.10.1990.
Das wollte ich neulich schon sagen, aber da habe ich wohl vergessen es hinzuschreiben.
Das wollte ich neulich schon sagen, aber da habe ich wohl vergessen es hinzuschreiben.
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mark793,
Freitag, 9. Oktober 2009, 13:14
Geht mir auch so,
das war keiner der Tage, wo man Jahrzehnte später noch genau weiß, was man da genau gemacht hat.
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mifasola,
Freitag, 9. Oktober 2009, 13:46
Ich weiß es noch - ich war als freie Schreiberin einer Regionalzeitung auf Rundtour durch den Landkreis und habe eine Seite zu den Einigungsfeiern gemacht, die es in wirklich jedem Dorf gab damals. Zumindest im Nordzipfel von Rheinland-Pfalz.
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damals,
Mittwoch, 4. November 2009, 00:21
und ich hab allein in Hamburg vor dem Fernseher gesessen und auf N3 den "Geteilten Himmel" geguckt. Fühlte mich, als wäre ich der einzige in Deutschland, der das sieht.
Und durch welche Stadt sind sie da geirrt?
Und durch welche Stadt sind sie da geirrt?
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arboretum,
Donnerstag, 5. November 2009, 12:03
In einer Stadt, in der Jahre später ganz offiziell gefeiert wurde. Aber da sind wir dann nicht mehr hin.
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