Montag, 14. September 2009
Fragen der Menschheit (XX)
Wie ist das eigentlich, wenn ein konventioneller Milchbauer seinen Betrieb auf bio umstellen will - braucht der dann komplett neue Kühe? Oder kann er die, die in seinem Stall stehen, am Leben lassen und durch gesundes Futter und bessere Lebensbedingungen bekommen die Kühe und deren Milch dann nach einer bestimmten Frist ein Bio-Siegel?

Ich frage mich nämlich, warum nicht mehr Milchbauern ihren Betrieb nach Bio-Kriterien führen. Die Preise für konventionell erzeugte Milch sind doch schon länger im Keller und vor einigen Jahren gab es für die Umstellung noch eher finanzielle Hilfen, oder?

Inzwischen gibt es bei den Bio-Molkereien einen Aufnahmestopp für neue Lieferanten, las ich. Liegt das nur daran?

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die haltungsbedingungen müssten angepasst werden und biologisches futter ist auch nicht in ausreichendem maße vorhanden. das müsste man ansonsten ebenfalls erst mit der dazugehörigen übergangszeit selber anbauen. wenn man überhaupt noch anbauflächen für den eigenbedarf hat.
und der großteil hat einfach keinen bock. (hebb wi nich, bruuk wi nich, runner vonn' hof!)
ob das klug ist, steht auf einem anderen blatt.
kann man ja aufs fairtrade-label hoffen.

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die kühe kann man behalten und "umstellen", wenn sie sich das gefallen lassen. nicht jede kuh ist allerdings willens, pünktlich von der weide zum melken zu kommen - und weide- oder zumindest freier auslauf sind ein muss.

händisch melken ist unhygienisch, die kuh muss also zur melkmaschine.

der stallboden muss den vorschriften entsprechen, das kann dann aber heissen dass der komplette stall umgebaut werden muss: tageslicht, freilauf, boden, bodenabflüsse.

das futter zu kaufen ist zu teuer, wenn keine entsprechenden grünflächen (und maschinen, die tiere haben ja auch im winter hunger und brauchen stroh etc.) vorhanden sind, geht da gar nichts. weiters muss auch entsprechende lagerungsmöglichkeit für das futter vorhanden sein.

von der plackerei mit den kälbern reden wir einmal gar nicht - die müssen dann nämlich per hand aufgezogen werden, mit der eigenen biomilch, damit sie dann auch bio sind.

deshalb entscheiden sich viele bauern schon vorab gegen biomilcherzeugung, und setzen, wenn schon bio, auf fleischproduktion.

da in der letzten zeit ja wiederum viel gegen bio geschimpft wird, ist der absatz auch nicht mehr so reissend im anstieg begriffen, daher lehnen molkereien neue lieferanten ab.

bio-produkte sind einfach in der herstellung viel teurer und auch aufwendiger, daher ist auch der preis der endprodukte wie butter oder käse entsprechend höher. und die leut' haben kein geld, oder zumindest immer weniger.

alles nicht so einfach.

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Ich wusste doch, dass ich schlaue Leser habe, die sich damit auskennen und Bescheid wissen. :-)

Was die Preise der Bio-Produkte angeht, so kommt es ein bisschen darauf an, wie das Angebot an Bio-Produkten vor Ort ist. Meine ältere Schwester wohnt im Süden der Republik, dort gibt es in der Umgebung kaum Bio-Läden, und die nehmen dann schon eher Apothekenpreise. Außerdem muss sie immer ziemlich herumgurken, um alles, was sie benötigt, zu bekommen. Bei mir in der Nähe gibt es hingegen zwei Bio-Supermärkte und einen Supermarkt, der relativ viele Bio-Produkte hat. Meist kostet das Bio-Gemüse und -Obst nicht mehr als das konventionell erzeugte, oft genug ist es sogar billiger, und das liegt dann nicht nur daran, dass es ein Sonderangebot ist.

Wenn man bereit ist, sich bei der Auswahl ein bisschen nach der Saison zu richten, nicht jeden Tag Fleisch zu essen und selbst zu kochen, bekommt man es auch mit einem schmalen Geldbeutel hin, sich bio zu ernähren. Mir gelingt es jedenfalls. Bio-Käse ist aber leider oft ziemlich teuer, das stimmt. Da kann ich mir meist nicht kaufen, worauf ich gerade Lust hätte oder muss dafür auf etwas anderes verzichten. So schlimm ist das aber eigentlich auch nicht.

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hm, sonderbar. gerade im süden ist doch bio zu hause. komt wohl auch drauf an, wo genau. absurderweise wird es gerade auf dem land mit naturnaher ernährung gelegentlich schwierig:-/

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Südöstlich von München, auf dem Land. Ich habe meine Schwester im April besucht und war mit ihr einkaufen. Die meisten Preise von den Sachen, die ich so für gewöhnlich kaufe, habe ich ziemlich gut im Kopf, daher konnte ich das gut vergleichen.

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out of rosenheim, mh?
östlich von münchen sitzen ja sogar einige erzeuger (byodo, barnhouse,..) und basic kommt auch daher.
aber diaspora ist eben diaspora, kenn ich.

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Kelef hats schon sehr umfassend und hervorragend dargestellt.

Die Gewinnmarge -so man davon noch sprechen kann- ist bei Bio-Bauern nicht höher als bei NichtBio-Bauern, vor allem dann nicht, wenn man vollständig umstrukturieren muss.

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@ vert: Nein, ganz so südöstlich von München dann doch nicht. Näher dran und doch eher südlich (habe eben mal auf die Karte geschaut).

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