Donnerstag, 17. April 2008
Fragen der Menschheit (VII)
Was soll das eigentlich für eine Vollbeschäftigung sein, von der einige Politiker in jüngster Zeit so häufig sprechen?

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Eine richtig gute Frage.

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Eine Mischung aus Pfeifen im Walde und Mantra.
*ommm* Vollbeschäftigung *ommm* ...

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das ist...
... nach meinem Empfinden immer noch das Vokabular aus den Zeiten des Wirtschaftswunders.

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Fragt sich nur, warum sie es gerade jetzt wieder aus der Mottenkiste hervorkramen. Nur zur allgemeinen Beruhigung - ommm - oder dient es gleichzeitig auch dazu, die nächsten Schritte durch solcherlei New Speak gedanklich vorzubereiten? Denn wenn wir ja offiziell Vollbeschäftigung haben, müssen die, die trotzdem keine haben, irgendwie selbst daran Schuld sein, die strengen sich nur nicht genug an. Und wieso sollte man die dann weiterhin so großzügig unterstützen? Wo das Ganze eh viel mehr kostet als geplant.

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Ja,
das ist genau die Frage. Ich neige zu der pessimistischen realistischen Lesart, dass mit dem Begriff jetzt etwas anderes gemeint sein dürfte als zu Zeiten des Wirtschaftswunders. Vermutlich wird da eher in Richtung ein-Euro-Jobs, kommunale Zwangsarbeit und dergleichen gedacht. Zumindest fehlt es mir an Phantasie, mir vorzustellen, wo die nötigen Millionen neuer Jobs sonst herkommen sollten.

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Wir drehen die Uhren zurück und erklären den Strukturwandel für nicht existent - ach nee, dass hatten wir schon, ihn so lang wie möglich zu ignorieren hat ja damals schon nicht funktioniert.

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Wir drehen die Uhren zurück und erklären Männer zu Ernährern und Frauen zu ... äh ... Managerinnen erfolgreicher kleiner Familienunternehmen. Dann sind alle voll beschäftigt. Von voll bezahlt oder sozialversichert oder zufrieden ist ja schließlich nie die Rede.

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Sie wollen wohl auch noch gleich das Loch in der Rentenkasse stopfen. ;-) Ich fürchte nur, die Generationenlücke wäre selbst damit nicht zu schließen. Und vermutlich wären doch etliche Männer von solchen Heimchen am Herd nicht so angetan - abgesehen davon, dass die Gehälter der Ernährer kräftig steigen müssten, um die ganzen Mäuler satt zu bekommen.

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Wenn ich mir die Paare ansehe, wo er arbeitet und sie daheim das Kindchen (maximal zwei) hütet - er findet's praktisch, und die Nettolücke ist dank Ehegattensplitting gar nicht so groß. Dass eine der Frauen Unzufriedenheit zeigt, habe ich noch nicht erlebt; sie managen die Kinder wie früher ihre Projekte im Job.

Ich persönlich finde dieses Modell furchtbar. Aber die Entscheidung trifft ja jeder selbst. Glücklicherweise. Ich hatte nur am Freitag gerade diesen Text gelesen...

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Finanziell funktioniert dieses Modell wohl nur bei denen, die 70 und mehr Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen, doch deren Zahl sinkt seit Jahren stetig.

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Sind alle voll beschäftigt, ihre ALG-Anträge auszufüllen.

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Ganz genau. Und diejenigen, die eine Beschäftigung haben, dürfen sich auf eine weitere Arbeitszeitverlängerung und unbezahlte Überstunden einstellen.


Ich sah da vor kurzem ein Interview mit dem großen alten Helmut Schmidt und der (sowie einige Wirtschaftswissenschaftler) sind der Ansicht, Vollbeschäftigung sei bei einer Arbeitslosenquote von 4 % erreicht. (Weil es immer ein Kommen und Gehen gäbe). So gesehen ist in Baden-Württemberg mittlerweile die Vollbeschäftigung erreicht.

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Vier Prozent, wie viel ist das in Millionen?

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Grob überschlägig hätte ich so etwa 1,5 Mio gesagt.

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Diese 1,5 Millionen geisterten in der Diskussion ja schon umher. Das sind aber immer noch soviel Leute wie in Köln und in Frankfurt am Main insgesamt leben.

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Sie ist schon offensichtlich schon da, die liebe V.

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Dummerweise hat die nur auch keine Stellen zu besetzen.

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Vollbeschäftigt damit, einen der tausendundeins Job zu finden, die da angeblich nur auf jemanden wie mich warten.

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Auch wenn es für diesen Hinweis moralische Prügel setzt: Vollbeschäftigung (Arbeitslosigkeit unter 3 oder 4 %) gibt es in mehreren AA-Bezirken rund um München.

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