Samstag, 29. Oktober 2011
Ach wie gut, dass niemand weiß
Er kannte mich, aber er kannte mich nicht gut genug, um meinen Namen richtig auszusprechen. Den ersten Anruf bekam ich in einer Neujahrsnacht, morgens um vier riss er mich aus dem ersten Tiefschlaf. Ob ich Lust auf Telefonsex hätte, raunte er mir ins Ohr. Ich fauchte Nein! und warf den Hörer auf die Gabel und mich wieder ins Bett. Da lag ich dann, hellwach und erbost. Verflixt noch 'mal, ich kannte diese Stimme.

Caspar, Melchior, Balzer?

Das war kein Fremder, der mich zufällig in Telefonbuch gefunden oder willkürlich eine Nummer gewählt hatte. Wir mussten uns schon einmal begegnet sein. Doch der Name wollte mir einfach nicht einfallen. Irgendwann schlief ich wieder ein.

Der nächste Anruf kam dann am Valentinstag morgens um halb zwei und weckte auch noch gleich meine Freundin, die im Nebenzimmer schlief. Wieder sprach er meinen Namen falsch aus, wieder fragte er, ob ich nicht Lust auf Telefonsex hätte. Ich beschimpfte ihn unflätig und legte auf. Woher nur kannte ich seine Stimme?

Heißt Du vielleicht Rippenbiest oder Hammelswade oder Schnürbein?

Die Freundin erkundigte sich am nächsten Morgen beim Frühstück nach dem Grund des nächtlichen Anrufs. Als ich es ihr erzählte, gruselte sie sich ziemlich. Steck doch nachts das Telefon aus, riet sie mir. Geht nicht, antwortet ich, meinem Vater geht es zurzeit nicht so gut, da will ich erreichbar bleiben.

Es folgten noch weitere Anrufe, immer nach Mitternacht, gerne an bedeutungsschwangeren Daten oder Feiertagen wie Ostern oder Pfingsten, doch immerhin nicht an meinem Geburtstag. Manche rieten mir, eine Fangschaltung zu beantragen, aber dazu waren die Abstände zwischen den Anrufen zu groß und mir das auch zu teuer.

Heißest Du Kunz? Heißest Du Heinz?

Nachdem er während meines Urlaubs in vielen Nächten hintereinander nur meinen Anrufbeantworter erwischt hatte, ließ es nach. Ich weiß noch, dass ich ihn in einer Nacht angiftete, wenn er das noch einmal machte, bekäme er richtig Ärger. Irgendwann hörte es ganz auf. Bald darauf erkannte ich auch die Stimme wieder, als ich zufällig auf eine Aufnahme stieß. Diesmal raunte er nicht, sondern sprach mit normaler Lautstärke. Da wusste ich, wer der nächtliche Anrufer war.

Die Antwort lag, wie so oft, nur wenige Mausklicks entfernt.

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Was man nicht im Kopf hat ...
Wenn man unter dem Dach wohnt und gerade ordentlichen Muskelkater in den Adduktoren hat, bereut man es doppelt, wenn man aus der Wohnung geht und dann unten an der Haustür feststellt, dass man oben etwas vergessen hat.

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