Montag, 25. April 2011
Überraschungsei
Als wir gerade mit den Gabeln in den Rharbarberkuchen pieken wollen, stehen Amaryllis und Safran plötzlich auf und sagen, sie hätten da noch eine organisatorische Ansage zu machen. Während ich mich noch wundere, was es denn beim Kuchen groß zu organisieren geben soll, verkünden die beiden, dass sie im August heiraten.

Für einen kurzen Moment sind alle erstmal sprachlos. Meine Schwester Amaryllis und Safran kennen sich noch aus der Schule, hielten auch die meiste Zeit losen Kontakt. Meist trafen sie sich ein, zwei Mal im Jahr, seitdem auch er in München arbeitet sahen sie sich etwas häufiger. Vor zwei Wochen hatte er sie schon einmal mit dem Auto mitgenommen – aber da waren sie garantiert noch nicht zusammen. Wir sind geplättet. So eine Überraschung. Jetzt lachen und quietschen alle durcheinander. Safran sieht ein bisschen unsicher aus, ich stehe auf, umarme ihn und gratuliere den beiden.

Kaktus kriegt sich vor Lachen überhaupt nicht mehr ein. Und ich sag’s noch, und ich sag’s noch, jappst er. Habe ich’s doch gewusst.
Was hast Du gewusst, will Amaryllis sofort wissen.
Kaktus kichert vor sich hin und kann gar nicht antworten, deshalb erzählt es meine Schwester Rosarium: Als Arboretum mir vorigen Mittwoch mailte, dass Du nun doch an Ostern kommst, weil Safran Dich im Auto mitnimmt, fragte Kaktus, ob der nicht vielleicht etwas wäre für Dich. Ich sagte noch: Nöö, ich glaub’ nicht, die kennen sich schon länger. Ich wüsste nicht, dass da was wäre.
Woher hast Du denn das da schon gewusst, will Amaryllis nun von Kaktus wissen. Da haben wir es doch selbst noch gar nicht gewusst.
Haaah, antwortet Kaktus, Intuition!
Kaktus ist das Orakel von Delphi, werfe ich ein. Safran bekommt einen Lachanfall nach dem anderen. Er hat eine ziemlich irre Lache.

Auch Kaktus lacht uns strahlt. Sehr gut - noch ein Schwager, sagt er dann. Endlich kriegst Du Verstärkung bei der Weiberwirtschaft hier, frotzelt meine Mutter. Pass jetzt bloß auf, was Du sagst, droht Rosarium ihm scherzhaft.

Arboretum, Dir ist schon klar, was das bedeutet, meint Kaktus zu mir. Du bist jetzt unter Zugzwang. Vergiss es, sage ich und frage Amaryllis, wie sie das mit dem Nachnamen machen.
Wir nehmen seinen, antwortet sie.
Und wie heißt Du dann?
Safran hat einen etwas exotischen Doppelnamen, der erste geht ihr glatt über die Zunge, den zweiten verstolpert sie. Na, das musst Du aber bis August wohl noch ein bisschen üben, ziehe ich sie auf.

Wir futtern den Rhabarberkuchen, es wird noch ein sehr vergnügter Nachmittag. Als ich mich abends von Safran verabschiede, sage ich: Na, dann tschüss, Ihr Überraschungseier. Und Safran lacht wieder sein irres Lachen.

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