Sonntag, 16. Dezember 2007
Adieu bye-bye paka
Sie begrüßten mehrsprachig die Gäste und lobten stets die Stadt. Sie gaben vielen ein Zuhause und nützten auch der Staatssicherheit. Später dann, da standen sie schon eine Weile leer, dienten sie noch als Filmkulisse.
Nu sind sie weg. Nach 39 Jahren.
Fotos vom Abriss der Häuser am Brühl zeigen das abvmoblog und Frank Eritt.
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flohbude,
Mittwoch, 19. Dezember 2007, 01:15
In einer Welt ohne emotionaler Bedürftigkeit nach Frau und Kind, Ästhetik und Baususbstanzverfall wäre ich gerne dort eingezogen.
Man kann ja nicht alles haben...
Man kann ja nicht alles haben...
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arboretum,
Montag, 24. Dezember 2007, 13:53
Damals waren die Wohnungen dort wahrscheinlich sehr begehrt.
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modeste,
Sonntag, 30. Dezember 2007, 14:21
Dieses vollkommene, auch bauliche Verschwinden der DDR, als hätte es all dies nie gegeben.
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arboretum,
Sonntag, 30. Dezember 2007, 19:35
Hat es die DDR überhaupt gegeben?
So heißt ein Buch des Satirikers Peter Ensikat, das er 1998 veröffentlichte.
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mark793,
Sonntag, 30. Dezember 2007, 21:32
Für mich,
der ich zugegebenermaßen nur sehr selten und punktuell im Osten unterwegs bin, hat es bislang (baulich betrachtet) eher nicht nach einem vollkommenen Verschwinden der DDR ausgesehen. Aber ansonsten hat die rhetorische Frage im Buchtitel schon ihre Berechtigung. Jetzt im Rückblick könnte man fast antworten, wenn es sie nicht gegeben hätte, man müsste sie direkt erfinden. ;-)
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arboretum,
Sonntag, 30. Dezember 2007, 23:07
Kiesinger nannte die DDR ja bereits 1967 ein Phänomen.
Ensikat wiederum stellt auch die Frage, ob es denn die BRD überhaupt gegeben habe - und verneint. Begründung: Eine BRD könne es nachweislich nicht gegeben haben, denn hätte es sie gegeben, hätte sie sich in irgend etwas unterscheiden müssen vom heutigen Deutschland, beziehungsweise das heutige Deutschland von dieser angeblichen BRD. Deutschland als Ganzes sei aber genau dasselbe geblieben wie vorher, als es noch nicht so groß war wie heute. Auch wenn Deutschland vorübergehend nur bis zur Elbe reichte, hätte es nie aufgehört, das einzige Deutschland auf der Welt zu sein (schon allein daran erkennbar, dass 1954 Deutschland Fußballweltmeister wurde und nicht die so genannte BRD).
Ensikat wiederum stellt auch die Frage, ob es denn die BRD überhaupt gegeben habe - und verneint. Begründung: Eine BRD könne es nachweislich nicht gegeben haben, denn hätte es sie gegeben, hätte sie sich in irgend etwas unterscheiden müssen vom heutigen Deutschland, beziehungsweise das heutige Deutschland von dieser angeblichen BRD. Deutschland als Ganzes sei aber genau dasselbe geblieben wie vorher, als es noch nicht so groß war wie heute. Auch wenn Deutschland vorübergehend nur bis zur Elbe reichte, hätte es nie aufgehört, das einzige Deutschland auf der Welt zu sein (schon allein daran erkennbar, dass 1954 Deutschland Fußballweltmeister wurde und nicht die so genannte BRD).
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cut,
Montag, 31. Dezember 2007, 00:16
Ich glaube ja, die Bundesrepublik Deutschland (BRD) hat es gegeben. Das wird mir jetzt erst mit ihrem allmählichen Verschwinden klar. Die BRD hatte eine nette kleine Hauptstadt, wurde nicht am Hindukusch verteidigt und verfügte über einige wirklich bemerkenswerte sozialpolitische Errungenschaften. Ach ja, Kohl und Genscher im Bericht aus Bonn. Das waren noch Zeiten.
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mark793,
Montag, 31. Dezember 2007, 00:52
Kurioserweise
wurde (und wird?) die rechtsfähige Existenz von BRD und DDR von den sogenannten "Reichsdeutschen" bestritten. Mir sind die Details der Argumentation nicht so geläufig. Es hatte was mit fehlendem Friedensvertrag zu tun und irgendwelchen Details der Kapitulation durch Großadmiral Dönitz. Anyway: Wie genau die 2+4-Verträge den Viermächte-Status (und damit die Besatzungszeit) beendet und die volle Souveränität Deutschlands wiederhergestellt haben sollen, hat man mir auch noch nicht schlüssig erklärt. Und vielleicht ist das ja auch alles bedeutungslos, weil wir eh nur noch ein föderales Franchise von Brüssels Gnaden sind.
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arboretum,
Dienstag, 1. Januar 2008, 16:16
Ich muss gestehen, dass ich Kohl kein bisschen nachtrauere, gerade er war es ja, der den Leuten im Westen die Illusion verkaufte, alles bliebe beim Alten und man könnte so weitermachen wie bisher. Ich habe nach 1990 oft gedacht, dass man am besten flächendeckend das Ampelmännchen mit Hut einführen sollte, damit hier alle tagtäglich vor Augen haben, dass sich im Westen ebenfalls einiges ändert (und manches auch ändern muss).
Wie gesagt, Ensikat ist Satiriker und das Buch aus dem Jahr 1998. Sonst hätte er sicherlich darin goutiert, dass manches, was nach der Wende im Osten abgeschafft wurde - Poliklinik, POS, Krippenplätze für alle Kinder - nun wieder eingeführt wird: Ärztezentrum, Einheitsschule, Rechtsanspruch auf und Ausbau der Kinderbetreuung. Selbst das Abitur nach zwölf Schuljahren gibt es jetzt hier im Westen und heißt G8.
Weil sich für Westdeutsche scheinbar erst einmal gar nichts änderte und die Veränderungen auch so schleichend und unauffällig daherkamen, hatte Ensikat vielleicht als Ostler 1998 noch keinen Blick dafür, dass auch Westler durchaus das Gefühl hatten und haben, ihrer BRD verlustig gegangen zu sein oder zu gehen. Dass es so ist, zeigt sich hübsch an Alexander Schullers Satz gestern im Deutschlandradio (im Hinblick auf die Krippen):
Die CDU, die Partei der vermeintlichen Mitte, überholt die SPD damit im weiten Bogen von links und errichtet ein solides Stück DDR in unserer BRD. [Hervorhebung von mir]
Dass die DDR in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit nicht das zweite Deutschland war, liegt übrigens auch an deren Verfassungsänderung von 1974, durch die alle Hinweise auf eine einheitliche deutsche Nation und eine Wiedervereinigung Deutschlands gestrichen wurden (der alte Artikel 8 entfiel vollständig).
Das hatte eine Welle von Umbenennungen zur Folge, am schönsten sieht man das an den Briefmarken. Statt der vollständigen offiziellen Bezeichnung "Deutsche Demokratische Republik" stand auf den Briefmarken dann nur noch das Kürzel DDR.
Wo immer möglich, wurde die Bezeichnung deutsch oder Deutschland getilgt. Aus der zweiten Auflage von Meyers Neuem Lexikon wurde beispielsweise das Stichwort "Deutschland" gestrichen, das "Hotel Deutschland" in Leipzig in "Hotel am Ring" umbenannt. Die Nationalhymne verlor ihren Text, in den Schulbüchern standen nur noch Noten.
Es gab aber ein paar Ausnahmen: die SED, das "Neues Deutschland", die vier Blockparteien, die Massenorganisationen und die "Deutsche Reichsbahn" (die war durch internationale Verträge bis 1989 gebunden). In diesen Fällen behalf man sich wie bei den Briefmarken mit den Abkürzungen.
Im Gegensatz zur Verfassungsreform von 1968, deren Entwurf öffentlich diskutiert wurde, erfuhren es 1974 die Leute aus dem Fernsehen, dass die Volkskammer die Verfassung geändert hatte.
Wie gesagt, Ensikat ist Satiriker und das Buch aus dem Jahr 1998. Sonst hätte er sicherlich darin goutiert, dass manches, was nach der Wende im Osten abgeschafft wurde - Poliklinik, POS, Krippenplätze für alle Kinder - nun wieder eingeführt wird: Ärztezentrum, Einheitsschule, Rechtsanspruch auf und Ausbau der Kinderbetreuung. Selbst das Abitur nach zwölf Schuljahren gibt es jetzt hier im Westen und heißt G8.
Weil sich für Westdeutsche scheinbar erst einmal gar nichts änderte und die Veränderungen auch so schleichend und unauffällig daherkamen, hatte Ensikat vielleicht als Ostler 1998 noch keinen Blick dafür, dass auch Westler durchaus das Gefühl hatten und haben, ihrer BRD verlustig gegangen zu sein oder zu gehen. Dass es so ist, zeigt sich hübsch an Alexander Schullers Satz gestern im Deutschlandradio (im Hinblick auf die Krippen):
Die CDU, die Partei der vermeintlichen Mitte, überholt die SPD damit im weiten Bogen von links und errichtet ein solides Stück DDR in unserer BRD. [Hervorhebung von mir]
Dass die DDR in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit nicht das zweite Deutschland war, liegt übrigens auch an deren Verfassungsänderung von 1974, durch die alle Hinweise auf eine einheitliche deutsche Nation und eine Wiedervereinigung Deutschlands gestrichen wurden (der alte Artikel 8 entfiel vollständig).
Das hatte eine Welle von Umbenennungen zur Folge, am schönsten sieht man das an den Briefmarken. Statt der vollständigen offiziellen Bezeichnung "Deutsche Demokratische Republik" stand auf den Briefmarken dann nur noch das Kürzel DDR.
Wo immer möglich, wurde die Bezeichnung deutsch oder Deutschland getilgt. Aus der zweiten Auflage von Meyers Neuem Lexikon wurde beispielsweise das Stichwort "Deutschland" gestrichen, das "Hotel Deutschland" in Leipzig in "Hotel am Ring" umbenannt. Die Nationalhymne verlor ihren Text, in den Schulbüchern standen nur noch Noten.
Es gab aber ein paar Ausnahmen: die SED, das "Neues Deutschland", die vier Blockparteien, die Massenorganisationen und die "Deutsche Reichsbahn" (die war durch internationale Verträge bis 1989 gebunden). In diesen Fällen behalf man sich wie bei den Briefmarken mit den Abkürzungen.
Im Gegensatz zur Verfassungsreform von 1968, deren Entwurf öffentlich diskutiert wurde, erfuhren es 1974 die Leute aus dem Fernsehen, dass die Volkskammer die Verfassung geändert hatte.
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spalanzani,
Samstag, 12. Januar 2008, 03:30
Um das vollständig zu machen: Das Kürzel BRD ist ja eigentlich DDR-Jargon. Die Bundesrepublik hieß gefälligst "Bundesrepublik" im Eiertanz um wechselseitige Nichtanerkennung und Doch-Bezeichnung.
Die DDR verschwindet natürlich nicht. Eure Heimat, das waren nicht nur die Bauten und Gurken.
Die DDR verschwindet natürlich nicht. Eure Heimat, das waren nicht nur die Bauten und Gurken.
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