Mittwoch, 17. Januar 2007
Hotel Kosmos


Nimm Deinen Pass mit, forderte mich meine Freundin Mascha auf. Vielleicht brauchen wir ihn, um hinein zu kommen. Denn falls sie etwas sagen, wedele ich mit meinem UPDK-Ausweis und Du musst dann ein wichtiges Gesicht machen. Ich erzähl’ denen, Du seiest ein wichtiger ausländischer Gast, den ich betreue.
Ich musste dann aber meinen grünen Pass doch nicht vorzeigen, Mascha selbst trat wichtig genug auf, um am Schwejzar des Hotels Kosmos vorbeizukommen. Vor jedem Hotel stand damals so ein Schwejzar, der mit sowjetischer Höflichkeit kontrollierte, wer hinein wollte. Hotelgäste bekamen ein Kärtchen mit Namen und Zimmernummer, das sie jedes Mal ausgehändigt bekamen, wenn sie die Zimmerschlüssel abgaben. Und abgeben musste man sie, dafür wurde schon gesorgt. Außerdem diente diese Karte als Passersatz, denn der wurde für die Dauer des Hotelaufenthalts von den Gästen einkassiert.

Im Hotel Kosmos waren wir mit einem guten Freund von ihr verabredet, Taron, einem sehr netten Armenier, der mich schon ins Theater geführt hatte und mir zudem Karten fürs Bolschoi Ballett geschenkt hatte, die es so nicht zu kaufen gab. An jenem Abend wollte er noch einen Geschäftsfreund mitbringen. Mascha lag viel an dem Treffen, hoffte sie doch auf geschäftliche Informationen oder Kontakte, ich würde für den Abend das schmückende Beiwerk geben, damit die Zahl aufging. Geschäfte zu machen, irgendwie zu Geld zu kommen, war wichtig in Moskau im August 1990, als die Läden leer waren und es oft nur wenig zu essen gab.

Taron und sein Begleiter waren noch nicht da, also setzten wir uns in einer der plüschigen Sitzecken im Foyer. Hinter unserem Rücken lungerten ein paar einzelne Herren in dem sonst leeren Foyer herum. Ausländische Geschäftsleute, der Kleidung nach zu urteilen aus dem Westen. Nun ja, das Hotel war nicht gerade billig. Zwei von ihnen sprachen leise miteinander, es klang skandinavisch. Oh Ptitschka, sagte Mascha leise kichernd zu mir, ich glaube, die halten uns für Prostituierte, weil wir alleine hier sind. Wahrscheinlich überlegen sie gerade, wie sie uns ansprechen sollen. Ich lachte und antworte absichtlich etwas lauter: Die sollen nur kommen, denen erzähle ich was. Es kam dann doch keiner, vielleicht hatten sie an meinem britisch gefärbtem Englisch erkannt, dass sie eine Frau aus dem Westen vor sich hatten, vielleicht war aber auch nur unsere Verabredung noch rechtzeitig genug eingetroffen.

Wir speisten in einem der Hotel Restaurants. Es war ziemlich düster, sonst ist mir nicht viel in Erinnerung geblieben. Mein Russisch war zu schlecht, um der Unterhaltung folgen zu können, aber ich gab mir alle Mühe, dekorativ auszusehen. Anschließend fuhren wir noch nach oben in den Business Club, von dem mir Mascha gesagt hatte, dass er exklusiv und teuer wäre und bei russischen Geschäftsleuten sehr beliebt. Es waren fast nur Männer dort, vereinzelt waren auch ein paar Frauen zu sehen, die an der Bar saßen. Taron sah die vielen Männer an, schaute dann zu den Frauen mit den rot geschminkten Lippen und bemerkte trocken: Oh, sie haben viel zu tun heute Nacht.

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Letters to Breshnew
ach, das sozialistische grau. manchmal vermiss ich es ja auch ein bißchen - und ich wär auch so gerne mal in die freundliche märchenfilmproduzierende, weizenfeldgoldene, künstlerverehrende und fortschrittsbefeuerte UdSSR gefahren. Das Mafia-Nutten-Gucci-Elend-Alkohol-Russland-Pulverfass von heute kann mir direkt gestohlen bleiben.

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Ich war da. Zehn Tage mit dem Russisch-Kurs während der Osterferien.
Davon werde ich eines Tages auch noch erzählen. Fürs erste aber erst einmal diese zwei Bilder aus Moskau für Sie, Herr Horizont. Von Perestrojka noch keine Spur.

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РЕШЕНИЯ XXVI СЬЕЗДЯ КРСС - ВЫПОЛНИМ !

Wenn ich das richtig entziffert habe.

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Wir vollziehen die Lösungen des 26. Kongress der KPdSU!
(KПCC = Коммунистическая партия Советского Союза).

Wenn ich mir das nach so langer Zeit noch richtig zusammengereimt habe.

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Bevor Sie zu nostalgisch werden, noch ein Bild: Das Haus des Stadt-Sowjets.

Die Fotos sind alle aus dem Reisebus heraus während der Fahrt aufgenommen, deshalb sind sie auch häufiger einmal krumm und schief.

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Wir kamen übrigens einige Tage vor Lenins Geburtstag dort an, der in jenem Jahr auf unseren Ostersonntag fiel. Überall hing sein Konterfei, die Leute übten fleißig für die Paraden und veranstalteten auch einen Subbotnik und schrubbten die Parks.
Subbotniks gab es in der DDR meines Wissens auch, weiß nicht, ob Sie sich noch daran erinnern.

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SUBBOTNIK!
aaahh, those were the days...
mir ist auf der stelle nach dem ausrichten eines kuchen-basars.
nostalgie, altes haus, komm doch näher, ich rück ein bißchen rüber...

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Subbotnik


Palast der Jungpioniere, Moskau. Großreinemachen am Tag vor Lenins Geburtstag. Subbotnik = freiwilliger zusätzlicher Arbeitseinsatz am Sonnabend.

So, und jetzt her mit dem Kuchen, Herr Horizont.

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