Montag, 12. Januar 2015
1109
Jetzt, wo gerade alle Charlie sind, ist es Zeit, auch einmal wieder über Charlies Tante zu reden - und über Charlies Onkel, Schwestern und Brüder. Er hat viele. Insgesamt 1109 - so viele Journalisten wurden laut Committee to Protect Journalists (CPJ) seit 1992 weltweit wegen ihres Berufs getötet. Die Liste der Namen ist entsprechend lang. Wer sie liest, dem fällt sofort auf, dass viele der Namen vermuten lassen, es waren Muslime, die für die Pressefreiheit starben.

Weltweit getötete Journalisten in den Jahren 2003 bis 2014

Diese Statistik basiert auf den Zahlen vom Committee to Protect Journalist (CPJ). Sie zeigt die Anzahl der getöteten Journalisten weltweit in den Jahren 2003 bis 2014. Allein im Jahr 2013 wurden laut CPJ weltweit 100 Journalisten und Media Workers getötet.

Statistik: Ermordete Journalisten weltweit in den Jahren 2003 bis 2014 | Statista

(Anmerkung: Diese Grafik hat jemand anderes aus den vorliegenden Zahlen von Statista erstellen lassen, die Überschrift ist etwas irreführend. Es handelt sich um die Zahlen der getöteten Journalisten. CPJ vermerkt aber auch, wie viele davon wiederum ermordet wurden oder im Kreuzfeuer bzw. in einem Krieg starben oder aber während eines gefährlichen Auftrags.)

Anzahl der getöteten Journalisten weltweit in den Jahren 1995 bis 2014

Diese Statistik basiert auf den Zahlen von Reporter ohne Grenzen (RoG) und zeigt die Entwicklung der Anzahl der getöteten Journalisten weltweit in den Jahren 1995 bis 2014. Die Zahlen unterscheiden sich etwas von denen von CPJ, weil CPJ bewusst keine rigide Definition für "Journalist" verwendet und auch Stringer, Freelancer, Blogger und Bürgerjournalisten einschließt. Laut RoG starben 2012 insgesamt 88 Journalisten im direkten Zusammenhang mit ihrer Arbeit.

Statistik: Anzahl der getöteten Journalisten weltweit in den Jahren 1995 bis 2014 | Statista

Die traurige Wahrheit lautet: Das Töten von Journalisten ist längst alltäglich.

... comment

 
20 Deadliest Countries (CPJ):
Iraq: 166
Syria: 79
Philippines: 77
Algeria: 60
Russia: 56
Somalia: 56
Pakistan: 56
Colombia: 45
India: 34
Mexico: 31
Brazil: 30
Afghanistan: 27
Turkey: 20
Sri Lanka: 19
Bosnia: 19
Tajikistan: 17
Rwanda: 17
Sierra Leone: 16
Israel and the Occupied Palestinian Territory: 16
Bangladesh: 15

... link  


... comment
 
Laut CPJ landeten im vorigen Jahr 220 Journalisten ins Gefängnis. Insgesamt 456 Journalisten gingen seit 2008 ins Exil.

... link  

 
220 erscheinen mir fast als Zahl zu gering (verglichen zu dem was man so aus der Türkei, China Rußland etc hört).

... link  

 
Ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass es auch Fälle gibt, von denen CPJ nichts weiß.

... link  

 
Mit der Zahl der ermordeten Journalisten ists dann schon sehr viel näher an meinem Gefühl.

... link  


... comment
 
Ich hab gestern länger über die Zahlen nachgedacht.
Es ist so: für MICH muß kein Journalist mitten im Krieg (an der Seite von Rebellen etc) ins Gefecht ziehen. Sowas finde ich ziemlich arg und bei manchen weiß ich auch nicht, ob es sich dabei wirklich um ernsthaften Journalismus handelt oder nur Sensationsgeilheit.

Ich erinnere mich an so viele Bilder von zu vielen Kriegen, als da live auf Sendung bereichtet wurde. Natürlich ist es wichtig, daß es Journalisten sind, die vor Ort sind - keine Frage. Die Frage aber für mich ist, wie weit drinnen müssen die sein.

Definitiv ist es schlimm, wenn Journalisten ihres Berufs wegen verfolgt (ins Gefägnis gesteckt, gekidnappt, gefoltert, getötet) werden. Aber da werd ich grad aus den Zahlen nicht ganz schlau (hab aber nicht ganz genau hingesehen) - bezieht sich das jetzt auf alle in allen Lagen, oder konkret? (weil s.o.)

2012 weltweit nur 88 getötet, ist zwar noch immer viel zu viel, erscheint mir aber als Zahl auch sehr niedrig. Da starben wohl mehr Polizisten im Dienst.

... link  

 
Sicherlich ist Kriegsberichterstattung ein schwieriges Thema. Kriegsberichterstattung bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass es sich dabei um "embedded journalists" handelt. Es stimmt, seit dem Golfkrieg 1991 sind wir alle "live dabei". Andererseits toben dauernd vergessene Kriege und kriegerische Konflikte, über die kaum berichtet wird. Und ob es besser ist, sich auf das Material zu verlassen, das die Kriegsparteien selbst veröffentlichen, sei dahin gestellt.

Die Zahlen beziehen sich auf alle getöteten Journalisten. Seit 1992 starben laut CPJ 228 Journalisten im Kreuzfeuer bzw. in Kriegen. Die gefährlichsten Länder waren demnach Syrien (60), Irak (55), Israel und die Palästinensischen Gebiete (14), Bosnien (13), Somalia (12), Russland (12), Afghanistan (9), Georgien (7). Bei CPJ findet man nicht nur Portraits dieser getöteten Journalisten, sondern auch deren Namen. Schauen Sie sich mal die Liste für den Irak an, bei vielen von ihnen handelte es sich um einheimische Journalisten.

Der Irak führt übrigens auch die Liste der Staaten an, in denen die meisten Journalisten ermordet wurden. Seit 1992 waren es weltweit 734.

Bei Polizisten und Soldaten liegen die Zahlen sicherlich höher. Im Gegensatz zu ihnen tragen Journalisten aber im Dienst keine Waffen und werden auch nicht standardmäßig an Waffen ausgebildet.

... link  

 
Ah - da haben wirs schon. : )
Ich war nicht sicher, ob bei "getötet" die "ermordet"en dabei sind - und schwups, ist das schon eine ganz andre Zahl.

Jede/r Tote ist ein Menschenleben zu viel. Vor allem im Dienste der Öffentlichkeit.
Und nein, gerade weil es nicht es besser ist, sich auf das Material zu verlassen, das die Kriegsparteien selbst veröffentlichen , finde ich diese Arbeit auch wichtig - aber eben NICHT, daß manche Journalisten mutwillig riskante Manöver fahren.

Daß ist ein wenig - Entschuldigung für den Vergleich - wie bei paar Tierdokus, wo mit Null Respekt in den Lebensraum eingedrungen wird. (Ich bin dann noch so bös und freu mich über jeden Biß etc., weil ich das alles so fürchterlich und überheblich finde.)

... link  

 
Die Zahl 1109 getöteter Journalisten schließt alle ein, auch die ermordeten und die, die im Krieg umkamen.

... link  


... comment
 
Schau an, wer da so alles auf dem Trauermarsch in Paris war. Alles Freunde und Verteidiger der Pressefreiheit, klar doch. Daniel Wickham hat die Heuchler aufgelistet (via Kaltmamsell).

... link  

 
; ) Auch schon andernorts gesehen.

Die Herren werden sicher gerne sagen, daß es ein Unterschied ist, ob während einer (kriegerischen blabla) Handlung wer umkommt, oder man einfach wo reinmarschiert und BUMM.

Irgendwie sicher auch ja und ganz irgendwie sicher auch entschieden nein.

... link  

 
Ach so, die Journalisten, die in diesen Ländern im Gefängnis sitzen, haben sich alle selbst eingesperrt.

... link  

 
Ganz genau - die Herren werden froh sein, daß das ENDLICH auch wer so sieht.

Entschuldigung, ist kein Thema für Witze - ich weiß.
Aber heulen darüber mag ich nicht.

... link  

 
Ich schon. Jedesmal, wenn ich davon lese. Wobei es meistens nur eine kurze Notiz in der Zeitung ist, wenn überhaupt. Wahrscheinlich bekommen die Mehrheit der Menschen in Europa es nicht einmal mit. Allenfalls, wenn die Journalisten vor laufender Kamera ermordet werden oder wie jetzt eben gleich zu mehreren in der eigenen Redaktion. Wem sagt hierzulande schon der Name Hrant Dink noch etwas, der am 19. Januar 2007 vor der Tür der Agos-Redaktion erschossen wurde. Am selben Abend demonstrierten in Istanbul und Ankara spontan Tausende und riefen: "Wir sind alle Hrant Dink. Wir sind alle Armenier."

... link  


... comment


To prevent spam abuse referrers and backlinks are displayed using client-side JavaScript code. Thus, you should enable the option to execute JavaScript code in your browser. Otherwise you will only see this information.